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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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auf.
    Adams trug einen ziemlich langen Gegenstand, eine Art Rolle aus Pappe, unter dem Arm.
    Daniel McGuffin durchfuhr ein Adrenalinstoß. Nach ein paar kurzen vorsichtigen Schritten verfiel er sofort in ein schnelles Tempo, als er sah, dass auch Peter Adams losrannte, offenbar in der Absicht, ganz schnell möglichst viel Raum zwischen sich und einen potenziellen Verfolger zu legen. Doch was war das? Frank Schönbeck trug ebenfalls eine Papprolle unter dem Arm. Und er spurtete mit der gleichen Affengeschwindigkeit wie sein Freund in die entgegengesetzte Richtung. Verdammt! Einstein blieb nur eine einzige Sekunde für eine Entscheidung, und er entschied sich für Frank Schönbeck.

    Sie hatten verabredet, dass Frank in die Richtung rennen sollte, in die er auch heute Nachmittag aufgebrochen war, als er allein durch London spaziert war. Sollte Einstein sich für ihn entscheiden, hätte das den Vorteil, dass Frank den vor sich liegenden Weg kennen würde. Würde Einstein aber Peter folgen, konnte Peter den Vorteil seiner Ortskenntnis ausspielen. Einstein würde voraussichtlich nur den Weg zur U-Bahn-Station Russell Square kennen. Von diesem Weg wäre Peter dann sofort abgewichen, um Einstein in unbekanntes Terrain zu führen und dann dort abzuhängen.
    Frank hatte recht schnell Sprintgeschwindigkeit erreicht, drosselte aber nach etwa hundert Metern auf ein Tempo herunter, das er auch über einen längeren Zeitraum halten konnte. Als er hinter den blockartig angelegten Universitätsgebäuden das Licht der ersten Straßenlaternen schimmern sah, gab er noch einmal Gas und erreichte die Gower Street hinter dem Collegegelände. Er wandte sich wie schon heute Nachmittag nach links und sprintete die Straße herunter, bis er vor sich in der Schwärze des Nachthimmels die noch dunklere Silhouette der Kuppel des Britischen Museums auftauchen sah. Er blickte über seine linke Schulter und erkannte den groß gewachsenen Läufer, der ihm mit flatterndem Mantel in etwa hundert Meter Entfernung auf den Fersen war. Die Distanz beruhigte ihn ebenso wie der flatternde Mantel, der beim Laufen nicht unbedingt von Vorteil war. In Hamburg hatte Frank wegen der Motorradmaske Einsteins Gesicht nicht erkennen können, schätzte aber das Alter seines Verfolgers auf deutlich über dreißig Jahre. Frank hatte ausreichend Zeit für diese Gedanken, da er die Straße ein ganzes Stück geradeaus lief und sich ihm keine besonderen Hindernisse in den Weg stellten. Einige Passanten, die durch seine lauten Schritte aufgeschreckt wurden, traten schnell zur Seite.
    Er blickte sich wieder um und sah, dass der Abstand etwa gleich geblieben war. Das beruhigte ihn, denn er wusste, dass er im Ernstfall noch zulegen konnte. So konzentrierte er sich jetzt auf die vor ihm liegende entscheidende Aufgabe, seinen Verfolger abzuschütteln.
    An der nächsten Straßenecke bog er scharf rechts ab und folgte weiter der Route vom Nachmittag. Unmittelbar links von ihm lag die British Library. Gleich würde er auf die belebte Tottenham Court Road stoßen, wo sich das Rennen gegen Einstein entscheiden konnte, denn wegen des dichten Verkehrs würde es für Frank unmöglich sein, dort noch mehr Vorsprung herauszulaufen. Dort lag das Ziel, das er sich bei seiner provisorischen Fluchtvorbereitung gesetzt hatte: Die U-Bahn-Station Goodge Street. Hier verkehrte die Northern Line, die ihn direkt zu seinem verabredeten Ziel führen würde, nach Hampstead, wo Professor McCully wohnte. Peter würde seinerseits von der Station Russell Square aus nach Hampstead fahren. Der Unterschied in beiden Reiserouten bestand nur darin, dass Peter sich mehr Zeit lassen konnte, weil er nicht verfolgt wurde.
    Frank sah Einstein an der Ecke in die Tottenham Court Road einbiegen, erkannte, dass dieser zuerst in die falsche Richtung schaute, verpasste aber die günstige Gelegenheit, sich im nächsten Hauseingang zu verstecken. Der Bürgersteig war breit, zu breit, als dass Einstein ihn nicht sofort wiederentdeckt hätte. Er setzte Frank nach. Endlich tauchte der Eingang zur U-Bahn auf, und Frank stolperte rennend die Treppe hinunter, sorgfältig darauf achtend, nicht auf den feuchten Stufen auszurutschen.
    Kein Zug war zu sehen. Er überlegte.
    Lange stehen bleiben konnte er nicht, dafür war Einstein zu dicht hinter ihm. Endlich leuchteten auf der Zuganzeige die ersehnten gelben Buchstaben auf. In der oberen Reihe: Edgware 5 min. In der unteren Reihe: Edgware 15 min.
    Edgware war die Endstation der

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