Silberband 098 - Die Glaswelt
spricht er nicht mit uns darüber?«, fragte Bjo erstaunt. »Das würde ihm Erleichterung verschaffen.«
»Wirklich, Bjo? Das hängt davon ab, was Douc erfahren hat.«
»Glaubt wirklich jeder, Douc könnte sich seiner Identität schämen?«, rief Saedelaere verblüfft.
»Das kommt auf den Standpunkt an, den er dazu einnimmt.«
Der Katzer überlegte, ob er versuchen sollte, Langurs Geheimnis telepathisch zu ergründen. Doch dabei wäre er sich niederträchtig vorgekommen. Wahrscheinlich wäre es ihm auch nicht gelungen, etwas herauszufinden, denn Douc Langur verstand es, sein Bewusstsein vor unliebsamen Nachforschungen zu blockieren.
Bjo wusste jedoch, dass ihn die Frage nach Langurs Identität niemals loslassen würde. Der Forscher war für ihn zu einer noch faszinierenderen Persönlichkeit geworden, als dies früher schon der Fall gewesen war.
»Sobald Gucky zurück ist, beginnen wir mit unseren Nachforschungen«, bestimmte Atlan. »Die Eingeborenen machen einen unbekümmerten und freundlichen Eindruck. Sie werden uns sicher helfen.«
»Und wenn sie die Inkarnation während ihres Aufenthalts nicht beobachtet haben?«, gab Bjo zu bedenken. »BULLOC weiß, dass wir versuchen, ihn aufzuspüren. Also wird er alles tun, um seine Spuren so lange zu verwischen, bis er endgültig in Sicherheit ist. Ich an seiner Stelle wäre heimlich auf diesem Planeten gelandet. Überhaupt wäre ich nur hierhergekommen, wenn es unbedingt nötig gewesen wäre.«
Atlan kratzte sich am Kinn. »Du hast recht. Wenn BULLOC hier war, dann hielt er sich vor den Eingeborenen verborgen. Das dürfte ihm nicht schwergefallen sein.«
»Dann finden wir keine Spuren«, bedauerte Alaska.
»Es sei denn, Perry bekam eine Chance, einen Hinweis zurückzulassen.«
Ein paar Minuten später materialisierte Gucky. »Ich habe Puukar auf der SOL abgeliefert«, verkündete er.
»Alaska und ich werden die Station untersuchen«, entschied Atlan. »Inzwischen versucht ihr beide, Gucky und Bjo, die Beracks telepathisch auszuhorchen. Vielleicht erinnern sie sich an Dinge, die mit einem Besuch der Inkarnation in jüngster Zeit zusammenhängen könnten.«
Er schaltete sein Flugaggregat ein, wartete kurz auf Saedelaere, und dann entfernten sich beide in Richtung der Station.
»Hoffentlich stößt ihnen nichts zu«, argwöhnte der Katzer.
»Doucs Bericht hat sie gewarnt«, sagte Gucky kategorisch. »Außerdem wissen beide, worauf es ankommt. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen.«
Bjo wandte seine Aufmerksamkeit den Eingeborenen zu. Einige Dutzend von ihnen hielten sich noch in der Nähe des Saturnraumschiffs auf oder standen neugierig um die HÜPFER und die Space-Jet herum, aber die meisten waren in das Dorf zurückgekehrt.
»Lass uns ein gemütliches Plätzchen in der Nähe der Hütten suchen«, schlug der Mausbiber vor. »Die Nacht steht bevor, und während der Schlafphase können wir die Gedanken der Eingeborenen am leichtesten espern.«
»Bist du so sicher, dass sie träumen?«
Gucky tätschelte Bjo den Arm. »Jedes intelligente Wesen träumt – auf diese oder jene Weise.«
Seit seinem unheimlichen Erlebnis hatte Volghyr die Hütte seiner Familie nicht mehr verlassen. Er simulierte den Kranken und ließ sich von Familienmitgliedern ernähren und pflegen. Als er gerade im Begriff gewesen war, seine Angst zu überwinden, und die Schauspielerei aufgeben wollte, waren abermals Fremde aus dem Sternen raum erschienen.
Volghyr erinnerte sich genau an den Befehl, den er bei seiner noch nicht sehr lange zurückliegenden ersten Begegnung mit solchen Wesen erhalten hatte. Es war ein Befehl gewesen, der sich in seinem Bewusstsein geformt hatte.
Sollten jemals wieder Unbekannte in Flugmaschinen auftauchen, dann halte dich von ihnen fern!
Der Berack hatte diesen Auftrag so ernst genommen, dass er nur noch in seiner Hütte geblieben war. Nun schien es, als sei seine Vorsicht durchaus angebracht gewesen.
Sein jüngerer Bruder Arghus hatte ihm berichtet, dass vor Anbruch der Dunkelheit eine weitere Flugmaschine gekommen war. Damit waren schon drei Sternenwagen nahe dem Dorf gelandet.
Volghyr lag auf dem Rücken und starrte durch die Rauchöffnung der Hütte zum dunklen Himmel hinauf. Er hatte sich tief unter der Pflanzendecke seines Lagers vergraben. Die regelmäßigen Atemzüge der anderen Familienmitglieder bewiesen, dass er als Einziger wach geblieben war.
Mit Sorglosigkeit gingen alle über die aufregenden Ereignisse des vergangenen Tages hinweg, ganz
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