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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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sagte Einstein.
    »Die Karte, der große Mann«, war alles, was Franz Felgendreher schließlich herausbrachte. Sein Blick war weiterhin starr auf Einstein gerichtet, dann presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen wieder hervor:
    »Die Karte, der große Mann, er ist gekommen.«
    »Ja, er ist da, Herr Felgendreher, der große Mann ist gekommen. Hat Sie Professor Pfleiderer letzte Woche vor mir gewarnt? Oder war es sogar Ihr Vater vor langer Zeit?«, fragte Einstein und suchte, während er sprach, mit seinen Augen das Zimmer ab.
    »Mein Vater, er hat es gesagt, ein großer Mann.«
    »So, so, Ihr Vater hat es Ihnen erzählt, na, dann wissen Sie ja, worum es geht. Ihr Vater hat etwas gestohlen. Vor langer, langer Zeit, aus Einsteins Schreibtischschublade. Ich bin gekommen, um es zurückzuholen. Geben Sie mir die Karte. Geben Sie sie mir, für das, was Ihr Vater gestohlen hat.«
    Er streckte Felgendreher fordernd die offene Handfläche entgegen, beugte sich ein wenig vor und rollte gefährlich mit den Augen. Er hoffte, Felgendreher damit noch mehr zu erschrecken, und tatsächlich erzielte er die von ihm gewünschte Wirkung.
    Felgendreher wich auf sein Bett zurück. War er schon beim Besuch von Frank, Peter und McCully die meiste Zeit über verängstigt gewesen, so war er jetzt nur noch ein Haufen Elend. Auf dem Rücken im Bett liegend hatte er die Beine an sich gezogen, um seinen heftig schlotternden Knien wenigstens ein bisschen Standfestigkeit zu geben.
    »Nein, nein!«, rief er. »Das stimmt doch nicht, mein Vater hat es nicht gestohlen, er hat es sich selbst ausgedacht, Einstein und er, sie haben gearbeitet, beim Patentamt, zusammengearbeitet, mein Vater hat nichts gestohlen.«
    »Unsinn«, entgegnete Einstein, der jetzt die Pappröhre entdeckt hatte, die unter dem Kopfende auf dem Fußboden lag. »Natürlich hat er es gestohlen, es gehörte Einstein, und ich hole es zurück. Wenn du mir die Karte nicht gibst, wirst du für den Diebstahl deines Vaters büßen!«
    Er war aufgestanden und bückte sich neben dem Bett, um nach der Röhre zu greifen. Getrieben von Furcht und Panik, stürzte sich plötzlich der kleine alte Mann von hinten auf Einstein und schlang ihm beide Arme um die Schultern. Seine dünnen Arme reichten kaum bis zu Einsteins Brustkorb, aber er versuchte verzweifelt zu verhindern, dass Einstein die Karte an sich nahm.
    »Nein, nein, mein Vater hat nichts gestohlen! Das stimmt alles nicht!«, schrie er.
    »Verdammt, lass los, du Hund«, fluchte Einstein und packte Felgendreher von hinten am Hals.
    Felgendreher hatte ein paar von Einsteins kurzen, schwarzen Haaren zu fassen bekommen und zog heftig an ihnen und an dem Stück Kopfhaut.
    »Du bist nicht Einstein, du bist Danny Boy!«, schrie Felgendreher laut.
    Einstein griff mit dem linken Arm Felgendrehers Hand, die an seinen Haaren zog, und riss die Hand mit einem scharfen Ruck weg mit der Folge, dass er einige Haare verlor. Einstein brüllte vor Schmerz.
    »Verdammt, woher kennst du meinen Namen?« Er hielt weiter Felgendreher wie ein erlegtes Wild am Hals gepackt. Felgendreher schrie wieder: »Danny Boy, der große Mann, du bist es!«
    Einstein brauchte die Karte, und er brauchte sie sofort: Er konnte nicht länger mit dem alten Mann ringen und kostbare Zeit verlieren. Er ließ Felgendreher los, der schlaff in die Bettkissen zurücksank und sich zusammenkrümmte. Dann griff er unter das Bett, holte die Papprolle hervor, öffnete sie und zog die Karte heraus. Mit einem kurzen Blick überzeugte er sich davon, dass es die gesuchte Karte mit den Koordinaten war. Doch er hatte nicht mit Felgendreher gerechnet, der plötzlich nach der Karte griff. Das Papier riss ein.
    »Lass die Karte los, ich warne dich!«, schrie Einstein ihn an. Er fasste nach Felgendrehers Hand und konnte, indem er dessen Finger mit einem scharfen Ruck nach außen drehte, Felgendreher die Karte entreißen. Einen Fetzen Papier krampfhaft in seiner Faust festhaltend, kämpfte Felgendreher weiter tapfer um das Andenken seines Vaters. Wieder langte er nach der Karte, als Einstein mit der linken frei gewordenen Hand in seine Manteltasche fasste, den schwarzen Teerklumpen herauszog und den Stein zwei Mal mit voller Wucht auf Felgendrehers Kopf krachen ließ. Er spürte, wie sich die Verkrampfung in Felgendrehers bebendem Körper langsam löste. Sein Schreien hatte abrupt aufgehört. Er ließ Felgendrehers Körper auf das Bett zurückgleiten, rollte die Karte ein und steckte sie zurück in

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