Silberband 075 - Die Laren
bewegen durfte.
Kurz bevor die Sphäre und die Energiekuppel sich berühren konnten, schaltete ein Automatismus, der in den Energiestrukturen beider Gebilde unsichtbar gespeichert war, eine Strukturlücke in der durchsichtigen Kuppel. Die Sphäre glitt hindurch und deaktivierte sich, als die Strukturlücke sich wieder geschlossen hatte.
»Ich muß in mein Institut!« rief Hoschtra.
Einer der Posbis wandte sich ihm zu und sagte: »Bitte, folgen Sie mir, Sir!«
Hoschtra folgte dem Roboter zur Rückwand der Kuppel, wo das Energiegebilde in einen – ebenfalls energetischen – Schlauch mündete, in dem die Schwerkraft neutralisiert war.
Der Posbi und der Terraner schwebten durch den Schlauch und gelangten kurz darauf zu einem kleinen Transmitter. Der Posbi nahm einige Schaltungen vor, dann erklärte er: »Der Transmitter ist auf den Empfänger in Ihrem Institut justiert, Sir. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«
»Danke!« erwiderte Eygel Hoschtra geistesabwesend, denn er befand sich in Gedanken bereits mitten im Getümmel der Schlacht, die demnächst in der Milchstraße geschlagen werden würde, und sah sich als den strahlenden Sieger über die Laren und den Retter aller galaktischen Zivilisationen.
Er trat unter den Torbogen des Transmitters, wurde entstofflicht und durch den Überraum geschleudert. Unter dem energetischen Torbogen des Transmitters in seinem Institut kam die übergeordnete Energie an, wurde wieder zu einem Bestandteil des Einstein-Kontinuums und formte sich zu dem materiellen Gebilde namens Eygel Hoschtra.
Als der Torbogen erlosch, war Hoschtra in jeder Hinsicht wieder komplett.
Er erblickte zwei Menschen, die ihn erwartungsvoll ansahen. Der eine war eine Frau, seine langjährige Mitarbeiterin Dr. Aitra Kisani, eine große, knochige Person mit blaugrauem Haar und grünen Augen, die ihren Chef insgeheim verehrte. Der andere Mensch war ein Mann, Dr. Jeremy Ruff, ein überaus tüchtiger Hyperdimfeld-Kalkulator, der als Zyniker verschrien war. Mit seinem weißblonden langen Haar und den rotgold schimmernden Augen sowie der großen hageren Gestalt sah er aus wie ein Arkonide. Er war jedoch ein waschechter Terraner, geboren in einer Unterseestadt in der Südsee.
»Gut, daß ich Sie sehe!« sagte Professor Hoschtra. »Sie werden mich in die Milchstraße begleiten.«
»Mitten hinein in die Milch?« fragte Jeremy Ruff. »Sie wird sauer werden, Chef, wenn wir uns hineinstürzen.«
»Unterlassen Sie Ihre dummen Bemerkungen, Jeremy!« sagte die Frau tadelnd. Sie wandte sich an den Professor. »Ich sehe Ihrem Gesicht an, daß die Aktion gut angelaufen ist, Professor, und ich freue mich sehr, daß ich Sie begleiten darf.«
»Ja, ja«, meinte Hoschtra, etwas zerstreut. »Es ist eine große Ehre für uns. Bitte, stellen Sie doch eine Liste von rund hundert Mitarbeitern zusammen, Dr. Kisani. Ich möchte, daß alle Spezialisten, die bei der Entwicklung meines Paraventils mitgeholfen haben, an dem historischen Flug teilnehmen. Sie sollen die Arbeit der neuen Waffe beobachten und auswerten, damit recht bald auch die Raumschiffe der Solaren Flotte mit ihr ausgerüstet werden können.«
»Jawohl, Professor«, sagte Aitra Kisani diensteifrig. »Ich weiß schon, wen wir mitnehmen.« Sie eilte davon.
Eygel Hoschtra blickte ihr nach. »Sie ist gewiß keine Schönheit, aber eine überaus tüchtige Person«, bemerkte er nachdenklich.
»Und sie liebt Sie, Chef«, meinte Jeremy Ruff.
»Unsinn!« fuhr Hoschtra den Hyperdim-Kalkulator an. »Außerdem habe ich Wichtigeres zu tun, als an Liebe zu denken. Das ist etwas für junge Leute wie Sie, Ruff.«
»Ich bin immerhin schon einundsiebzig Jahre alt, Chef«, entgegnete Ruff.
»Na und?« fragte Hoschtra. »Einundsiebzig ist doch kein Alter. Aber kehren wir zur Sache zurück. Die Installation der Paraventile geht zügig voran. Das Zentralplasma beabsichtigt, rund vierzigtausend Fragmentschiffe mit der neuen Waffe auszurüsten und damit in die Milchstraße vorzustoßen.«
»Vierzigtausend!« stieß Jeremy Ruff hervor. »Das wird eine ganze Menge Schrott geben.«
»Schrott? Wieso Schrott?« fragte Professor Hoschtra verwirrt. Jeremy Ruff grinste verstohlen. »Wenn etwas schiefgeht, Professor«, meinte er leichthin.
Eygel Hoschtra blickte seinen Mitarbeiter durchdringend an, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Es kann nichts schiefgehen. Ich habe alles vielfach überprüft, und auch das Zentralplasma hat die Ergebnisse meiner Versuchsreihe durchgerechnet und
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