Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
diese Furcht zum großen Teil aus seiner Unkenntnis der Zustände an Bord resultierte, aber er durfte solche Gefühle nicht unbeachtet lassen. Ganerc war sich darüber im Klaren, dass sein Unterbewusstsein oft viel tiefere Einsichten in die Wahrheit hatte als sein bewusst arbeitender Verstand.
Vorsichtig steuerte der Gnom seinen Flugkörper auf die Außenhülle des Schiffes zu.
Die Landung auf der PAN-THAU-RA verlief ohne Zwischenfälle und bereitete Ganerc keine Probleme. Er musste sich nur zwingen, nicht in Hektik zu geraten. Er, der es gewohnt war, nach Jahrtausenden zu rechnen, fühlte sich mit einem Mal von Unrast überwältigt.
Trotzdem wartete der Zeitlose mehrere Stunden, ehe er sich entschied, seinen Flugkörper zu verlassen. Er schloss den Anzug der Vernichtung und befestigte seine üblicherweise im Zylinder aufbewahrten Ausrüstungsgegenstände am Gürtel.
Es war ein seltsames Gefühl, auf der Außenhülle von Bardiocs Sporenschiff zu stehen. Ich bin regelrecht gerührt!, erkannte der Zeitlose erstaunt.
Er sicherte seinen Flugkörper ab, eine mehr routinemäßige als notwendig erscheinende Maßnahme, und entfernte sich langsam vom Landeplatz. Dabei konzentrierte er sich auf die Linien und Markierungen in der Außenhülle der PAN-THAU-RA, denn nur sie konnten ihn zu einer Einstiegsschleuse führen.
Es gab Hunderte kleiner Schleusen, die meisten davon waren für den unvorstellbaren Fall gedacht, dass dem einzigen Besatzungsmitglied eines Sporenschiffs Gefahr drohen könnte und es das Schiff verlassen musste. Die Verladeschleuse war natürlich riesig, aber Ganerc wusste, dass er sie nur gewaltsam hätte öffnen können.
Er folgte einer dunklen Rinne im Rumpf. Ab und zu passierte er kleine kuppelförmige Erhebungen oder Bündel stabförmiger Auswüchse. Das alles gehörte zum technischen Nervensystem des Schiffs und wurde von verschiedenen Zentralen gesteuert, die ihrerseits mit der Hauptzentrale verbunden waren.
Ganerc-Callibso erreichte die nächstgelegene Einstiegsmöglichkeit schon nach wenigen hundert Metern. Doch vor der kleinen Luke zögerte er. Sein Instinkt sagte ihm, dass er an einer Grenze angekommen war, die zu überschreiten weitreichende Konsequenzen für ihn haben konnte.
Trotzdem wusste er, dass er früher oder später das Schiff betreten würde.
Hytawath Borl machte einen Schritt auf das Tor zu und wurde schwerelos. Er war so verblüfft, dass er nicht schnell genug reagierte und gegen die Wand prallte. Von dort wurde er zurückgeschleudert und stürzte zu Boden.
»Wir müssen die Gravitatoren einschalten!«, riet er seinen Begleitern. »Es gibt hier offenbar Bereiche unterschiedlicher Schwerkraft.«
Die Gravitatoren gehörten zur Ausrüstung der Schutzanzüge und würden jede Schwankung der Schwerkraft auf ein normales Maß einpendeln.
»Wie erklärst du dir das Phänomen?«, wollte Demeter wissen.
Borl zuckte mit den Schultern, aber Plondfair sagte: »Es hätte mich gewundert, wenn wir nicht auf solche Verhältnisse gestoßen wären. Die Überlappungsfronten zweier Dimensionen sind für schwankende Gravitationsverhältnisse prädestiniert.«
Der Berufene unternahm den nächsten Versuch, bis zu dem Tor vorzudringen und es zu öffnen. Er kam ohne Schwierigkeiten ans Ziel, blieb dann jedoch ratlos vor den Schaltelementen stehen. »Unsere Technik kenne ich bestens, aber das hier ist rätselhaft«, stellte er fest.
»Wir müssen eben ein Risiko eingehen«, sagte Borl.
Schon kurz darauf glitt das Tor zur Seite. An dem Lufken vorbei blickte Borl in eine von Pflanzen überwucherte Halle. Der Jäger sah bizarre Geschöpfe in dem üppigen Dickicht verschwinden. Hoch über ihnen gab es eine Art Galerie. Schlingpflanzen hatten sich bis zu ihr emporgerankt und bildeten ein regelrechtes Netz. Mehrere Kunstsonnen, die hoch oben im Nichts zu hängen schienen, verstrahlten Licht und Wärme. Weit im Hintergrund schimmerte ein Seeufer.
»Unglaublich!«, rief Demeter überwältigt. »Das ist ein geschlossenes ökologisches System.«
Borl nickte grimmig. »Es hat bestimmt nicht von Anfang an bestanden. Ich glaube, dass diese Station ihren Besitzern irgendwann der Kontrolle entglitten ist. Danach haben sich verschiedenartige Lebensbereiche entwickelt.«
»Trotzdem entstehen solche Dinge nicht von selbst«, widersprach Plondfair. »Grundvoraussetzungen müssen vorhanden gewesen sein, Organismen und andere Grundstoffe, auf denen das alles aufbauen konnte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass in
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