Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Metabolismus folgt. Aber bei der Zeitrechnung muss ihnen ein schwerer Fehler unterlaufen sein.«
»Das ist doch alles Theorie«, sagte Lucknor heftig. »Wir müssen unseren Brüdern helfen!«
»Vielleicht können wir ihnen beistehen, wenn wir herausfinden, was es mit dieser Letzten Metamorphose der Chrumruch auf sich hat. Einige von uns müssen sich in der CHCHAN-PCHUR umsehen. In der Positronik eines solchen Fernraumschiffs sollten wichtige Informationen zu finden sein.« Baikwietel blickte Nohr an. »Deine Begleiter und du, ihr habt die größten Erfahrungen im Umgang mit Positronengehirnen. Sucht an Bord der CHCHAN-PCHUR nach Informationen, die uns in die Lage versetzen, den Bedauernswerten zu helfen!«
Der Vario-500 hatte die Umstände des Zusammentreffens mit dem Gys-Voolbeerah analysiert und bedeutsame Erkenntnisse gewonnen. Demnach benutzten die Molekülverformer ein organisches Nervengas, um Gegner zu überwältigen. Dieses Gas diffundierte sogar durch das Atronital-Compositum seines Grundkörpers. Zudem konnten die Gys-Voolbeerah aus größerer Entfernung sehr schnell zwischen Artgenossen und anderen unterscheiden. Anders ließ sich nicht erklären, dass Blunnentior sofort angegriffen hatte. Worauf diese Methode basierte, musste unbedingt festgestellt werden, denn ihre Umkehrung ermöglichte es wahrscheinlich, jeden getarnten Gys-Voolbeerah als Molekülverformer zu entlarven.
Aus dem Verhalten des flüchtenden Blunnentior ließ sich schließen, dass er seine Fähigkeit verloren hatte, die Erscheinungsform zu verändern. Andernfalls wäre seine Flucht nicht so verlaufen. Ursache war eine vorübergehende Indisposition oder gar eine irreparable Erkrankung. Da er die äußere Erscheinung eines Topsiders nicht mehr aufgegeben hatte, durfte daraus geschlossen werden, dass ein Gys-Voolbeerah in seinem Zustand die zuletzt angenommene Gestalt beibehalten musste. Der letzte Beweis für seine Indisposition war die Tatsache, dass ihm eine Gestaltveränderung gelungen war, als in dem Desintegrationsfeld die zwischenmolekulare Bindungsenergie teils aufgehoben oder zumindest geschwächt worden war.
Die Zentrale Positronik berichtete, dass der Sprecher aller versammelten Gys-Voolbeerah zwei Molekülverformer in die Korvette geschickt hatte, weil sich Blunnentior nicht mehr meldete. Von dieser Mitteilung alarmiert, überlegte der Vario, ob er diese beiden Gys-Voolbeerah ebenfalls gefangen nehmen sollte, schob den Gedanken aber sofort wieder beiseite. Schon der Kampf gegen Blunnentior hatte ihn in Schwierigkeiten gestürzt – gegen zwei Molekülverformer, die zudem ihre Verwandlungsfähigkeit einsetzen konnten, würde er womöglich unterliegen. Es sei denn, er kämpfte von vornherein mit der Absicht, sie zu töten. Das wollte er jedoch nicht. Er wünschte im Gegenteil, so bald wie möglich einen friedlichen Kontakt herzustellen.
Eine Stunde verstrich ereignislos. Was die Gys-Voolbeerah in der Korvette unternahmen, konnte Argyris nicht erkennen.
Dann erlebte er in den Holos, die seine Ausweichzentrale zeigten, etwas Ungeheuerliches mit. Neunzehn Gys-Voolbeerah stürzten jäh zu Boden und erstarrten scheinbar mitten in der Bewegung.
Anson Argyris registrierte die Aufregung der übrigen Molekülverformer. An dem Zustand der neunzehn Gys-Voolbeerah war demnach absolut nichts normal. Die beiden in der Korvette wurden sofort zurückbeordert. Keiner schien sich mehr für Blunnentiors Schicksal zu interessieren.
Es mutete wie eine Ironie des Schicksals an, dass ausgerechnet jetzt die Ortung ein anfliegendes Großkampf schiff meldete.
11.
»Warum nehmen Sie nicht Funkverbindung mit Argyris auf, Coden?«, fragte Ronald Tekener.
»Ich will erst ein komplettes Ortungsbild vorliegen haben, bevor ich selbst aktiv werde«, erwiderte der Kommandant der ALHAMBRA.
»Argyris kann uns jederzeit über die herrschenden Verhältnisse aufklären.«
Coden Gonz schüttelte den Kopf. »Wir fliegen Olymp an, um Argyris zu unterstützen. Folglich schließe ich die Möglichkeit nicht aus, dass er sich in Schwierigkeiten befindet.«
»Ich stimme Coden zu«, warf Kershyll Vanne ein. »Nicht nur wir wissen, dass Olymp bei der künftigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Milchstraße wieder eine Schlüsselposition einnehmen wird. Deshalb ist es denkbar, dass bestimmte Interessengruppen dem Freifahrerkaiser die Herrschaft streitig machen werden. Ganz abgesehen davon, dass viele Gruppen Anson Argyris für tot halten und es
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