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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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nicht. Worum es geht, ist, dass sie Strafanzeige gegen mich erstatten will. Außerdem hat sie ja gar nicht so Unrecht, wenn sie meint, ich sei für den Tod von Franz Felgendreher mitverantwortlich. Hätte ich die Karte Einstein gleich in Hamburg gegeben, wäre er jetzt vielleicht schon längst festgenommen worden, und es hätte keine Toten gegeben.«
    »Wenn ich dich erinnern darf, in Hamburg hattest du die Karte gar nicht, sie war bei mir. Wenn du Einstein oder Daniel McGuffin, wie er ja wohl richtig heißt, das gesagt hättest, wäre er hinter mir her gewesen. Mich hast du damit zum Beispiel geschützt.«
    Aber Frank ließ den Einwand nicht gelten.
    »Und was war in Heathrow? Wenn ich mich da geschickter angestellt hätte, hätte Einstein, gut, McGuffin, gar nicht gewusst, wohin er uns folgen sollte. Überleg doch mal, wohin das Ganze noch führen soll. Hinter den Morden scheint tatsächlich irgendein völlig irrwitziges System zu stecken. Du hast es doch als Erster gemerkt, als du in London sagtest, der nächste Stein wird schwarz sein. Und was ist heute passiert? Wen wird dieser McGuffin als Nächstes töten? Wenn wir weitermachen, wird es vielleicht einer von uns sein. Denkt daran, dass noch ein Pfeil auf der Karte übrig ist, Frau Keller hat es gesagt.«
    »Frank, du hast das weitere Vorgehen aber doch schon entschieden, als du Frau Keller die falsche Karte gegeben hast.« Peter hatte Recht, und Frank wusste das. Peter hatte einmal mehr das ausgesprochen, was Frank tief in seinem Inneren schon entschieden hatte, aber sich selbst gegenüber noch nicht bereit war zuzugeben. Er unternahm noch einen letzten Versuch, Peter zu widersprechen.
    »Und wie soll das jetzt weitergehen? Du bist doch immer so praktisch veranlagt. Sollen wir nach Kanada fliegen, uns drei Schaufeln nehmen und ganze Landstriche nach irgendeinem ominösen Schatz umgraben, von dem wir im Grunde noch immer nicht die geringste Ahnung haben? Ich sollte mich um meine Diplomarbeit kümmern und bin so gut wie pleite. Und Professor McCully hat mit seinem Angebot, uns zu unterstützen, bestimmt nicht daran gedacht, die Suche nach dem Heiligen Gral zu finanzieren.«
    »Wenn ich an dieser Stelle mal eingreifen darf?« Professor McCully lächelte freundlich. Bis auf den Moment, als zu befürchten war, dass Frank Frau Keller die richtige Schatzkarte übergeben würde, hatte er den ganzen Abend über freundliche Zuversicht ausgestrahlt.
    »Frank, ich glaube, dass Peter Recht hat und Sie Ihre Entscheidung schon getroffen haben. Übrigens eine richtige Entscheidung, wie ich finde, denn es geht hier noch immer darum, den Mörder von Professor Pfleiderer zu finden. Diese Aufgabe wird von Frau Keller sicherlich bald gelöst werden. Sie macht einen sehr kompetenten und entschlossenen Eindruck. Aber nach wie vor halte ich die Polizei für vollkommen ungeeignet, die Motive aufzuklären, die hinter den Morden stecken. Wir sollten sie dabei unterstützen, und wir sind bereits auf einem guten Weg. Mit dieser Karte«, er tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte auf dem Bett, »halten wir alle Trümpfe in der Hand. Weder die Polizei noch dieser McGuffin und seine Leute – denn er arbeitet bestimmt nicht allein – wissen, wo sie suchen sollen. Wir dagegen haben sogar eine genaue Ortsangabe.«
    »Aber wie sollen wir vorgehen?« Frank sah die Argumente des Professors zwar ein, seine Bedenken waren damit aber nicht zerstreut. »Wir können die Motive nur aufklären, wenn wir ebenfalls nach Kanada fliegen. Ich sehe aber immer noch nicht, wonach wir suchen sollen.«
    Professor McCullys Lächeln war bei Franks Antwort nur breiter geworden. Sein Vergnügen an der Sache war ihm deutlich an den Augenwinkeln abzulesen. Seine beiden jungen Assistenten, die ihm gegenübersaßen, machten allerdings, obwohl sie ihn um mehr als einen Kopf überragten, einen eher geknickten Eindruck. Die Ereignisse des Tages und die ungewissen Zukunftsaussichten zeigten ihre Wirkung.
    »Vielleicht kann ich Ihnen die Entscheidung, die Sie getroffen haben, ja etwas schmackhafter machen. Ich schlage vor, wir sehen mal nach, ob wir hier heute Abend noch etwas zu essen bekommen.« Als er in die wenig begeisterten Gesichter von Frank und Peter sah, lachte er laut und fügte hinzu. »Und ich meine nicht nur das Essen, wenn ich von schmackhaft spreche.«
    Obwohl es schon zehn Uhr abends war, hatten sie ihren Schweizer Pensionswirt überreden können, ihnen eine große Platte mit belegten Broten herzurichten.

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