Silberband 075 - Die Laren
gratuliert.«
»Sie begreifen nicht«, entgegnete Hoschtra. »Wir benötigen Ihr Team nicht. Das Zentralplasma hat alle meine Berechnungen geprüft und die Anwendung des Paraventils durchgespielt. Die Ergebnisse fielen ausnahmslos positiv aus. Bald werden Fragmentraumschiffe der Posbis die neue Waffe praktisch erproben. Dann können die Menschen wieder aufatmen.«
Oberstleutnant Hetely blickte den Wissenschaftler lange prüfend an, dann schüttelte er den Kopf und sagte bedauernd: »Es tut mir leid, Sir, aber auf diese Art und Weise werden wir nicht vorgehen.«
Er schaltete sein Armband-Funkgerät ein, justierte es auf die Wellenlänge des entsprechenden Sektors des Zentralplasmas und sagte: »Oberstleutnant und Verbindungsoffizier Hetely an Zentralplasma. Ich benötige einen gepanzerten Gleiter mit Eskorte, da ich eine sehr wichtige Persönlichkeit zu einem Raumschiff bringen lassen muß. Kann ich das Gewünschte sofort erhalten?«
»Der gepanzerte Gleiter landet soeben vor dem Labor von Professor Hoschtra«, kam die Antwort aus dem Empfänger des Gerätes. »Bitte, warten Sie auf die Eskorte, Oberstleutnant Hetely!«
»Verstanden. Danke«, sagte der SolAb-Offizier. Er blickte den Professor aus halb zusammengekniffenen Augen argwöhnisch an.
»Dieser Service ist mir um eine Klasse zu gut, vor allem aber zu schnell«, meinte er und zog einen kleinen Paralysator aus seinem Gürtelhalfter. »Gehen Sie zum Nebenausgang, Professor!«
Eygel Hoschtra lächelte unerschrocken. »Ich werde nicht gehen, Oberstleutnant! Sie können mich paralysieren, aber das wird Ihnen nichts nützen.«
»Zu spät«, erwiderte Hetely trocken und steckte seinen Paralysator weg, als vier Posbi-Roboter das Labor betraten.
Die Roboter trugen stabförmige Narkosewaffen. Sie traten auf Hetely zu, und einer von ihnen sagte: »Sir, wir bitten um Entschuldigung, aber das Zentralplasma ist zu der Auffassung gelangt, daß es ein Fehler wäre, Professor Hoschtra zu diesem Zeitpunkt von der Hundertsonnenwelt zu entfernen. Bitte, Sir, haben Sie die Güte, uns zu begleiten und keinen Widerstand zu leisten. Sie werden gut behandelt werden, wie sich das für einen Freund geziemt.«
»Ihnen geschieht nichts, dafür verbürge ich mich«, warf Hoschtra ein.
Mang Hetely zuckte die Schultern. »Ich weiß, Professor. Sie wollen immer nur das Beste tun. Diesmal aber begehen Sie bestimmt einen Fehler.«
Professor Dr. Saphira Colche beobachtete den Posbi mittels Telemetrie. Der ›Patient‹ war ein Transmitter-Justierer, ein Roboter mit hochspezialisiertem Gehirn, das zu gleichen Kapazitätseinheiten aus einer Positronik und einer Plasmaballung bestand. Ein zwischengeschalteter Bioponblock koordinierte die Funktionen der beiden Gehirnhälften.
Vor einer Woche war PT-J 728.239 im Terranischen Institut für Plasmaneurologie eingeliefert worden. Das Zentralplasma selbst hatte die Einlieferung veranlaßt, da der Transmitter-Justierer offenbar schizophren geworden war und mit normalen Mitteln nicht geheilt werden konnte.
Saphira Colche hatte bei der peinlich genauen Untersuchung festgestellt, daß die schizophrenen Phänomene des Posbis ihre Ursache in einer pathologischen Veränderung der Zellkernstrahlung seines Gehirnplasmas hatten. Daraufhin war PT-J 728.239 von ihr mit dem neuen Submaterie-Ladungspoler behandelt worden, einem medizinischen Apparat, der aus einer gefährlichen Waffe der Cynos, dem Ladungspoler, entwickelt worden und von Professor Dr. Colche verbessert worden war.
Sie hatte ihn von Anfang an sympathisch gefunden und ›Speech‹ genannt, einmal, weil ihr die Registrierbezeichnung zu umständlich war, zum anderen, weil der Roboter in seinen schizophrenen Zuständen ununterbrochen geredet hatte.
Inzwischen sollte Speech geheilt sein, die Fernmessungen dienten eigentlich nur dazu, letzte Gewißheit zu erlangen. Saphira war mit den Ergebnissen denn auch vollkommen zufrieden. Nachdem sie die Ergebnisse der Fernmessungen in eine Positronik überspielt hatte, ging sie persönlich zu dem Raum, in dem Speech sich aufhielt.
Speech war zwei Meter groß und von humanoider Grundgestalt. Er hatte zwei Beine, zwei Arme und zwei Hände mit jeweils fünf Fingern sowie einen Schädel, der dem eines Terraners glich und mit einem hellbraunen Synthoplastgesicht versehen war. Diese Äußerlichkeiten waren in erster Linie Konzessionen des Zentralplasmas an seine terranischen Freunde. Sie sollten vom Gefühl her die Beziehungen und den Umgang miteinander
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