Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
stieß ins Leere. Trotz aller Mühe konnte Joupje Termaar sich nicht mehr erinnern, was geschehen war, nachdem er mit Artur Prax die Stadt verlassen hatte. Sein Gedächtnis setzte erst wieder mit dem Erwachen auf der Lazarettliege ein.
Nur eins hatte sich seinem Bewusstsein eingeprägt: Was für Dinge es auch gewesen sein mochten, die ihm in der Zwischenzeit widerfahren waren, es mussten angenehme Geschehnisse gewesen sein.
Santarem schickte Joupje nach Hause. Nachdem der Aphiliker das Lazarett verlassen hatte, wandte sich der Arzt an Reginald Bull. »Seine Aussage deckt sich mit der von Artur Prax«, erklärte er. »Was halten Sie davon?«
Auf Bulls kantigem Gesicht stand ein Zug grimmiger Überraschung. »Ka-zwo, die übelsten Produkte der Aphilie, verteilen antiaphilische Drogen«, knurrte er. »Wenn ich nicht schon verrückt bin, dann werde ich es wohl bald …«
23.
Am nächsten Morgen begann der Aufmarsch. Allein aus dem Getto Shanghai kamen 3.000 Mitglieder der Logik des Glaubens, um beim Bau der Evakuierungsflotte zu helfen. Die für Shanghai zuständige Werft lag in der Küstenebene zwischen Tungtai und Sheyang, ein riesiges Gelände von etwa 250 Quadratkilometern. Die Helfer wurden an Bord großer Lastengleiter transportiert. Vater Ironside und Reginald Bull hatten die Leitung des Einsatzes übernommen.
An diesem Tag wurde in 82 Werften rund um den Globus die Arbeit wieder aufgenommen. Die Organisation stellte insgesamt mehr als 300.000 Arbeitskräfte zur Verfügung. Allerdings waren sie keine Fachleute. Zwei Wochen würden für ihre Schulung benötigt werden. Danach galt es, die Fertigungsroboter wieder in Betrieb zu setzen, die von den Aphilikern stillgelegt worden waren, weil sie befürchtet hatten, dass selbst diese Roboter, die wie alle mit den Asimovschen Gesetzen programmiert gewesen waren, potenziell gefährlich sein könnten.
Die Aufgabe der Männer und Frauen bestand keineswegs darin, mit den eigenen Händen riesige Raumschiffe zu bauen, sondern vielmehr Arbeitsvorgänge zu überwachen. Dabei waren die Werften nicht die einzigen Arbeitsorte, an denen in diesen Tagen der Betrieb neu anlief. Das galt ebenso für die Rohstofferzeugung.
Das Regierungsvorhaben sah den Bau einer Flotte von Raumriesen der GALAXIS-Klasse vor, jedoch ohne Bewaffnung und Triebwerke für den intergalaktischen Flug. Mit diesem Verzicht wurde kostbarer Raum gewonnen. Jedes Raumschiff würde für die Unterbringung der Aussiedler eine Decksfläche von rund vierzig Quadratkilometern bereitstellen. In Anbetracht der Tatsache, dass der eigentliche Evakuierungsflug nur wenige Stunden oder Tage, Ein- und Ausschiffungsvorgang jedoch jeweils mehrere Tage dauern würden, war errechnet worden, dass jeder Aussiedler für sich eine Fläche von nicht mehr als zwanzig Quadratmetern beanspruchen dürfe. Das bedeutete mindestens zwei Millionen Menschen an Bord jedes Raumers. Für die Evakuierung der gesamten Erdbevölkerung waren also zehntausend Kugelraumer mit 2.500 Metern Durchmesser nötig. Allgemein stellte sich die Frage, ob eine derart gewaltige Aufgabe bis zum Sturz in den Schlund bewältigt werden konnte. Immerhin gab es nicht nur Personen zu transportieren, sondern auch Maschinen, Baumaterial, Nutztiere, Pflanzen und Saatgut – eben alles, was für einen völligen Neubeginn nötig war. Andernfalls wäre es deutlich einfacher gewesen, im Pendelverkehr zu evakuieren.
Wochen gingen ins Land … Die Arbeiter absolvierten ihre Schulung; die Minen produzierten wieder; in den Werften erledigten die Fertigungsroboter ihre ersten Prüfläufe. Korrekturen wurden vorgenommen, und schließlich startete die Produktion. Gerechnet wurde mit einer wöchentlichen Fertigung von drei Raumschiffen pro Werft. Das waren, wenn alles gut ging, fast 250 Raumschiffe pro Woche, etwas mehr als vierzig Wochen also für die gesamte Evakuierungsflotte. Die Fachleute in Reginald Bulls Umgebung zweifelten ernsthaft daran, dass der Sturz in den Schlund noch so lange auf sich warten lassen werde.
Ironsides und Bulls Hoffnung erfüllte sich dennoch. Als die Regierung verkündete, dass sie mit dem Bau einer Evakuierungsflotte begonnen hatte, horchten die Menschen auf. Die Zahl der Aufstände sank innerhalb eines Tags auf ein Viertel des bisherigen Wertes und nahm in den folgenden Tagen noch weiter ab. Die Menschen akzeptierten die Bemühungen für ihre Rettung. Dass die Werften den Betrieb wieder aufgenommen hatten, blieb allen in deren Nähe Wohnenden
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