Silberband 114 - Die Sporenschiffe
gibt es später einmal eine Renaissance des Wächterordens.«
Armadan von Harpoon schloss die Augen.
»Und die anderen?«, fragte er. »Tarvon von Barrynnos?«
»Tot!«
»Derkan von Orn?«
»Tot!«
»Igsorian von Veylt?«
»Ich bin nicht befugt, über sein Schicksal Auskunft zu geben.«
»Ich bin also der letzte Ritter der Tiefe?« Armadan von Harpoons Stimme war kaum noch hörbar.
»Streng genommen – ja!«
Das Bewusstsein, dass in Zukunft kühle Technokraten wie dieser Nargus die Aufgaben des Wächterordens übernehmen würden, erfüllte den Ritter mit Trauer. Dennoch war ihm bewusst, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Diese neue Generation von Kosmokraten-Helfern würde ohne jede Tradition und Gefühlsduselei an ihre Arbeit herangehen.
Armadan von Harpoon erinnerte sich der mächtigen Feinde, gegen die er gekämpft hatte. Würde ein Wesen wie Nargus je in der Lage sein, solchen Gegnern zu widerstehen? Hätte Nargus die Horden von Garbesch vertreiben können?
»Mich interessieren deine Qualifikationen«, sagte er, einer inneren Stimme folgend. »Wir haben in diesem Sektor einen höchst eigenartigen Gegner.«
Nargus lachte humorlos. »Du willst mich testen; damit du in Ruhe abtreten kannst?«
»So ungefähr«, gab von Harpoon zu.
Nargus schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich, denn Nabel ist einzig und allein dein Problem.«
»Ich werde an Nabel scheitern. Ich weiß nicht einmal, wer sie ist und wo sich ihr Sitz befindet.«
Nargus schwieg. Nach einer Weile hob er wieder den Kopf. »Das ist nicht wahr!«, behauptete er.
»Was ist nicht wahr?«, fragte Armadan von Harpoon, der seinen eigenen Gedanken nachgegangen war.
»Dass du an Nabel scheitern wirst.«
»Wie kannst du das behaupten?«
»Weil du die einzige Waffe gegen dieses Wesen schon gefunden hast. Sie ist zwar ultimat, aber sie passt umso besser in die augenblickliche Situation.«
Es erschien von Harpoon geradezu absurd, sich als Sieger in einem Kampf bezeichnen zu lassen, in dem er bislang nur Niederlagen davongetragen hatte. »Was für eine Waffe?«, fragte er daher nicht besonders interessiert.
»Eine stärkere Idee!«, lautete die Antwort.
Nargus redete wie Zeidik, dachte der Ritter der Tiefe. Hatten der Androide und der Besucher sich abgesprochen?
»Was für eine Idee könnte das sein?«, fasste er gerade deshalb nach.
»Wenn ich es dir erkläre, würdest du davon abkommen.« Nargus' Tonfall hatte etwas Bedauerndes. »Du könntest die Idee nicht mehr mit der Überzeugungskraft vertreten wie bisher. Und sie allein macht schließlich den Erfolg in deinem letzten Kampf aus.«
Von Harpoon war merkwürdig berührt.
»Du wirst diesen Kampf zu Ende bringen«, versicherte Nargus. »Die Kosmokraten danken dir für deinen unermüdlichen Einsatz, und sie versichern dir, dass nichts, was du je getan hast, vergeblich gewesen ist.«
»Das hört sich nach Abschied an.«
Der Zwerg nickte. »Wir brauchen nicht mehr persönlich zusammenzutreffen. Es wurde alles gesagt. Lebe wohl!«
»Lebe wohl!«, rief von Harpoon verwirrt.
Das Übertragungsholo fiel in sich zusammen.
»Was hältst du von ihm?« Der Ritter der Tiefe wandte sich an Zeidik.
»Von Nargus? Er war sehr glaubwürdig.«
»Ein Techniker! « Das klang verächtlich. »Bar jeden Verständnisses für kosmomythologische Zusammenhänge. Ein Wesen ohne Vergangenheit und ohne Zukunft – ein Arbeiter.«
»Jede Zeit hat ihre Helden«, dozierte Zeidik. »Vielleicht sind nun die Pragmatiker an der Reihe.«
»Die Sterne werden erlöschen!«, prophezeite von Harpoon dumpf. »Oder glaubst du, dass Wesen wie Nargus etwas daran ändern können?«
Der Androide deutete auf die Außenbeobachtung, die Tausende von Sternen erkennen ließ. »Es hat sich nichts verändert«, sagte er gelassen.
Die Jagd auf Nabel verlief auch in den nächsten Tagen eintönig. Armadan von Harpoon hatte oft den Eindruck, dass sie einem Phantom nachstellten. Dann jedoch stießen sie wieder auf neue Spuren: machtlüsterne Wesen, die mit ihren Schiffen diesen Raumsektor durchstreiften und nach allem Ausschau hielten, was sich ihrer unmenschlichen Ideologie der absoluten Macht nicht anschloss.
Die Nachforschungen wurden durch den sich dramatisch zuspitzenden Alterungsprozess Armadan von Harpoons erheblich erschwert. Oft war er nicht mehr in der Lage, die Ergebnisse des Bordrechners geistig zu verarbeiten, oder er musste Zeidik fragen, wo sie sich gerade befanden. Für von Harpoon war dies ein
Weitere Kostenlose Bücher