Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
preisgeben, wenn wir sie kennen würden – was natürlich nicht der Fall ist.«
Harsanfelger benötigte einige Zeit, diese absolute Nicht-Information zu verdauen. Das Resultat war mehr Unsicherheit als zuvor. »Ich unterstelle dem Orakel-Boten keineswegs eine böse Absicht«, sicherte er sich vorsichtshalber ab. »Ein Missverständnis meinerseits kann ich natürlich nicht ausschließen. Ich habe vergeblich versucht, eine Verbindung nach Kran zu erhalten, um mir Gewissheit zu verschaffen. Nun bin ich auf mein eigenes Urteilsvermögen angewiesen. Eigentlich überschreitet das meine Kompetenzen ...«
»Das Herzogtum konnte nur errichtet werden, weil es Kommandanten, Offiziere und Mannschaften gab, die eigene Entscheidungen trafen, sobald es notwendig wurde«, lockte Mallagan. Dass Harsanfelger keineswegs eine schnelle Entscheidung treffen konnte, war ihm klar. Wenn, dann musste es überlegt aussehen.
»Eine Entscheidung gegen Jons wäre unmöglich, gäbe es keine konkreten Anhaltspunkte für seinen Irrtum«, sagte der Kommandant. »Ein Anhaltspunkt ist insofern vorhanden, als Jons seine Meinung über euch geändert hat. Der Beweis dafür ist Keros, der Kommandant des 17. Nestes.«
»Und die Konsequenz?«, drängte Mallagan.
Harsanfelger zögerte. »Die Konsequenz dürfte sein, dass Jons bei seiner ersten Entscheidung, euch vom 17. Nest abzuholen, im Auftrag des Herzogtums handelte. Die zweite Entscheidung war seine eigene und damit ohne Zustimmung von Kran.«
»Das ist eine logische und intelligente Folgerung. Orakel-Bote Jons hielt uns für etwas, das wir in Wirklichkeit nicht sind. Gerade in dieser Hinsicht hat er sich geirrt.«
Also doch!, dachte Harsanfelger, das war ihm anzusehen. Er schien mittlerweile überzeugt zu sein, dass die Betschiden tatsächlich Agenten und Ratgeber der Herzöge waren.
»Morgen landet das Versorgungsschiff. Es wird von hier aus mit mir unbekanntem Ziel starten.« Harsanfelger zupfte in seiner Mähne. »Geheimhaltung ist die Stärke des Herzogtums, nicht wahr? Wenn du es wünschst, Surfo Mallagan, werde ich den Ersten Kommandanten des Schiffes bitten, euch an Bord zu nehmen. Ich glaube, das verantworten zu können. Es ist meine eigene Entscheidung.«
Mallagans Gesicht verriet nicht die Spur von Genugtuung. »Eines Tages wird das Oberkommando der Flotte dir eine Belobigung zustellen, aber du wirst nicht wissen, warum du sie erhältst. Und auch nicht, in wessen Auftrag«, prophezeite er.
»Ich glaube doch.« Der Kommandant von Karselpun erhob sich zum Zeichen, dass er die Unterredung als beendet ansah.
Surfo Mallagan, Brether Faddon und Scoutie verbrachten ihre letzte Nacht auf Karselpun in Cersonurs Höhle. Der alte Krane hatte aus seinem Wrack erlesene Leckerbissen geholt und ein Festmahl bereitet.
»Ihr habt es also geschafft«, sagte er freudig. »Und ich bin ein wenig stolz auf mich, dass ich dazu beitragen konnte. Wer immer ihr auch sein mögt und was die Zukunft bringen mag, kümmert euch nicht mehr um mich. Karselpun hier ist die letzte Welt, die ich entdeckt habe, und ich werde den Rest meines Lebens hier verbringen. Euch kann ich eigentlich nur noch sagen, dass die Betschiden etwas Besonderes sind.«
»Übertreibe nicht«, bat Mallagan. »Wir hatten Glück, das ist alles.«
»Willst du mich enttäuschen?«
»Keineswegs. Aber wer zu viel verlangt, wird enttäuscht werden.«
Sie saßen an diesem Abend lange zusammen. Mallagan war der Letzte, der einschlief. Er wusste nicht, wohin das Versorgungsschiff fliegen würde. Nach Kran!, hoffte er innig.
ENDE
Nachwort
So, das Buch ist gelesen, im Kopf klingt das Feuerwerk der unterschiedlichen Eindrücke allmählich aus. Eigentlich ist es jetzt an der Zeit, sich kurz gemütlich zurückzulehnen, die Anspannung der letzten Stunden ausklingen und das vielfältige Geschehen im PERRY RHODAN-Kosmos Revue passieren zu lassen.
Weit ist die Menschheit in den letzten beiden Jahrtausenden in den Weltraum vorgedrungen, wenn man an Superintelligenzen, Materiequellen und Kosmokraten denkt. Jedenfalls so weit, dass sich die Terraner schon zu Hause im Solsystem, wo eigentlich friedvolle Ruhe herrschen sollte, Ärger eingehandelt haben.
Quiupu, das kosmische Findelkind, baut an der Rekonstruktion des Viren-Imperiums, was immer darunter zu verstehen sein mag, und die Folgen werden bereits sichtbar. Ist Quiupu also ein Stümper? Ich denke, eher nicht. Aber ich lasse diese Frage offen, weil wir noch mehr von ihm lesen
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