Silberband 087 - Das Spiel der Laren
fort. »Ich bin der Seher. Ich habe gewusst, dass die Laren kommen würden, und ich habe auch gewusst, dass die Erde im Nichts verschwinden würde. Ich habe Xanxa und Yill schon vor Tagen dein Kommen angekündigt. Deshalb war Yill oben. Verstehst du? Denn sonst gehen wir fast nie hinauf.«
Hatte ich es mit einem Wahnsinnigen zu tun, oder wusste Vater tatsächlich, wovon er sprach?
»Du bist auf der Suche nach Rhodan«, stellte er fest.
Ich zuckte zusammen. Das stimmte.
»Du hast noch Zeit, Galto Posbi. Es wird noch wenigstens ein halbes Jahr nach terranischer Zeitrechnung vergehen, bis er in der Milchstraße eintrifft.«
»Ein halbes Jahr?« fragte ich verwundert. »Woher weißt du das?«
Sein vertrocknetes Gesicht verzog sich zu einem einzigen Faltenmeer. »Ich weiß alles, was wichtig ist«, behauptete er.
»Wo wird Perry Rhodan erscheinen?« forschte ich.
»In der Höhle des Löwen, mein Junge. Im Solsystem oder doch in unmittelbarer Nähe des Heimatsystems der Menschheit.«
Eine leichte Hand legte sich auf meine Schulter. Ich blickte auf. Yill stand hinter mir. »Es ist genug«, sagte sie leise. »Du musst ihn schonen. Sieh, die Augen fallen ihm schon zu.«
Ich erhob mich und ging nachdenklich mit der schönen jungen Frau hinaus. »Ich muss nach oben«, erklärte ich. »Ich kann nicht länger hier bleiben.«
Sie lehnte sich zärtlich an mich. »Du musst bleiben!«
»Warum?« fragte ich aufbegehrend. »Nichts und niemand kann mich hier unten halten, wenn ich nicht will.«
»Ich wollte, ich könnte dir helfen«, bemerkte sie seufzend. »Aber ich kann es nicht.«
»Warum nicht?« fragte ich wütend.
»Der Strick ist gerissen.«
Ich löste mich von ihr und lief zum Antigravschacht. Bestürzt stellte ich fest, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Das Seil, an dem wir herabgeklettert waren, lag auf dem Boden. Es war tatsächlich gerissen. Damit gab es keinen Weg mehr nach oben.
»Warum willst du nicht hier bleiben?« fragte sie lächelnd und ließ das Tuch fallen, in das sie sich gehüllt hatte.
Ich kratzte mir den Kopf. »Ja, warum eigentlich nicht?« brummte ich.
Drei Tage später wurde ich durch wildes Geschrei aus dem Schlaf gerissen. Xanxa und Yill eilten auf mich zu. »Lauf weg, Galto!« rief Yill.
Ich stand wie erstarrt.
»Flüchte!« kreischte Xanxa verzweifelt. »Die Posbis kommen.«
Ich konnte nicht anders. Ich lachte schallend auf. Vergeblich zerrten die beiden Frauen an meinen Armen. Ich dachte nicht daran, noch länger das willige Beutestück für sie zu spielen, so angenehm mein Aufenthalt in diesem Bau auch gewesen war.
Goliath schoss förmlich auf mich zu. Er drängte Xanxa und Yill ab, umfasste mich mit seinen kräftigen Armen und trug mich zum Antigravschacht. Er war noch keine drei Meter weit gekommen, als vier weitere Posbis ihm zu Hilfe eilten. Äußerst behutsam schleppten sie mich von den Frauen weg.
»Ich fürchte, du stirbst«, sagte Goliath jammernd. »Du hast mindestens zehn Kilogramm Gewicht verloren.«
Ich schwieg, überließ mich ihren Armen und schloss die Augen. Seit Tagen hatte ich mich gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis meine Freunde mich finden würden. In diesen Tagen mochte ihnen wohl auch die Idee gekommen sein, mich mit einem Funkgerät zu versehen, sodass ich jederzeit und überall für sie erreichbar war.
Wir schwebten im Schacht nach oben. Dabei stellte ich beiläufig fest, dass es eine raffinierte Vorrichtung gab, mit der Xanxa und Yill vorgetäuscht hatten, der Strick sei gerissen.
Das Beiboot startete augenblicklich, als ich an Bord war. Schon während des Flugs zur BOX-1278 setzte die Noternährung ein, mit der meine Posbi-Freunde verzweifelt versuchten, mein Lehen zu erhalten. Ich selbst sah für mich überhaupt keine Gefahr, aber ich war zu müde, um noch zu protestieren. Deshalb ließ ich mich mit allerlei Nahrungskonzentraten und Aufbaupräparaten mästen, bis ich so schläfrig wurde, dass mir die Augen zufielen.
Mein letzter Gedanke war: Egal, ob Vater ein Spinner ist oder nicht, dein nächster Weg führt direkt zum Solsystem.
Aufzeichnung Galto Quohlfahrt
3.9.3581
Die Beschleunigung war kaum noch auszuhalten. Ich spürte, wie mein Kopf unnachgiebig in den Helm gepresst wurde. Aber Sekunden später ließ der ungeheure Druck allmählich nach.
Ich öffnete die Augen. Der SVE-Raumer war weit von mir entfernt. Er feuerte, doch der Energiestrahl floss im Schutzschirm des Fragmentraumers auseinander. Ich erkannte, dass ich mich
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