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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Nähe des grünen Hügels nieder.
    Kein Wunder, dass unter den zahlreichen akademischen Größen der Bewohner auch Kenneth McCully, Professor für Geophysik an der Londoner Universität zu finden war. Für Frank und Peter war er an diesem Abend der letzte Hoffnungsschimmer auf ihrer Jagd, das Rätsel der Neuschottlandkarte doch noch zu lösen.
    Erleichtert und mit schwindender Verfolgungsangst ließ Frank den Fahrstuhl links liegen und eilte, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die steile Treppe zum U-Bahn-Ausgang empor. Er trat hinaus und atmete tief die klare vormitternächtliche Londoner Novemberluft ein. Am Ende des Tages präsentierte sich die Stadt von ihrer schönsten Seite. Der Regen hatte aufgehört, und Frank fühlte sich beim Anblick des zu seinen Füßen liegenden Dorfes in eine längst vergangene Zeit des vorindustriellen London zurückversetzt.
    Er ging die wenigen Meter bis zur Straßenecke und steckte die Papprolle, die er immer noch fest umklammert in der rechten Hand hielt, mit einer weit ausholenden Bewegung von oben in seinen Rucksack, ohne ihn abzusetzen. Auf das verabredete Zeichen hin trat Peter auf der anderen Straßenseite hinter einem längst geschlossenen Zeitungskiosk hervor.
    Auch er war noch im Besitz seiner Papprolle, was für die beiden ungleich wichtiger war, da sich in Peters Rolle die Karte befand. Die erfolgreiche Flucht, die Frank Peter detailliert schilderte, während beide von der Hauptstraße Heath Street schnellstens in eine kleine Nebenstraße abbogen, hatte die Karte noch wichtiger werden lassen. Freiwillig würden sie die Karte nicht mehr hergeben, bevor sie nicht das in ihr verborgene Rätsel gelöst hatten. So viel war sicher.
    Die Arglosigkeit ihrer Bewegungen, wie Einstein sie beobachtet hatte, war verschwunden. Peter hielt die Papprolle unter seinen vor der Brust verschränkten Armen umklammert, während sie in immer kleinere Gassen abbogen, die sich in Richtung Hampstead Heath hinaufschlängelten.
    »McCully wohnt fast direkt am Park. Ziemlich noble Gegend«, erklärte Peter. »Hier wohnen fast nur Professoren und Leute, die sich so was leisten können. Ist alles ein bisschen altmodisch, aber einige Ecken sind wirklich schön.«
    Frank hatte sich noch zwei Mal umgesehen, fühlte sich aber mit zunehmender Entfernung von der U-Bahn-Station Hampstead in der schwach beleuchteten Umgebung immer sicherer. Einstein hatte wahrscheinlich die nächste, zehn Minuten später nachfolgende U-Bahn genommen. Wäre er dann aus purem Zufall ausgerechnet an der Station Hampstead ausgestiegen, so war es trotzdem fast ausgeschlossen, dass er ihnen auf der verwinkelten Wegstrecke folgen würde.
    Nur wenige Bewohner verließen zu dieser späten Stunde noch ihre Häuser, meistens, um mit ihrem Hund Gassi zu gehen.
    An einer kleinen Kirche bogen Frank und Peter nach links ab. Am Ende der kurzen Gasse, die links am Friedhof der Kirche vorbeiführte, blies der Wind durch laublose Äste. Die Bäume des Stadtparks wurden an der Oberseite von dem orange abstrahlenden Schimmer, der sich über London ausbreitete, angeleuchtet. Die Mauer des Friedhofes endete an einem schmiedeeisernen Gitter, das das letzte allein stehende Haus in der Gasse von der rechts abbiegenden Straße abtrennte. Die Straße führte vom Haus weg und folgte der unregelmäßig verlaufenden Parkgrenze.
    »Hier ist es«, sagte Peter.
    »Ganz schön abgelegen«, stellte Frank fest.
    Peter blickte die Gasse hinunter, die sie gekommen waren, und sah, das Frank Recht hatte. Bei den paar Besuchen, die er bisher dem Professor abgestattet hatte, war es ihm nicht aufgefallen, dass das Haus praktisch keine Nachbarn hatte. Es grenzte mit einer Seite direkt an den Friedhof und war, abgesehen von der zur Straße gewandten Frontseite, nur vom Park umgeben. Peter öffnete die Gittertür, und sie stiegen die Eingangstreppe hinauf. Zwei Fenster an der rechten, den Parkbäumen zugewandten Seite des Erdgeschosses waren erleuchtet. Über den Vorhängen, die nur den unteren Teil der Fenster bedeckten, konnte Frank die wie erwartet bis zur Decke reichenden Bücherregale erkennen.
    Beim Anblick der Backsteinfassade des Gebäudes mit seinen weit ausladenden Erkern und tief eingeschnittenen Nischen, einsam vor den finsteren, kahlen Parkbäumen thronend, rechnete Frank fest damit, dass sie mit einem schweren Türklopfer aus altem Eisen gegen eine dicke Eichenholztür klopfen müssten. Ein schlurfenden Schrittes erscheinender Diener mit einem

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