Silberband 075 - Die Laren
kraftvoll wie üblich.
»Sie wissen, was das bedeutet«, sagte er. »Man hielt uns im Hetos der Sieben für gespenstergläubige Narren, als wir die Gefahren schilderten, die wir in dieser Galaxis sahen. Es kostete uns jahrelange Mühe, das Hetos zu einer Expedition hierher zu bewegen. Man entschloß sich schließlich einzugreifen – eher um uns zur Ruhe zu bringen, als weil man wirklich eine Gefahr sah. Der heutige Vorfall aber wird die Zweifler überzeugen! Unsere Befürchtungen bleiben hinter der Wirklichkeit zurück.«
Er wandte sich zu Loremaar-Hunut um. Die großen gelblichen Lippen zitterten vor innerer Erregung.
»Diese Überlegungen sind jedoch zweitrangig«, fuhr er fort. »Es geht uns nun nicht mehr darum, politische Anhänger und Gleichgesinnte im Hetos zu finden. Wir müssen dafür sorgen, daß unsere Position in dieser Galaxis unangetastet bleibt. Bereiten Sie eine Ansprache über das Nachrichtennetz des Solaren Imperiums vor, Loremaar! Ich will den Terranern erklären, daß ich beabsichtige, ihr ganzes Sonnensystem zu vernichten, wenn auch nur ein einziges meiner Raumschiffe im Bereich ihrer Milchstraße angegriffen wird!«
Stella Genovese war eine alte, armselige Sonne vom K-Typ, der Fachwelt nur deswegen bekannt, weil ihr Spektrum darauf hindeutete, daß sie ungewöhnlich reich an schweren Elementen war. Ein unauffälliger Treffpunkt, weit von allen häufig befahrenen Straßen der Raumschiffe entfernt, weit weg vor allen Dingen von Vontrecal-Pyn, wo in kurzer Zeit larische SVE-Raumschiffe auftauchen würden, um nach dem Verbleib eines der Ihren zu forschen.
Die MARCO POLO hatte acht Stunden gebraucht, um die rund dreißigtausend Lichtjahre zu überwinden, die Stella Genovese von Vontrecal-Pyn trennten. Man durfte nicht erwarten, daß das kleine Fahrzeug, das in unbegreiflichem Wagemut den übermächtigen Laren angegriffen hatte, ebenso schnell war wie das Flaggschiff der Solaren Flotte, und faßte sich in Geduld. Inzwischen lief die Auswertung der Hyperfunksprüche, die die MARCO POLO kurz vor der Vernichtung des SVE-Raumers aufgefangen hatte, auf Hochtouren. Perry Rhodan, mit seinem Stab selbst in der Kommunikationszentrale anwesend, wollte wissen, was der Lare gefunkt hatte, bevor er explodierte. Es interessierte ihn, ob er den plötzlich auftauchenden Angreifer genau genug beschrieben hatte, daß man anhand der Beschreibung die MARCO POLO wiedererkennen könnte.
Das Problem, einen larischen Funkspruch zu entschlüsseln, war kein geringes. Ganz abgesehen davon, daß die larische Sprache sich in ihrem Aufbau von allen in der Milchstraße geläufigen Idiomen wesentlich unterschied – so zum Beispiel hatte das larische Alphabet aus semantischen Gründen mehr als dreihundert Zeichen, und weitere Hunderte von Sonderzeichen machten es notwendig, daß zum Funkverkehr in larischer Sprache ein Elf-Bit-Kode verwendet wurde –, es fiel obendrein den Laren auch keineswegs ein, ihre Sprüche im Klartext abzusetzen. Die Geheimnisse der larischen Sprache und ihres Informationskodes hatte die terranische Wissenschaft zwar bald gelöst, aber das Entschlüsseln von Geheimsprüchen bereitete noch immer Schwierigkeiten. So zum Beispiel verwendeten die Laren einen statistischen Wechselkode, ein System also, in dem der Geheimkode in statistischen Abständen innerhalb einer Sendung wechselte. Solche Sprüche konnten ohne besonderen Aufwand nur von einem synchron arbeitenden Empfänger verarbeitet werden, der im voraus wußte, wann der nächste Kodewechsel erfolgen würde. Dem Uneingeweihten, der eine solche Sendung entziffern wollte, bot sich nicht nur die Schwierigkeit, anstatt eines einzigen sämtliche in der Sendung verwendeten Geheimkodes kennen zu müssen, er mußte auch die Stellen finden, an denen von einem Kode zum andern gewechselt worden war.
Man hatte mit der Entschlüsselung der Hyperfunksprüche des SVE-Raumers unmittelbar nach dem Abflug von Vontrecal-Pyn begonnen. Jetzt, vier Stunden nach Ankunft im Stella-Genovese-Sektor, also nach insgesamt zwölfstündigen zähen Bemühungen, lagen die ersten Ergebnisse vor. Atlan, beim Abflug der MARCO POLO von seinem unterseeischen Versteck in der Para-Burg über Transmitter an Bord gekommen, hatte an der Entschlüsselung der Funksprüche wesentlichen Anteil gehabt und präsentierte Perry Rhodan nun die ersten Resultate.
»In chronologischer Reihenfolge«, begann er und sortierte Bündel von computerbedruckten Folien auf einem Kartentisch. »Hier eine
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