Silberband 101 - Eiswind der Zeit
sagen, denn wir sind ihnen fast hilflos ausgeliefert!, dachte Vanne.
Hito Guduka spürte, dass Kershyll Vanne wieder die Stelle des führenden Bewusstseins einnehmen wollte. Er gab dem Drängen sofort nach, weil das Problem von dem Psychomathelogisten besser gelöst werden konnte als von ihm.
Mithilfe von Skizzen, die auf den Bildflächen wiedergegeben wurden, gelang es Vanne, den Robotern klarzumachen, dass ihm die Schaltsysteme Schwierigkeiten bereiteten und dass er, um diese Schwierigkeiten zu überwinden, Kontakt mit dem Fremden aufnehmen müsse, dessen Raumschiff in der Transmitterhalle unter der Planetenoberfläche materialisiert war. Nur dieses Wesen könne ihm helfen, die Probleme zu überwinden und die Schläfer zu wecken.
Die Reaktion der Roboter verriet nicht, ob sie seine Argumente akzeptierten. Wieder wurde der Sieben-D-Mann auf den Rücken eines Roboters geschnallt und an der Spitze einer Prozession aller Roboter weitergetragen.
Unterdessen wurde es Nacht auf dieser Seite des Planeten. Der Staubmantel verdeckte den Blick auf die Sterne völlig, aber er strahlte in einem imposanten rötlichen Glühen, wie es Vanne noch nie gesehen hatte.
Als er endlich vom Rücken des Roboters gehoben wurde, befand er sich vor dem Felsbuckel mit dem stählernen Tor, das den Zugang zur Unterwelt versperrte – versperrt hatte, denn jetzt stand es weit offen. Vanne sah einen blau erleuchteten weiten Korridor, der mit sanfter Neigung abwärts führte.
Sein Herz schlug schneller. Er würde mit dem Hüter des Lichts zusammentreffen, und der Hathor mit seinen überlegenen technischen Mitteln …
Tengri Lethos befindet sich in der Lage eines Schiffbrüchigen, gab Hito Guduka zu bedenken. Es ist zweifelhaft, ob er über die Technik seines Ewigkeitsschiffs verfügen kann.
Für Kershyll Vanne war der Einwand wie ein Guss Eiswasser. Dennoch vertraute er auf das größere Wissen des Hüters des Lichts.
Zwei Roboter schoben ihn unsanft vorwärts. Er ging mit weit ausgreifenden Schritten weiter.
Als Vanne hinter sich das monotone Stampfen der Roboterbeine vermisste und sich umwandte, sah er gerade noch, wie das Tor sich wieder schloss. Kein Roboter war ihm gefolgt.
Ihre Programmierung verbietet ihnen, die subplanetaren Anlagen zu betreten!, meldete sich das Bewusstsein Indira Vecculis, der Positronikerin des Konzepts.
Danke!, dachte Vanne. Er blieb stehen und brach völlig unmotiviert in schallendes Gelächter aus, in dem sich die Anspannung der letzten Stunden entlud.
Als er Indiras indignierte mentale Impulse spürte, hörte er auf und sagte: »Ich bin frei – und ich werde Tengri Lethos treffen!«
Eine Kuppelhalle lag vor Kershyll Vanne. Sie war angefüllt mit in allen Farben schillernden Energieblasen.
Er musterte diese Erscheinungen argwöhnisch. Sie bewegten sich nicht, sie pulsierten nicht, aber sie waren etwas, über das Vanne nichts wusste. Folglich konnten sie ihm gefährlich werden, falls er etwas Falsches tat. Aber was war hier das Falsche – und was war richtig?
Dein Geist hat anscheinend unter den nervlichen Belastungen der letzten Zeit gelitten, Kershyll!, meldete sich Indira Vecculi sarkastisch. Wenn die Roboter uns auf diesen Weg geschickt haben, dann nur, weil sie sich weiterhin Hilfe von uns erhoffen. Wir können ihnen ihrer Meinung nach nur helfen, wenn wir Kontakt mit Tengri Lethos aufnehmen. Folglich werden sie uns nicht absichtlich einer Gefahr aussetzen.
Kennen die Roboter denn die Verhältnisse in der Unterwelt von Lavallal?, warf Pale Donkvent spöttisch ein. Nein, behaupte ich. Warum sollten sie davon wissen, wenn in ihrer Programmierung niemals vorgesehen war, dass sie diese Anlagen betreten?
Eben!, bestätigte Vanne. Er hakte den kleinen Detektor von seinem Gürtel und richtete die Impulsstrahlmündung auf die ihm am nächsten schwebende Energieblase. Mit wenigen Fingerdrücken schaltete er das Gerät auf die Erfassung und Analyse energetischer Strukturen.
Das erste Ergebnis verriet ihm nur, dass die Energie überwiegend elektromagnetischer Natur war, wenngleich mit einem eingelagerten fünfdimensionalen Potenzial. Letzteres war verantwortlich dafür, dass die Blasen schwebten.
Erst differenziertere Messungen zeigten auch die in dem fünfdimensionalen Energieanteil integrierten Wandelfelder. Obwohl Vanne das Prinzip der Wandelfeldtechnik in den theoretischen Grundzügen kannte und es praktisch anzuwenden vermochte, war er nicht in der Lage, die potenziellen Funktionen dieser
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