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Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schmutzigen Beutel, der an seinem Gürtel hing, kramte Guy seinen Kautabak hervor und biss mürrisch einen pflaumengroßen Priem ab. Den Rest schob er in den Beutel zurück.
    Nachdem er eine Weile mühsam auf dem ausgedörrten Stück gekaut hatte, spuckte er etwas davon auf die Säule. Er grinste.
    »Damit weißt du nichts anzufangen, wie! Aber mir nützt das auch nicht viel. Wenn ich mich nur noch an das Lied des Glasharfenpfeifers erinnern würde, das Tengri gesungen hat … Ihm soll sich angeblich die ›Ewige Stadt‹ öffnen. Aber ich habe es vergessen, hatte wohl damals einen zu viel getrunken.«
    Guy pfiff einige Töne. Im nächsten Moment riss er verblüfft die Augen auf, denn die Pfeiftöne waren als leises Echo zu vernehmen.
    Argwöhnisch blickte er auf die Säule. Der Tabaksaft war verschwunden, außerdem erschien es ihm, als hätten sich auf der Oberfläche der Säule hauchdünne Linien gebildet.
    Abermals pfiff der Raumkapitän einige Töne – und jäh entsann er sich der Melodie des Glasharfenpfeifers! Als er geendet hatte, hörte er die Wiederholung der Weise, zugleich entstanden weitere dünne Linien auf der Säule.
    Wieder näherte er sich dem Gebilde, und diesmal verspürte er nichts von dem brennenden Schmerz, der zuvor seinen Kopf durchtobt hatte. Er hob sein Nadelgewehr auf, ging weiter und stand schließlich dicht vor der Säule.
    Langsam streckte er eine Hand aus, und dann war es ihm, als berührte er den warmen Körper eines Menschen. Ein angenehmes Pulsieren übertrug sich von der Säule auf ihn selbst.
    Hinter dem Baumriesen musste die Ewige Stadt liegen. »Tlagalagh, ich komme!«, rief Guy Nelson enthusiastisch und schritt an der Säule vorbei.
    Vor ihm fiel der Boden zu einem kleinen flachen Talkessel ab. Dort unten gab es keine Vegetation, nur eine Fläche, die aus Marmor zu bestehen schien, und Treppen, die ringsum hinabführten.
    Im Zentrum der Kreisfläche stand ein gut fünf Meter hoher Würfel. Er wirkte wie aus milchigem Glas und war undurchsichtig – bis auf einen mannshohen roten Fleck. Durch diesen Fleck hindurch konnte Nelson in das Innere des Würfels schauen, und was er sah, stürzte ihn in tiefste Enttäuschung.
    Er sah eine unvergleichlich schöne Stadt, aber eine Miniaturstadt aus Millionen winziger Bauwerke, die eine Fläche von fünfundzwanzig Quadratmetern bedeckten und teilweise drei Meter hoch aufragten.
    Tlagalagh? Verbittert setzte Guy Nelson sich auf die oberste Stufe der Marmortreppe und verwünschte den unbekannten Raumfahrer, der irgendwann tief in der Vergangenheit das Gerücht über die unvorstellbaren Schätze der Ewigen Stadt in Umlauf gesetzt hatte. Seitdem waren Hunderttausende auf der Suche nach Tlagalagh durch den Kosmos gestreift. Viele von ihnen waren verschollen und das nur wegen eines Phantoms. Was sonst war eine Miniaturstadt, die von keinem normal großen Lebewesen betreten werden konnte? Ihre Schätze waren ebenso mikroskopisch klein.
    Guy Nelson spie seinen Priem aus, zog seine kurzstielige Pfeife hervor und stopfte sie mit den Tabakkrümeln, die er in sämtlichen Außentaschen seiner Raumkombination zusammensuchte. Schließlich zündete er sie an, paffte blaugraue Rauchwolken und überlegte.
    Vor rund einem Jahr war er während der Mission des Hathors zufällig auf das Archiv eines ausgestorbenen Volkes gestoßen. Das Semorgehirn des Ewigkeitsschiffs hatte ihm geholfen, die Aufzeichnungen mit dem entscheidenden Hinweis auf die Position von Tlagalagh zu übersetzen. Er hatte von dem Wächter der Ewigen Stadt erfahren, und Tengri Lethos hatte das Kodesignal herausgefunden, das er pfeifen musste, um dem Wächter zu beweisen, dass er Tlagalagh aufsuchen durfte.
    Da der Hüter des Lichts wegen der Dringlichkeit seiner Mission unabkömmlich war, hatten sie sich vorübergehend getrennt. Guy und Mabel waren mit einem Beiboot in Richtung Tlagalagh geflogen, während Lethos mit dem Ewigkeitsschiff seinen Weg fortgesetzt hatte. In drei Monaten wollten sie sich dort wieder treffen, wo sie sich getrennt hatten.
    Abermals geriet Guy in Versuchung, den Gedankentransmitter zu benutzen, um Tengri Lethos zu kontaktieren. Doch er war zu stolz, seine Ratlosigkeit einzugestehen. Ebenso verzichtete er darauf, Mabel anzurufen, die in dem Beiboot zurückgeblieben war.
    Guy Nelson stieg die Stufen hinab. Unten angekommen, klopfte er den Pfeifenkopf aus und verstaute die Pfeife wieder. Er ging auf den transparenten Fleck zu, um das Innere des Würfels eingehender zu

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