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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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abgeschickt hatte, fiel ihm auf, dass er etwas vergessen hatte, und es folgte ein kurzer Nachtrag. In diesem Nachtrag findet sich auf der dritten Seite die berühmte Formel e = mc 2 .
    Die Stelle im Patentamt in Bern hatte Einstein damals nur mit Hilfe eines Studienfreundes bekommen, weil seine Leistungen im Studium kaum besser als ausreichend waren. Die einzige Person in der ganzen Welt, die immer an Einsteins Genie geglaubt hatte, war seine Schwester gewesen. Dagegen wurde sein Griechischlehrer später für seine vor der versammelten Klasse geäußerte Meinung berühmt, dass es Albert Einstein im Leben nie zu etwas bringen werde.«
    McCully entnahm dem bestätigenden Nicken seiner Gäste, dass sie diese Geschichte schon mal gehört hatten.
    McCully fuhr fort: »Auch sein Vorgesetzter im Patentamt sah Einstein aufmerksam auf die Finger, sodass er gezwungen war, Ideen, die ihm während der Arbeitszeit einfielen, heimlich in den Pausen niederzuschreiben. Die Papiere mit den Notizen versteckte er dann in einer Schublade in einem der Büroschreibtische. Und nun kommt unser Freund ins Spiel. Einer von Einsteins Kollegen, Georg Felgendreher, hatte den unter den Kollegen geführten Unterhaltungen entnommen, dass sich Einstein noch mit anderen Dingen beschäftige als mit Patenten von Erfindungen aus dem Bereich der maschinentechnischen Neuerungen. Er stellte Einstein ein paar Fragen und konnte den Antworten entnehmen, dass dieser an einer recht interessanten Theorie arbeitete. Sei es, dass es reiner Neid war, sei es, dass sich Georg Felgendreher selbst nach wissenschaftlichem Ruhm sehnte, eines Tages verschaffte er sich Zugang zu Einsteins Notizen über die Relativitätstheorie. Sehr wahrscheinlich hat er einfach in Einsteins unverschlossene Schreibtischschublade gesehen und ihm einen Teil der Aufzeichnungen gestohlen. Ob Einstein das aufgefallen ist, weiß man nicht, jedenfalls ist nicht überliefert, dass er jemals etwas in dieser Richtung vermutet hätte.
    Wahrscheinlich aber hat er es einfach nicht gemerkt. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine neue Theorie in seinen Gedanken zu ordnen, und konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, ob er etwas schon einmal aufgeschrieben hatte oder nicht. Wenn er einen Gedanken nicht in seinen versteckten Notizen fand, formulierte er ihn eben einfach noch einmal neu.
    Georg Felgendreher jedoch studierte währenddessen Einsteins Notizen ausgiebig und war sofort von der Relativitätstheorie fasziniert. Man weiß nicht, ob ihm der volle Umfang ihrer Bedeutung bewusst geworden ist, doch da er selbst einige Semester Physik studiert hatte, muss ihm sofort klar gewesen sein, dass er bei den gestohlenen Papieren auf einige vollkommen neue Theorien gestoßen war.
    »Was war daran eigentlich so neu?«, fragte Peter.
    McCully kam jetzt richtig in Fahrt. »Das Revolutionäre an Einsteins Theorie war, dass in der Physik Energie und Materie vor Einsteins Zeit als zwei unterschiedliche, gänzlich voneinander unabhängige Dinge betrachtet worden waren. Einstein formulierte als Erster den Gedanken, dass eins ins andere umgewandelt werden konnte. Diese Idee war so neu, dass sie bei jedem studierten Naturwissenschaftler reges Interesse wecken musste.
    Das wurde auch Georg Felgendreher schnell klar, und er hat wohl ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, Einsteins Theorie unter seinem eigenen Namen ebenfalls wissenschaftlichen Zeitschriften anzubieten. Davon abgehalten hat ihn wahrscheinlich nur der nahe liegende Gedanke, dass Einstein sehr schnell merken würde, dass er bestohlen worden war, und, da es in ihrer Abteilung nicht allzu viele Mitarbeiter gab, der Verdacht sehr bald auf ihn fallen würde.«
    »Er hätte sie tatsächlich als seine eigene Theorie ausgeben können«, wandte Frank ein, »das wäre schließlich nicht das erste Mal in der Geschichte gewesen, dass ein Wissenschaftler beim anderen geklaut hätte.«
    »Das stimmt natürlich«, erwiderte McCully, »aber wenn die Autoren zwei Mitarbeiter derselben Abteilung eines Patentamts gewesen wären, wäre es bei einer zeitgleichen Veröffentlichung mit Sicherheit zum Streit gekommen. Einem solchen Diebstahlverdacht wollte sich Felgendreher nicht aussetzen. Er begann, Einsteins Relativitätstheorie mit seinem eigenen physikalischen Wissen sowie seinen eigenen Theorien anzureichern und auszubauen. Das ist auch der Grund, warum ihn heute niemand mehr kennt, denn seine eigenen Gedanken haben sich als reichlich wirr und strukturlos

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