Silberfieber
schlechten Verkehrsverbindungen hatten ihn gezwungen, eine Nacht in Basel zu verbringen. Es war einfach nur lächerlich. Was würden die Leute hier nur erst im Winter machen? Dabei bezweifelte er, dass die europäischen Winter mit einem kanadischen Winter zu vergleichen waren. Wahrscheinlich kannten die hier nicht einmal richtigen Schnee, sondern nur das künstliche Zeug, mit dem sie ihre Skipisten zupusteten. Er hatte viel Zeit verloren. Erst war er von Basel aus gestern Abend nicht weitergekommen, und dann hatte es auch heute Morgen keinen Anschlussflug gegeben, sodass er mit der Eisenbahn sogar schneller in Bern gewesen war, als wenn er auf den Flieger gewartet hätte. Und so etwas schimpfte sich nun Bundeshauptstadt. Und wozu brauchte ein Land, das höchstens so groß war wie ein mittelgroßer kanadischer Nationalpark, überhaupt eine Hauptstadt? Die verloren gegangene Zeit war mehr als ärgerlich, gefährdete sie doch das Gelingen des gesamten Projekts. 48 Stunden hatte Mr. Van ihm gegeben, und Gloria McGinnis hatte gesagt, Mr. Van sei sehr energisch gewesen, als er das Ultimatum gestellt hatte. Als ob er das nicht wüsste.
Gestern waren 48 Stunden noch eine halbe Ewigkeit gewesen, aber allein wegen der miserablen Schweizer Verkehrswege war davon nicht mehr viel übrig geblieben. Nicht dass er etwas dagegen hätte, wenn Mr. Van ein Team schicken würde. Was diese Superprofis betraf, die Mr. Van an der Hand hatte und die ihren Job bestimmt auch gut erledigten: Einstein war nicht so eitel oder überehrgeizig, dass er unbedingt die Karte ohne deren Hilfe zurückholen wollte. Es war bloß gefährlich. Je mehr Leute von der Karte und von der Schatzsuche wussten, desto mehr würden später auch teilen wollen.
Wenn nur eine Person ein einziges Detail zu viel erfuhr und ihre Schlüsse zog, würde das ganze Vorhaben in ernsthafte Gefahr geraten. Eigennutz und die Aussicht auf die Erfüllung eines Lebenstraums war es, was ihn vorantrieb, nicht der Ehrgeiz oder der Neid auf die so genannten Profis, die angeblich bessere Arbeit ablieferten. Natürlich hatten sie Glück gehabt, dass Gloria durch puren Zufall in Heathrow wieder auf die Spur der Karte gestoßen war. Und dass die beiden Jungs und McCully mit der Karte in die Schweiz geflogen waren, konnte nur bedeuten, dass sie zu Felgendreher wollten, um ihn nach den Koordinaten zu befragen, weil sie selbst zu dumm waren, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Verdammte Idioten. Warum wollten die Kerle auch partout die Karte nicht herausrücken, wenn sie doch ohnehin nicht in der Lage waren, ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Das Einzige, was sie zustande gebracht hatten, war, diese deutsche Polizistin abzuhängen. Aber das hatte ihn gewundert. Vom ersten Eindruck her hatte er die Frau für cleverer gehalten. Aber das sollte ihn nicht weiter kratzen. Nur dass er jetzt auch noch in die Schweiz reisen musste! Eigentlich hatte er gehofft, über den Besuch bei Malcolm McCory in Hamburg an die Karte zu gelangen und das Ganze in ein paar Stunden hinter sich zu bringen. McCory hatte die Karte doch tatsächlich in Europa aufgetrieben. So viel Schlauheit hatten sie ihm damals in Nova Scotia gar nicht zugetraut. Damals hatte er noch nicht einen auf versponnenen Wissenschaftler gemacht und mit ihnen zusammengearbeitet. Zum Glück hatte er ihnen noch rechtzeitig, bevor er abgehauen war, von diesem Felgendreher erzählt. In Bern, ausgerechnet in der Stadt von Einstein, hatte er die Karte gefunden. Einsteins Gehilfe, mit dem dieser Felgendreher irgendwie zusammenhängen musste, sollte die Karte haben. Hatte McCory jedenfalls damals behauptet. Einsteins heimlicher Gehilfe, er hatte nie von ihm gehört, aber irgendwas war wohl doch an der Geschichte dran gewesen. Jetzt musste er sich tatsächlich am Ende noch selber um diesen blöden Franz Felgendreher kümmern. Und der saß, um dem ganzen Irrsinnsspiel die Krone aufzusetzen, auch noch in der Klapsmühle. Ihm lief die Zeit davon, Felgendreher musste ihm einfach die Koordinaten sagen, und zwar schnell und um jeden Preis. Er hatte nur noch bis morgen früh Zeit, dann würde Mr. Van von Montreal aus seine Leute in Bewegung setzen.
Und dann war er aus dem Spiel. Aber dazu würde es nicht kommen. Es blieben ihm immerhin noch fast 20 Stunden. Er tastete in seiner Manteltasche nach seiner Waffe und entsicherte sie. Er hatte die Nase gestrichen voll von Europa, hier gab es noch nicht mal richtiges Eishockey. Mit viel Glück würde er
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