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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    »Im Auge noch den Schimmer von Gurschin, den Glanz von Tairo im Herzen und auf dem Grund meiner Seele das Andenken an Haiquara, die Schöne, frage ich euch, Brüder: Kennt ihr noch die Lieder von Kschur – die Gesänge von Xain? Sind sie euch bis heute vertraut?«
    Der alte Mann hatte die Worte in singendem Tonfall und im eigenartigen Dialekt der Grysen von sich gegeben. Tarmair griff seinen Becher fester. Er musste eingreifen, bevor die Stimmung sich an dem Lied erhitzte.
    Jeder am Tisch hatte dem Wein zugesprochen, wie es am Surquhaira, am Ende der Arbeit, üblich war. In dieser Stimmung entstanden brisante Situationen, die aber noch leicht unter Kontrolle zu bringen waren. Der Alte schien jedenfalls kein ernst zu nehmender Gegner zu sein. Aus seinen Augen schimmerte Gutmütigkeit, die nach Tarmairs Ansicht stets eine Begleiterscheinung der Einfalt war.
    »Woher kennst du dieses Lied, Alter?«, fragte Tarmair so laut, dass jeder ihn hörte.
    Der Angesprochene trank einen Schluck aus seinem Becher, erst dann schaute er hoch. Seine Augen waren schon ein wenig wässrig. »Mein Name ist Prentach, mein Sohn«, antwortete er gütig. »Das Lied habe ich von meinem Vater.«
    »Und die Orte, die du nennst: Gurschin, Tairo, Haiquara, Kschur … Hat dein Vater sie je gesehen?«
    »Er hat sie nie gesehen, weil er das Lied wiederum von seinem Vater hat.«
    »Das ist ein altes Lied«, bemerkte einer im Hintergrund.
    »Deines Vaters Vater – er hat diese Orte gesehen?«, drängte Tarmair.
    »Ich glaube, er hat das Lied ebenfalls von seinem Vater gelernt, der demnach mein Urgroßvater gewesen sein müsste«, antwortete Prentach.
    Jemand lachte. Und am Ende des Tisches rief einer: »Dieses Lied wird der Urgroßvater aller Urgroßväter gedichtet haben, und die Namen hat er einfach erfunden!«
    Prentach machte eine beschwichtigende Geste. »Kann sein. Aber was tut das? Ist das Lied nicht trotzdem schön?«
    Tarmair war zufrieden. Persönlich lag ihm nicht daran, den Alten dem Spott der Zuhörer auszusetzen. Er hatte der Sache die Spitze abgebogen, das Gespräch wandte sich anderen Dingen zu.
    Er trank seinen Becher leer, warf eine Handvoll Münzmarken in den dafür vorgesehenen Ausschnitt des Tisches und erhob sich. Die Unterhaltung war hitzig geworden. Keiner nahm wahr, dass Tarmair ging.
    Erleichtert trat er auf die breite Straße hinaus. Das Licht lag hell auf den Dächern der kleinen Stadt, und ringsum war es still. Ganz Quostoht feierte das Surquhaira.
    Tarmair wollte sich abwenden, da kam hinter dem Gebäude eine gebückte Gestalt hervor. Überrascht erkannte er den Alten.
    »Ich weiß, dass du ein Spötter bist«, sagte Prentach leutselig. »Bei den Spöttern kann man nie sicher sein, ob sie wirklich meinen, was sie sagen, oder ob sie nur so daherreden, weil sie müssen.«
    Tarmair wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Prentach schien seine Verlegenheit zu bemerken, und das gefiel ihm offenbar.
    »Wenn du deiner Sache nicht ganz sicher bist, dann sprich mit Cainstor«, begann der Alte von Neuem. »Er kann dir womöglich Aufklärung verschaffen.«
    »Wie meinst du das?«, herrschte Tarmair den Alten an. »Ich brauche keine Aufklärung.«
    Prentach lächelte freundlich. »Nun – du hast in der Trinkhalle Dinge gesagt, die vermuten lassen, dass du dich in einem Zustand arger Verwirrung befindest.«
    »Was habe ich von mir gegeben?«, fragte Tarmair zornig. »Was? Sag schon!«
    »Sag schon!«, äffte der Alte ihn nach. »Nein, sagen werde ich dir nichts. Aber eine Frage stelle ich, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Frag zu!«
    Prentach näherte sich ihm, bis Tarmair den mit Wein getränkten Atem des Alten riechen konnte. »Als ich das Lied sang, mein Sohn – woher wusstest du da, dass die Namen Orte bezeichnen?«, fragte Prentach im Tonfall eines Verschwörers.
    Von der Trinkhalle waren es nur hundert Schritte bis zu Tarmairs kleinem Haus. Tarmair war für einen Wynger mit über fünfeinhalb Fuß ein ungemein hochgewachsener Mann. Sein schlankes Gesicht wurde von einer Fülle silbern leuchtenden Haares umrahmt, das Tarmair länger trug als die meisten Männer von Quostoht. Er bewegte sich mit leicht federndem Gang und wirkte durchtrainiert. Im Alter von zweiunddreißig Jahren stand er in der Blüte der Mannesjahre.
    Das Gespräch mit Prentach hatte ihn sehr nachdenklich gestimmt, zumindest der Umstand, dass Prentach von seinem Beruf als Spötter wusste. Die Spötter waren eine Truppe, die dem LARD mit

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