Silberband 114 - Die Sporenschiffe
deutliches Zeichen, dass er nicht nur körperlich verfiel, sondern zunehmender Senilität ausgesetzt war.
Zeidik erwies sich in allen Belangen als treuer und zuverlässiger Helfer. Er blieb nun ununterbrochen an Bord der DYKE. Sie hatten sich entschlossen, die damit praktisch nutzlos gewordene LEGUE zu zerstören, und das kleine Schiff war in einem gleißenden Blitz vergangen.
Manchmal stellte von Harpoon Überlegungen über die Art der Waffe an, die Nabel benutzte.
»Warum werden wir nicht davon betroffen?«, fragte er. »Wenn es in diesem Sektor von Ideen-Teilchen wimmelt, müssten sie in der DYKE ebenfalls zu finden sein.«
»Bisher haben wir kein einziges Psycho nachgewiesen«, erinnerte ihn Zeidik. »Was wir über diese Waffe zu glauben wissen, basiert auf Spekulationen. Meiner Ansicht nach gibt es solche Teilchen nicht.«
»Wir können diese Schlacht nicht gewinnen«, gestand von Harpoon schließlich. »Ich werde schwächer, und das Nachdenken fällt mir immer schwerer. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dann werde ich nicht mehr aufstehen können.«
»Ich werde dich pflegen«, bot Zeidik an.
Etwas von seiner alten Kraft kehrte in den Ritter der Tiefe zurück. Er richtete sich gerade auf und schaute Zeidik drohend an. »Wenn du das tust, bringe ich dich um!«, warnte er.
»Ich werde mich sowieso kristallisieren«, erwiderte Zeidik ungerührt.
Sie setzten die Suche fort, und dann kam der Tag, an dem Armadan von Harpoon aus dem Sitz vor den Kontrollen kippte und schwer auf den Boden schlug. Zeidik ergriff den ausgemergelten Körper und schleppte ihn zu einer Liege im hinteren Teil der DYKE.
»Du wirst mich nicht an ein Lebenserhaltungssystem anschließen?«, flehte der Ritter der Tiefe.
»Nein, mein Ritter«, sagte der Androide.
Von irgendwoher erklang der weithin hallende Schlag einer mächtigen Glocke. Das war der Dom Kesdschan, überlegte von Harpoon. Der Dom sang sein Lied bei jeder Ritterweihe und immer dann, wenn ein Mitglied des Wächterordens starb.
Diesmal, dachte Armadan von Harpoon, galt die Melodie ihm.
Der Sieg
Stunde um Stunde saß Zeidik am Lager des Ritters der Tiefe und wartete geduldig, dass der Todeskampf des alten Mannes zu Ende ging. Manchmal schien Armadan von Harpoon zu träumen, dann erzählte er von längst vergangenen Ereignissen. Es gab Augenblicke, in denen der Sterbende den Androiden mit anderen Wesen verwechselte und ihn mit deren Namen anredete. Geduldig spielte Zeidik die ihm jeweils zugedachte Rolle und antwortete entsprechend.
Im Augenblick des Todes richtete sich der Ritter noch einmal auf, sein verschleierter Blick schien sich zu klären. Er sah Zeidik an und lächelte. »Was für eine verrückte Idee«, sagte er zu dem Androiden. »Ich hätte nie gedacht, dass jemand auf so etwas kommen würde.«
Er sank zurück und war tot.
Zeidik hätte als letzte Worte etwas Tiefschürfendes oder Dramatisches erwartet, aber damit konnte er nichts anfangen. Wie lange er auch darüber nachdachte, ihm fiel kein verborgener Sinn in den letzten Worten des Ritters auf.
Wie konnte der Androide auch ahnen, dass es am besten gewesen wäre, Armadan von Harpoon beim Wort zu nehmen?
Zeidik dachte darüber nach, dass dies ein dürftiges Vermächtnis für ein Mitglied des Wächterordens war. Bisher hatte er mit dem Gedanken gespielt, die letzten Worte des Ritters mit einer Sonde der DYKE in den Weltraum zu schicken. Aber kein intelligentes Wesen hätte mit einer derart trivialen Botschaft etwas anfangen können.
So machte er sich auf die Suche nach einem als Grabstätte geeigneten Planeten. Als er diese Welt gefunden hatte, landete er in einem verlassenen Tal, trug den Toten aus der Lichtzelle und legte ihn auf den Boden. Armadan von Harpoon sah sehr zufrieden aus, obwohl es sicher vermessen war, das in Zusammenhang mit einem Toten zu behaupten.
Zeidik hatte den Selbstvernichtungsmechanismus der DYKE aktiviert. Sie würde in wenigen Minuten vergehen, ohne dass ihr ultimates Rettungssystem, der Einwegtransmitter, jemanden in die nächste Auffangstation schießen würde.
Zeidik wartete das Ende der Lichtzelle ab, dann lud er den Leichnam wieder auf seine Schultern und trug ihn in den Schatten eines weit ausladenden Baumes. Mit seiner Last kletterte er auf den Baum und band Armadan von Harpoon auf einem starken Ast fest. Der Tote würde jeden Morgen in Richtung der aufgehenden Sonne blicken.
Armadan von Harpoon sollte sehen, dass die Sterne nicht erloschen
Weitere Kostenlose Bücher