Silberband 092 - Das MODUL
brauchen«, sagte ich.
Das kristalline Gebilde strahlte heller denn je, einige Teile des Gespinsts funkelten wie Diamanten. Diese Intensität kam in unregelmäßigen Intervallen. Das funkeln begann in den dicken Strängen der Basis und wanderte langsam das Netzwerk hinauf – in den haarfeinen Fäden der Spitze funkelte es wie Tau.
Unmittelbar nach uns traf Irmina Kotschistowa an der Peripherie der Halle ein. Atlan, Geoffry und ich begrüßten sie mit einem Nicken. Irmina verhielt sich zurückhaltend, um nicht die Aufmerksamkeit des COMPs auf sich zu ziehen. Sie war von Geoffry informiert worden und wusste, was sie zu tun hatte. Ich merkte es an ihrem angespannten Blick, dass sie sich konzentrierte.
Die kurze Zeitspanne während des Wegs von der Zentrale in den Hangar hatte Geoffry genutzt, um in seinen Labors rückzufragen. »Der COMP gibt ohnehin in kurzen Abständen schnelle Hyperimpulse ab«, sagte er jetzt. »Jede Zunahme seiner Leuchtkraft scheint mit einem deutlich erhöhten Ausstoß einherzugehen. Die Impulse sind in ihrer Art jedoch äußerst fremdartig und nicht zu entschlüsseln. – Noch nicht.«
»Es wäre interessant zu wissen, was der Bursche über uns ausplaudert«, wandte Atlan ein. Auffordernd schaute er Waringer an.
»Wir werden es erfahren.«
»Irgendwann. Wenn es für uns zu spät ist, Geoffry. Du solltest deine Kommunikationsspezialisten …«
»Warum lässt du Geoffry nicht ausreden?«, unterbrach ich den Arkoniden.
Waringer lächelte dünn. »In den Minus-Phasen, sobald die Leuchtkraft der Kristallfäden nachlässt, empfängt der COMP ähnlich dicht gepackte Hyperwellen. Deutlich mehr, als wir bislang festgestellt haben. Das ist alles.«
»Also steht der COMP momentan in einer Art Informationsaustausch«, sagte Atlan.
»Es ist nahe liegend, dass es sich bei dem Empfänger um die Kaiserin von Therm handelt.« Ich atmete tief ein. »Der Sender ist möglicherweise identisch.«
Während wir noch beobachteten, ging erneut eine Veränderung mit der kristallinen Struktur des COMPs vor sich. Die Intervalle zwischen den Leuchtphasen waren offensichtlich rhythmischer geworden. Gleichzeitig ließ jede Phase das Gespinst in einer anderen Farbe erstrahlen. Zuerst brandete von der Basis eine grellgelbe Woge auf. Die nächste Phase hatte einen rötlichen Stich, bis den COMP eine tiefviolette Welle durchlief und die Kristalle einige Phasen später wieder in leuchtendem Blau erstrahlten.
Erst Atlans nüchterne Stimme schreckte mich aus meiner Betrachtung auf. »Ein ähnliches Phänomen konnten wir bisher noch nicht beobachten. Wir sollten Alarm geben.«
Ich vernahm in meinem Rücken einen unterdrückten Ausruf und drehte mich um. Dort stand Irmina. Sie wirkte überaus erregt. »Er hat dieses Ereignis vorausgesagt«, hörte ich sie murmeln. Im nächsten Moment biss sie sich auf die Lippen und sagte laut: »Verzeihung, das hat Zeit bis später.«
Ich wandte mich wieder dem COMP zu. Das Farbenspiel war beendet, das Kristallgebilde erstrahlte wie zuvor in seinem beständigen weißblauen Licht. Myriaden funkelnder Diamanten gleich.
»COMP – kannst du mich hören?«, fragte ich laut. Mein Stimmaufwand wäre nicht nötig gewesen, denn wenn der Datenspeicher überhaupt ›hörte‹, dann hätte er auch ein Flüstern wahrgenommen. Aber irgendwie wollte ich durch ein erhöhtes Stimmvolumen Entschlossenheit vortäuschen.
Obgleich unsere Kommunikationsgeräte eingeschaltet waren, kam keine Antwort.
»COMP, ich verlange eine Erklärung für deine Aktivitäten!«, drängte ich. »Wir haben eine Abmachung getroffen, und ich bestehe auf einer Antwort.«
»Eine Kurskorrektur ist notwendig«, antwortete die wohlklingende Stimme, deren sich der COMP bediente. »Sie wurde an SENECA weitergegeben.«
Atlan und Geoffry warfen mir einen schnellen Blick zu. Das Gesicht des Arkoniden hatte sich verhärtet.
»Wozu eine Kurskorrektur?«, fragte ich.
»Weil sie notwendig ist.«
»Das ist keine Antwort! Ich will den Grund für die Kursänderung wissen.«
»Es steht euch frei, die Zielkoordinaten zu überprüfen.«
Danach reagierte der COMP auf keine weiteren Anfragen.
Wir verließen die Halle. Ich merkte, dass Irmina den Kopf schüttelte, als Geoffry ihr einen fragenden Blick zuwarf.
»Ich könnte mir vorstellen, dass eine Kursänderung mit BARDIOC zu tun hat«, sagte Geoffry unvermittelt.
»Das wäre eine mögliche Antwort«, erwiderte ich. »Doch sie befriedigt mich nicht.«
»Es könnte sich ebenso um
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