Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Coonor niemals vergessen. Er hörte Cherkor kaum noch zu, der bereits über allgemeine Dinge redete.
Lisatee kam zu ihm. »Ich war in den letzten Minuten bei ihm«, sagte sie. »Er war kein menschliches Wesen, das steht für mich fest, und – doch besaß er andererseits etwas sehr Menschliches.«
»Wir haben stets nur seine schlechte Seite gesehen«, bemerkte Springs nachdenklich.
Armadan von Harpoon – das Ende
Es gab etwas, über das Armadan von Harpoon niemals nachgedacht hatte, umso stärker war der Schock der Erkenntnis, dass er einem Alterungsprozess unterworfen war. In all den vergangenen Jahrhunderten seiner Tätigkeit als Ritter der Tiefe hatte er sich stets gleichmäßig stark gefühlt, Anwandlungen physischer Schwäche waren ihm fremd.
Aber nun, mit einem Schlag, waren die Anzeichen unübersehbar, dass er rasch alterte.
Dass er so unverhofft einsetzte, verlieh diesem Prozess etwas Widernatürliches. Armadan von Harpoon fragte sich betroffen, ob seine Auftraggeber versagt hatten, als ihm mit der Weihe zum Ritter der Tiefe auch die relative Unsterblichkeit verliehen worden war. Relative Unsterblichkeit, das bedeutete, dass er eines gewaltsamen Todes – nicht aber durch altersbedingten Zellverfall sterben konnte. Doch nun brauchte er nur einen Blick in ein Spiegelfeld zu werfen und sah, dass die Zellerneuerung seines Körpers gestört war. Im Gesicht zeigten sich zunehmend tiefere Falten, die Haare wurden grau, und die Augen verloren allmählich ihren jugendlichen Glanz.
Von Harpoon war froh, dass er derzeit keinen Orbiter hatte. Zeidik, der Androide, befand sich als Pilot an Bord der LEGUE.
Der Sektor, in dem der Ritter der Tiefe momentan operierte, hieß Skarnagh-Churmughor und wurde von einer Macht beherrscht, deren Eigennamen er am besten mit dem Wort Nabel übersetzte. Nabel unterschied sich von anderen negativen Mächten dadurch, dass sie nicht Angehörige eines Kollektivs war, sondern eine Einzelgängerin. Auf den ersten Blick schien das die Strategie zu ihrer Unterwerfung zu erleichtern, aber von Harpoon wusste inzwischen, dass eher das Gegenteil der Fall war.
Der Ritter hatte noch nicht einmal herausgefunden, wo der zentrale Sitz von Nabel lag, aber er traf überall in diesem Sektor auf ihre Ableger, und diese bereiteten ihm erhebliche Probleme.
Intellektuell war Nabel in jedem ihrer Ableger manifestiert, ein Phänomen, das von Harpoon in diesem Ausmaß zum ersten Mal kennenlernte. Physikalisch und biologisch hielt der Ritter jede Art von Transferierung und Manifestation für möglich, garantiert durch die winzigsten Bausteine alles Seins. Hier nun schien sich eine Idee in Teilchen aufgespalten zu haben. Von Harpoon nannte diese theoretischen Teilchen Psychos, aber der Name war eigentlich nur eine Krücke.
Konnte eine Idee – die Idee der alles umfassenden Macht –, erdacht von Nabel, existent werden und sich dann zu einer Invasionsarmee intellektueller Teilchen dezentralisieren?
Der Gedanke wäre philosophischer Erörterungen würdig gewesen, aber von Harpoon hatte weder Zeit noch Muße dafür. Ob er diesen Kampf, der vermutlich sein letzter war, gewinnen würde, hing nicht zuletzt davon ab, dass er den Sitz von Nabel fand.
Von Harpoon gab sich einen Ruck. Er musste mit beiden Problemen fertig werden, damit, dass er alterte, und mit Nabel.
Er schaltete eine Funkverbindung zu Zeidik. Als der weißhäutige Androide sichtbar wurde, fragte sich von Harpoon, ob Zeidik die Spuren des Alters an seinem Herrn erkannte. Falls das der Fall war, schwieg Zeidik sich darüber aus.
»Wie viel von Nabel besetzte Welten gibt es in Skarnagh-Churmughor?«, erkundigte er sich.
»Bekannt sind uns zweihundertsiebenundvierzig«, erwiderte der Androide. »Aber das ist zweifellos nur die Spitze eines Eisbergs. Wir können davon ausgehen, dass Nabel auf allen bewohnten Welten dieses Sektors Fuß gefasst hat und im Begriff steht, seine Idee noch darüber hinaus zu verbreiten.«
Der Ritter der Tiefe seufzte. Wie wurden Psychos transportiert? Mit Raumschiffen, Sonnenwind, Kometen oder Meteoriten? Zeidik danach zu fragen hatte wenig Sinn, denn er kannte die Antwort genauso wenig.
Von Harpoon wünschte, er hätte mit einem anderen Mitglied des Wächterordens darüber diskutieren können. Doch von dem halben Dutzend Rittern, die noch vor Jahrhunderten für Recht und Ordnung gekämpft hatten, lebten außer ihm selbst vielleicht noch zwei: Igsorian von Veylt und Derkan von Orn. Allerdings hatte
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