Silberband 099 - Treibgut der Sterne
hat.«
»Du hältst es für ausgeschlossen, dass die Bewohner von Olymp unsere Schiffe entdeckt und Kundschafter hingeschickt haben?«, erkundigte sich Kubvergion.
»Kein Mensch wagt sich in diese Wildnis! Schon gar nicht jene, die von Laren und Überschweren in eine Sklavenmentalität getrieben worden sind. Außerdem verfügen sie über kein Raumschiff – und können unsere Schiffe schon deshalb nicht entdecken.«
Das Kabinenschott öffnete sich automatisch vor Ytter und Lucknor. Sie traten ein und sahen sich um.
»Hier ist er nicht«, stellte Ytter fest. »Fragt sich nur, wohin er gegangen ist. Eine Notwendigkeit, die Kabine zu verlassen, bestand für Blunnentior jedenfalls nicht. Über den Versorgungsanschluss hätte er alles bekommen können, was er brauchte.«
»Ich werde in der Hauptzentrale nachsehen«, erklärte Lucknor.
»Aber sei wachsam. Etwas ist auf jeden Fall nicht in Ordnung auf diesem Schiff.«
Lucknor benutzte einen Nebenantigravschacht, sonst hätte er die Spuren des Kampfes zwischen Blunnentior und Anson Argyris möglicherweise gesehen. Ohne Zwischenfall erreichte er die Zentrale.
Er sah, dass die letzte Logbucheintragung optisch abgerufen worden war. Der Text stand noch in der Ablesefläche. Es war die Eintragung des menschlichen Kommandanten. Sie besagte, dass die Korvette nach der Aufnahme von achtundzwanzig topsidischen Raumfahrern Kurs auf den nächsten GAVÖK-Stützpunkt genommen hatte.
Lucknor fragte sich, ob Blunnentior einen Grund gehabt hatte, diese Eintragung zu sichten, die er, wie alle anderen Gys-Voolbeerah des Übernahmekommandos, ohnehin kannte. Allerdings räumte er ein, dass ein vom Fieber umnebelter Denkapparat nicht immer logisch arbeitete.
Er wandte sich dem Interkomverteiler zu und schaltete den Anschluss für Blunnentiors Kabine, erzielte aber keine Reaktion. Da die entsprechende Kontrolle nicht aufleuchtete, kam der Ruf offenbar nicht an.
Lucknor öffnete den Verteiler. Beinahe auf Anhieb entdeckte er den Anschlusssensor, der nicht dort hingehörte. Die Schleusenkontrolle war mit dem Interkom für Blunnentiors Kabine verbunden.
Lucknor hob den Kopf und blickte nachdenklich ins Leere. Diese Verbindung bewirkte ein Flackern des Interkomschirms in der Kabine, sobald die Bodenschleuse der Korvette geöffnet wurde. Die Frage war jedoch, weshalb Blunnentior diese Manipulation vorgenommen hatte. Es hatte den Anschein, als ob er gewarnt werden wollte, sobald seine Brüder ins Schiff kamen.
Lucknor machte die Veränderung rückgängig und stellte danach eine Verbindung her. Er berichtete Ytter, was er vorgefunden hatte.
»Wenn Blunnentior ein Mensch wäre, würde ich annehmen, dass er durch das Fieber in eine Art Verfolgungswahn getrieben worden ist«, folgerte der Bruder. »Aber Blunnentiors Psyche ist zu stabil. Versuche, ihn über Rundruf zu erreichen!«
Blunnentior meldete sich nicht.
»Wir werden die Korvette gründlich durchsuchen!«, sagte Ytter wenig später. »Vorher gebe ich Cloibnitzer einen Zwischenbericht.«
Lucknor nickte und wartete darauf, dass Ytter über sein Armbandfunkgerät mit dem Sprecher aller Gys-Voolbeerah in Verbindung trat. Der Anruf war nur eine Formalität.
Eine Minute später meldete sich Ytter über Interkom wieder. »Wir müssen sofort in unseren Stützpunkt zurückkehren!«, sagte er mit Panik verratender Stimme. »Ich konnte lediglich mit Baikwietel sprechen. Er sagte mir, dass mit Cloibnitzer und allen anderen Mitgliedern der Delegation aus NGC 628 etwas Ungeheuerliches vorgeht. Was los ist, weiß ich nicht, Baikwietel unterbrach das Gespräch.«
Lucknor spürte, dass die Panik auf ihn überzugreifen drohte.
In der kochenden Schlammschicht am Nordufer des Trap-Ozeans bildete sich ein rasch größer werdender Strudel. Sehr schnell legte er in rund fünfzehn Metern Tiefe die Außenfläche eines Schotts frei, das aus einem Echsenpanzer bestand und von Ortungen nicht als Fremdkörper identifiziert werden konnte.
Ytter nahm eine weitere Schaltung vor. Das Schott öffnete sich und gab den Blick auf eine dunkle, kreisrunde Schachtmündung frei.
Beide Gys-Voolbeerah wussten, dass die Schachtwände aus dem gleichen stahlharten organischen Material bestanden wie das Schott. Sie schwebten an den kreiselnden Wänden aus heißem Schlamm vorbei, und kaum hatten sie die Öffnung passiert, schloss sich das Schott über ihnen.
Sie landeten auf einer Plattform aus ebenfalls organischem Material. Hier lag etwas, das wie ein zerknitterter
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