Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
Santarems Rufkode geben.
Santarem stutzte, als er auf der kleinen Bildscheibe Sylvias verstörtes Gesicht erblickte. »Joupje und Artur!«, stieß sie hervor. »Etwas ist mit ihnen geschehen. Komm schnell!«
Oliveiro Santarem warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer, die immer noch auf dem Boden hockten. »Auf Anhieb würde ich sagen: alkoholisiert«, erklärte er, ging in die Knie und studierte ihre Gesichter aus der Nähe. »Aber wir wissen beide«, fuhr er fort, »dass Aphiliker in alkoholisiertem Zustand rabiat und tückisch werden. Die beiden sind äußerst friedlich. – Du hast Recht. Da stimmt etwas nicht.«
Zwei Medoroboter brachten Termaar und Prax ins Lazarett. Die Männer ließen sich willig führen, während sie weiterhin von ihrem unsichtbaren Bild schwärmten.
Der Aufbruch der Delegation wurde verschoben, Terrania City davon in Kenntnis gesetzt. Am Abend fanden sich Vater Ironside und Reginald Bull mit ihrem Stab zur Besprechung zusammen. Aller Augen ruhten auf Oliveiro Santarem, der abgespannt und gleichzeitig ein wenig müde wirkte.
»Ich will nicht lange herumreden«, sagte er. »Ich habe noch keine Ahnung, was bei Joupje und Artur diese Wandlung herbeigeführt hat. Sie stehen unter Drogeneinfluss. Aber welche Droge und auf welche Weise sie wirkt, davon habe ich keine Ahnung.« Während die Zuhörer sich noch bemühten, ihre Enttäuschung zu verbergen, fügte er hinzu: »Eins steht jedoch fest: Joupje Termaar und Artur Prax zeigen keinerlei Symptome der Aphilie mehr!«
Reginald Bull verschluckte sich fast. »Heißt das, die beiden sind wieder normal?«
»Vorübergehend, ja.«
»Wieso vorübergehend?«
»Ich glaube, dass die Droge ursächlich ist. Ihre Konzentration im Körper wird mit der Zeit geringer, das haben Messungen bewiesen. Sobald die Droge ganz verschwunden ist, wird die Aphilie zurückkehren.«
Reginald Bulls Blick wanderte zu Vater Ironside. »Wir müssen der Sache auf den Grund gehen«, sagte er. »Ich schlage vor, Sie bestimmen zwei andere Leute als Ersatz für die beiden.«
Und so geschah es. Am nächsten Tag brach die Delegation unter Sulliman Cranochs Führung nach Terrania City auf. Joupje Termaars und Artur Prax' Plätze waren von zwei jungen Männern eingenommen worden. Am selben Tag traf auch Heylin Kratt, begleitet von fünf Mitgliedern der aphilischen Regierung und zwölf Staatssekretären, in Shanghai ein. Sie wurden in Gettoquartieren untergebracht. Roboter sorgten dafür, dass es ihnen an nichts mangelte, aber auch, dass sie stets im Blickfeld blieben.
Im Lazarett waren Prax und Termaar inzwischen in tiefen Schlaf gefallen. Bis zuletzt hatten sie von Schönheiten geschwärmt, die niemand außer ihnen erblickte.
Joupje Termaar saß auf der Kante seiner Liege. Sein Gesicht war ernst und irgendwie ausdruckslos. Wer ihn ansah, erkannte, dass die Aphilie zurückgekehrt war.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er auf eine Frage, die Oliveiro Santarem an ihn gerichtet hatte, und schüttelte dazu den Kopf. »Artur und ich, wir waren draußen in der Stadt und hatten ein paar Einkäufe zu tätigen …«
»Versuchen Sie, sich zu erinnern, ob Sie jemand begegnet sind oder mit anderen Menschen gesprochen haben!«, drängte Reginald Bull, der es sich nicht hatte nehmen lassen, bei dieser Unterhaltung anwesend zu sein.
»Wir haben gesprochen, natürlich.« Termaar nickte. »Wir haben in einem kleinen Laden einen Imbiss eingenommen. Lauter Synthozeug natürlich und Selbstbedienung. Ein Ka-zwo stand in der Nähe und passte auf, dass sich niemand vordrängte. Und dann …« Er sah plötzlich auf. »Der Ka-zwo!«, stieß er hervor.
»Was war mit dem Roboter?«
»Er kam auf uns zu. Dabei hatten wir ihm überhaupt keinen Anlass dazu gegeben. Artur entdeckte ihn als Erster. Wir überlegten schon, ob wir wegrennen sollten, aber die Gelegenheit war nicht besonders günstig …«
»Weiter!«, drängte Santarem.
»… dann stand der Ka-zwo vor uns. Er streckte einen seiner Arme aus. Auf der Handfläche lagen zwei kleine, viereckige Dinger. Er sagte: Nehmt und esst!« Joupje starrte wie benommen vor sich auf den Boden.
»Was haben Sie getan?«, wollte Bull wissen.
»Genommen und gegessen«, antwortete Joupje schrill. »Man debattiert nicht, wenn ein Ka-zwo einen Befehl gibt.«
»Was geschah dann?«
»Wir holten uns den Imbiss, zwängten uns an einen Tisch und aßen. Anschließend fuhren wir nach Hause.«
»Wie ging es weiter?«, wollte Santarem wissen.
Seine Frage
Weitere Kostenlose Bücher