Silberband 114 - Die Sporenschiffe
lastet, wäre unserem Selbstbewusstsein keineswegs abträglich gewesen.«
»Schuld ...?«
»Dank, den wir dir schulden. Wo stünden wir Terraner heute ohne dich?«
Rhodan wusste nicht, ob ES seine Absicht durchschaute, die augenblickliche Schwäche des Unsterblichen zu übergehen. Aber das war auch unwichtig, solange ES nur die ihm gebaute Brücke akzeptierte.
»Hast du uns nicht schon oft aus schwierigen Situationen herausgeholfen, ohne dass wir jemals Gelegenheit fanden, dir dafür zu danken?«, fuhr er fort. »Sind wir nicht Freunde?«
Eine längere Pause entstand. Rhodan wagte es nicht, sie durch eine Bemerkung zu unterbrechen.
»Wir sind mehr als nur Freunde, das weißt du«, erwiderte ES schließlich. »Du weißt es zumindest, seit du erfahren hast, dass es weitere Superintelligenzen im Universum gibt. Auch sie sind noch unvollkommen, so, wie ich unvollkommen bin. Alle haben Schwächen.«
Rhodan wusste, worauf ES anspielte. Der kosmische Friede lag noch in weiter, vorerst unerreichbarer Zukunft. Der Friedenskeim spross in der Familie, dann in der Sippe, im Volk. Er wuchs in den Bewohnern eines Planeten heran, wenn die Zeit dazu reif war. Schließlich breitete er sich auf jenen Welten aus, die Kontakt miteinander hielten. Dieser Prozess dauerte Jahrtausende und wurde wohl niemals abgeschlossen. Doch der Glaube und die Hoffnung daran, dass es letztlich geschehen könne, waren der Motor einer positiven Evolution.
»Glaubst du, wir Terraner wären frei von Schwächen?«
»Niemand ist das, mein Freund, und die Mächtigen sind das am allerwenigsten.«
»Sag mir, was wir tun können«, bat Rhodan nun direkt. »Es muss einen Weg geben!«
»Es gibt ihn!«, erwiderte ES beinahe trotzig. »Mit den Weltenfragmenten baue ich eine Brücke zurück in die Realität, in der mein Platz ist. Ich bin gefangen – aber ich werde es nicht immer sein.«
Rhodan spürte, dass ES die angebotene Hilfe nicht annehmen wollte, wenn kein triftiger Grund vorhanden war. Aber die Zeit war ein solcher Grund. Außerdem verstand er, dass ES seine Hilfe nur akzeptieren würde, wenn ES damit zugleich den Terranern helfen konnte.
»Eine Brücke ...?«
»Richtig, eine Brücke«, antwortete ES. »Eines Tages wird sie fertig sein. Sie aus Gedanken zu materialisieren braucht sehr viel Zeit.«
Genau das hatte der Aktivatorträger vermutet.
»Wie viel Zeit?«, fasste er nach.
»Nach meinen Maßstäben nicht viel, wohl aber nach anderen. Ein paar Terra-Jahre, nicht mehr ...«
Das war das versteckte Angebot, der Kompromiss! Perry Rhodan griff sofort zu.
»Jahre? Das ist unmöglich! Wie sollen wir diese Spanne in der aktuellen Situation ohne deinen Beistand überstehen? Was soll aus der Zukunft der Milchstraße und der Lokalen Galaxiengruppe werden? Willst du abwarten, bis alles in sich zusammenfällt, was wir gemeinsam erreicht haben?«
»Vieles stagniert bereits«, gab ES zu. »Ich würde deine Hilfe annehmen, wenn du überzeugt bist, dass ihr die meine ebenso benötigt. Aber wie stellst du dir eine solche Unterstützung vor?«
»Die BASIS, der Roboter Laire und sein Auge, Kemoauc ...«
»Sind sie nicht auf deiner Seite?«
»Kemoauc nur bedingt. Er ist mit Laires Auge verschwunden, und ich gehe davon aus, dass er die BASIS betreten hat. Vermutlich wird die BASIS bald hier erscheinen.«
»Das ist nicht sicher, Rhodan. Ich nehme deine Hilfe an, wenn sie möglich ist. Meine Mächtigkeitsballung ist gefährdet, und sie ist für eure Fortentwicklung wichtig. In ihr muss das Positive überwiegen. Was eine negative Mächtigkeitsballung vermag, hast du am eigenen Leib erfahren.«
Die Menschheit ist der Partner des Unsterblichen geworden, sinnierte Perry Rhodan. Er verspürte einen ehrfürchtigen Schauer.
»Das meinte ich, als ich sagte, wir seien nun mehr als Freunde«, bestätigte ES. »Die Entwicklung der Menschheit zu einem wichtigen kosmischen Faktor schreitet schneller voran, als ich annehmen konnte. Doch das Ziel ist längst nicht erreicht. Vor uns liegt ein langer gemeinsamer Weg. Wir werden ihn nicht immer zusammen gehen können, aber das ändert nichts an der Richtung.«
»Wohin?«, fragte Rhodan.
»Zumindest in die Zukunft.« ES wich einer konkreten Antwort aus. »Jeder Weg führt in die Zukunft, und es liegt an uns, was wir daraus machen. Das war schon immer so.«
»Wir haben demnach Einfluss darauf, was in der Zukunft geschieht?«
»So, wie das Vergangene die Gegenwart bestimmt – ja.«
Längst war Rhodans innere Unruhe
Weitere Kostenlose Bücher