Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
Wieder ertönte das Schlagen einer Tür.
»Der Angreifer ist entkommen«, stellte er bedauernd fest. »Wir können froh sein, dass man nur mit diesen Bällen auf uns schießt.«
Ohne weiteren Zwischenfall erreichten sie das Ende des Korridors. Es gab zwei rechtwinklige Abzweigungen. Borl war jedoch mehr an dem großen Tor interessiert, vor dem sie standen. Er blickte in die beiden Seitengänge, aber Tarmair war auch dort nicht zu sehen.
»Ich fürchte, wir haben ihn endgültig verloren«, bemerkte Demeter, die Hytawaths Blicke richtig deutete.
»Wir sollten nach ihm rufen!«, sagte Plondfair.
»Sei still!«, befahl Demeter. »Wenn wir herumschreien, machen wir nur alle möglichen Gegner aufmerksam.«
»Mich wundert, dass das Gebiet auf dieser Seite der Blassen Grenze überhaupt nicht bewacht wird«, kommentierte der Lufke.
»Das glaube ich nicht«, widersprach Borl. »Wir wissen, was Cainstor widerfahren ist, und ich fürchte, dass ein ähnliches Schicksal wohl auch Tarmair droht. Wynger aus Quostoht, die hier eindringen, haben überhaupt keine Chance. Dabei handelt es sich wahrscheinlich nicht einmal um eine gezielte Abwehrmaßnahme. Unsere Freunde fallen einem Effekt zum Opfer, der aus den herrschenden Bedingungen entsteht.«
»Und was ist mit Demeter und mir?«, fragte Plondfair.
»Ihr beide stammt nicht aus Quostoht«, erwiderte Borl. »Vielleicht ist schon das ein gewisser Schutz.«
Ganerc-Callibso blickte durch die Transparentkuppel in den Weltraum hinaus, als wollte er sich davon überzeugen, dass niemand ihn beobachtete.
Er hatte sich wie ein Narr benommen, der sich von den Schatten der Vergangenheit in Panik versetzen ließ. Wenn sich wirklich Fremde von jenseits der Materiequellen in der PAN-THAU-RA aufhielten, das wusste er, hatte er nichts von ihnen zu befürchten. Er war nicht der Verräter Bardioc. Die einzige Reaktion der Hohen Mächte auf das Versagen der Zeitlosen hatte darin bestanden, den Ruf nun an andere ergehen zu lassen. Wenn sie der Ansicht gewesen wären, mehr unternehmen zu müssen, hätten sie das längst getan.
Ganerc-Callibso ging daran, das unterbrochene Eintauchmanöver in den Hyperraum wieder aufzunehmen.
Als er mit seinem Flugkörper im fünfdimensionalen Kontinuum materialisierte, sah er vor sich das erwartete Bild, die gigantische PAN-THAU-RA, von der an einer Stelle ein kleines Teil der Rundung fehlte. Dieser Kugelabschnitt schien wie mit einem Messer abgetrennt zu sein. Doch der Zeitlose wusste es besser. Jenes fehlende Stück war im Normaluniversum verblieben.
Ganerc-Callibso begann mit der Inspektion der Außenhülle der PAN-THAU-RA. Seine Befürchtung, dort fremde Raumschiffe verankert zu sehen, erfüllte sich nicht. Kein Fahrzeug befand sich in der Nähe des Sporenschiffs.
Ganerc-Callibso vermochte sich einfach nicht vorzustellen, dass die PAN-THAU-RA ohne äußere Einflüsse manipuliert werden konnte. Der Mächtige Bardioc war das einzige lebende Wesen an Bord gewesen. Die Biophore, so wurden die Sporen genannt, kamen aus einer Materiequelle und waren fünfdimensionaler Herkunft.
Es gab zwei Erscheinungsformen der Hyperenergie, aus denen die Phänomene Leben und Suszeptibilität abgeleitet werden konnten. Dabei stand Suszeptibilität für den Begriff Intelligentifizierbarkeit. Die für das Leben verantwortliche Erscheinungsform der Hyperenergie wurde als das On, die für die Suszeptibilität verantwortliche als das Noon bezeichnet. Die Biophore waren weiter nichts als Quanten dieser beiden Energieformen. Sie wirkten katalytisch. Das On-Quant brauchte Materie, um darin organisches Leben anregen zu können, während das Noon-Quant ein Nervensystem benötigte, um Suszeptibilität zu schaffen.
Viel mehr wusste der Zeitlose nicht über die Biophore. Doch dieses Wissen reichte aus, um zu dem zwingenden Schluss zu kommen, dass sich die Biophore unmöglich von sich aus in handlungsfähige Wesen entwickeln konnten. Die Anwesenheit solcher Geschöpfe an Bord von Bardiocs Schiff konnte ausgeschlossen werden.
Ganerc-Callibso ahnte, dass er die Antworten auf seine Fragen erst in der PAN-THAU-RA selbst finden würde. Er konnte Jahrhunderte warten und beobachten, und es würde sich in dieser Spanne wahrscheinlich nichts ereignen, was ihm nur den geringsten Hinweis geben konnte. Das bedeutete, dass er an Bord gehen musste.
Sosehr er sich danach sehnte, wieder ein Sporenschiff zu betreten und es vielleicht sogar zu fliegen, so sehr scheute er davor zurück. Er wusste, dass
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