Silberband 092 - Das MODUL
du bislang nur unbewusst in dich aufnimmst.«
Bjo duckte sich.
»Noch macht es dir Angst«, fuhr Lloyd fort, »aber eines Tages wirst du dich an den Rhythmus des Universums gewöhnt haben und ihn verstehen.«
Der rot-braun gefleckte Katzer sprang aus dem Kreis der Umstehenden und raste mit langen Sätzen aus der Zentrale. Lloyd wollte ihm folgen, doch Rhodan hielt den Mutanten fest. »Bjo braucht erst einmal Ruhe«, sagte er.
Lloyd nickte zögernd.
»Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht täuscht?«, fragte Rhodan.
»Der Mensch ist aus der kosmischen Entwicklung hervorgegangen, aber dennoch ein Teil davon geblieben«, erwiderte Lloyd. »Unbewusst haben wir stets auf kosmische Vorgänge reagiert, und rhythmische Abläufe im Weltraum beeinflussen nach wie vor unser Leben. Die Menschen lernten irgendwann zu verstehen, dass sie nicht nur dem Wechsel von Tag und Nacht unterworfen waren, sondern auch von den Mondphasen beeinflusst wurden. Vor allem, da kein anderes Element so zuverlässig auf kosmische Kräfte reagiert wie Wasser und der größte Teil des menschlichen Körpers aus Wasser besteht. Ebbe und Flut, ausgelöst durch den Mond, finden im verkleinerten Maßstab also auch im menschlichen Körper statt. Aber das sind nur Beispiele für sehr grobe und allgemeine Wahrnehmungen. Ohne dass wir uns dessen bewusst geworden sind, reagieren wir sogar auf Ereignisse in den Tiefen des Universums. Unser Körper hat seine Herkunft weder vergessen noch verleugnet. Da dieser Teil unseres Wahrnehmungsvermögens jedoch für das Überleben der Art nicht wichtig war, wurde er vom Verstand ignoriert.«
»Und bei Bjo Breiskoll ist alles wieder zum Vorschein gekommen«, stellte Rhodan fest.
»Bei ihm sind diese verborgenen Sinne im höchsten Maß intensiviert. In Bjo werden die Kräfte des Kosmos lebendig, er kann alle Vorgänge im Weltraum erfühlen – und das nicht nur unbewusst.«
»Kein Wunder, dass er so verwirrt reagiert«, sagte Gucky mitfühlend.
»Der Junge muss erst akzeptieren, was mit ihm geschieht.« Lloyd blickte zum Hauptschott, als erwarte er, dass Bjo Breiskoll dort schon im nächsten Moment wieder auftauchen würde. »Er braucht Zeit.«
Warum, überlegte Rhodan, war der junge Mann so geworden? Hätte sich ein Planetengeborener so entwickeln können? Zweifellos nicht! Der rot-braun gefleckte Katzer war ein SOL-Geborener, ein Kind des Weltraums. Die Evolution stand nicht still, und ausgerechnet an Bord der SOL begann sie mit einem neuen, wundersamen Experiment – mit der Erprobung des kosmischen Menschen.
Perry Rhodan dachte an die Anfänge dieser Entwicklung zurück, und ihn schwindelte. Jahrhunderte erschienen ihm wie im Zeitraffer zusammengefasst. Er ertappte sich dabei, dass er die Anwesenheit Fellmer Lloyds als wohltuend empfand. Lloyd war auch einer der Alten, die sich in diese Epoche hinübergerettet hatten.
War das der Beginn eines sich schließenden Kreises? Nein, dachte Perry Rhodan. Bjo Breiskoll war erst der Beginn von irgendetwas.
»Warum fragst du mich, wo wir uns befinden?«, protestierte Taul Daloor entrüstet. »Ich weiß es nicht, und keiner von uns kann es feststellen, denn wir haben die Orientierung verloren.«
Er hatte den Eindruck, dass Froul Kaveer über diese schroffe Antwort verärgert war, trotzdem fand er kein Wort der Entschuldigung. Seine Nervosität steigerte sich, seitdem er erlebte, wie trügerisch seine anfängliche Zuversicht war, die er in die navigatorischen Möglichkeiten der SOL gesetzt hatte. Die SOL schien sich nicht minder in der Wolke verirrt zu haben als zuvor die Forschungsschiffe der MODUL-Besatzung.
Daloor beobachtete die Menschen an den Kontrollen. Auch ohne Zuhilfenahme des Translators konnte er feststellen, dass sich unter ihnen eine gewisse Ratlosigkeit ausbreitete. Im Augenblick unternahmen sie den Versuch, eine Kurskorrektur zu erarbeiten.
Daloor hoffte, dass die Unbekannten in ihren schwarzen Schiffen mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und nicht in der Lage waren, das MODUL lange vor der SOL zu erreichen.
Auf den Schirmen zeichnete sich ein kosmisches Trümmerstück ab, das nahe vorbeitrieb.
»Manchmal habe ich den Eindruck, dieses Gebiet schon durchflogen zu haben«, kommentierte Froul Kaveer. »Aber ich weiß, dass das eine Täuschung sein muss. Überall in der Wolke bietet sich der gleiche Anblick.«
»Ich bin sicher, dass unsere neuen Freunde von unserer Hilflosigkeit enttäuscht sind«, bemerkte Ranc Poser. »Hoffentlich
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