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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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2
    Ocean City, Maryland Samstag, 27. Juni / 10:22 Uhr
     
    Sie tauchten am Strand auf. Aalglatt und frisch poliert. Zwei vorne, einer hinten als Deckung. In Dreiecksformation kamen sie auf mich zu. Ich wollte gerade die Autotür aufmachen. Sie hatten nichts Besonderes an sich, halt drei große Typen in grauen Anzügen von der Stange, die sich in der Hitze von Ocean City einen abschwitzten.
    Der Vordere hielt die Hand hoch, um mir »no problemo« zu signalisieren. Es war ein heißer Samstagmorgen, und ich trug Shorts und ein Hawaii-Shirt, auf dem sich Meerjungfrauen tummelten. Darunter hatte ich ein Tom-Petty-T-Shirt an. Badelatschen und eine Ray-Ban vollendeten mein Outfit. Meine Knarre lag in einem verschlossenen Werkzeugkasten im Kofferraum, und als ob das nicht reichte, war um den Abzugshahn auch noch ein Schloss angebracht. Ich war am Strand, um mir den neuen Jahrgang von Beach-Bunnys zu Gemüte zu führen. Außerdem
war ich seit der Schießerei bis Montagmorgen freigestellt, wo mich eine nette Unterredung mit meinen Vorgesetzten und den Internen erwartete. Das mit der Lagerhalle war eine schlimme Geschichte, und ich hatte frei, um das Ganze zu verdauen. Allerdings machte ich mir keine allzu großen Sorgen, denn ich war schon so gut wie aus dem Schneider. Es schien ganz so, als ob diese Typen die Situation sachlich und neutral halten wollten. Bloß keinen Stress. Hätte ich selbst auch nicht besser gekonnt. Hut ab.
    »Mr. Ledger?«
    » Detective Ledger«, erwiderte ich, einfach nur, um Contra zu geben.
    Noch nicht einmal der Anflug eines Lächelns. Er nickte, wobei sich sein Kopf höchstens einen Millimeter bewegte. Kopf und Hals sahen aus wie ein umgestülpter Eimer.
    »Ich möchte Sie bitten, mit uns zu kommen«, meinte er mit emotionsloser Stimme.
    »Erst mal Dienstmarke, oder Sie können gleich wieder abdampfen.«
    Eimerkopf warf mir einen durchdringenden Blick zu. Dann holte er seine FBI-Marke hervor und hielt sie mir vor die Nase. Ich las nicht weiter als bis zu seinen Initialen.
    »Worum geht es?«
    »Würden Sie bitte mit uns kommen?«
    »Ich bin freigestellt, Jungs. Was soll der Quatsch?«
    Keine Antwort.
    »Ist euch bewusst, dass ich in drei Wochen in Quantico anfange?«
    Wieder keine Antwort.
    »Wollt ihr, dass ich euch in meinem Wagen folge?«
    Nicht, dass ich vorhatte, einen Abgang durch die Mitte zu machen, aber mein Handy befand sich im Handschuhfach meines Geländewagens, und ich hätte die Situation gerne mit meinem Lieutenant abgecheckt. Sie kam mir irgendwie
schräg vor. Nicht unbedingt bedrohlich, nur schräg.
    »Nein, Sir. Wir werden Sie danach wieder sicher hier abliefern.«
    »Wonach?«
    Zum dritten Mal keine Antwort.
    Ich sah den Mann an. Dann den Typen neben ihm. Den Dritten spürte ich in meinem Rücken. Sie waren alle groß und gut gebaut. Sogar aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Eimerkopf sein Gewicht schön auf beiden Fußballen ausbalancierte. Der andere stand rechts von mir. Seine Fingerknöchel waren riesig, aber seine Hände wiesen keine Narben auf. Wahrscheinlich eher Boxen als asiatischer Kampfsport; Boxer tragen Handschuhe.
    Sie machten beinahe alles richtig. Aber nur beinahe, denn sie rückten mir ein wenig zu sehr auf die Pelle. Man sollte einem potenziellen Gegner nie zu nahe kommen.
    Aber ich musste zugeben, dass sie recht überzeugend wirkten, und es ist verdammt schwierig, den FBI-Look glaubhaft zu kopieren.
    »Okay«, sagte ich also.

3
    Ocean City, Maryland Samstag, 27. Juni / 10:31 Uhr
     
    Eimerkopf hockte neben mir auf der hinteren Sitzbank, die beiden anderen saßen vorne. Der Fahrer des großen Regierungs-Crown-Vic war der Typ, der vorher Rückendeckung gegeben hatte. Ein Haufen Taubstummer hätte mehr geschnattert als meine drei FBI-Exemplare. Das einzige Geräusch kam von der voll aufgedrehten Klimaanlage. Natürlich war das Radio ausgeschaltet. Alles in allem ein verdammt aufregender Trip.

    »Ich hoffe, wir fahren nicht den ganzen Weg zurück nach Baltimore.« Das hätte eine mehr als dreistündige Autofahrt bedeutet, und meine Shorts waren voller Sand.
    »Nein.«
    Das war das einzige Wort, das ich Eimerkopf während der Fahrt entlocken konnte. Ich machte es mir also bequem und wartete ab, was auf mich zukam.
    Mir fiel auf, dass Eimerkopf Linkshänder war. Die Beule seines Pistolenhalfters verriet es. Er hatte mich zu seiner Rechten gesetzt, so dass sich sein Sakko zwischen mir und seiner Knarre befand. Außerdem konnte er mich im Fall der Fälle mit

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