Silberfieber
ihn mit einem Stein erschlagen. Professor Pfleiderer hat er mit einem roten Stein getötet, diesmal benutzte er einen alten Teerbrocken. Warum? Wissen Sie etwas darüber?«, fragte sie. Als keiner ihr antwortete, schlug sie mit der flachen Hand auf die Bettdecke.
»Warum frage ich überhaupt? Natürlich wissen Sie etwas darüber. Von Ihnen lasse ich mir nichts mehr vormachen.« Sie wollte gerade wieder den möglichen Haftbefehl erwähnen, überlegte es sich dann aber anders. Sie griff in die Tasche ihres Regenmantels und holte eine durchsichtige Plastiktüte hervor, in der sich der Fetzen Papier befand, den sie beim toten Franz Felgendreher gefunden hatte.
»Sehen Sie sich das an«, sagte sie und hielt den Kartenrest hoch, auf dem nur noch ein kleiner Landumriss zu erkennen war.
»Das haben wir bei Franz Felgendreher gefunden. Sie dürften das Papier gut kennen. Es ist ein Rest der Karte, die der Mörder Franz Felgendreher abgenommen hat. Nach dem, was mir Dr. Dufner erzählt hat, scheint Felgendreher die Karte nur kurze Zeit vorher von Ihnen bekommen zu haben? Leider hat er sie nicht lange behalten können. So wie es gelaufen ist, hätten Sie die Karte wirklich gleich diesem Einstein übergeben können. Aber ich sage Ihnen jetzt eines.« Sie machte wieder eine Pause, um der Wichtigkeit der folgenden Worte Ausdruck zu verleihen. Zudem hatte sie bemerkt, dass sie Atemprobleme bekam, wenn sie länger sprach.
»Das Verfahren wegen Beweismittelunterdrückung kann ich Ihnen nicht ersparen. Ich könnte mir aber noch überlegen, ob ich tatsächlich ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord einleite. Ich würde davon absehen, wenn Sie mir jetzt alles über diese Karte erzählen, und ich meine wirklich alles. Das beinhaltet natürlich auch Ihr Wissen über die Mordwaffen, diese Steine und alles, was Sie von Franz Felgendreher heute Nachmittag erfahren haben.«
Es war Peter, der antwortete: »Natürlich werden wir Ihnen alles erzählen. Keiner von uns wusste, dass Einstein hinter Felgendreher her war. Wir wussten, dass er die Karte haben wollte, aber solange wir die sicher in unseren Händen hatten, haben wir uns keine Sorgen gemacht. Wir hatten lediglich vor, mit der Hilfe von Ken McCully das Geheimnis der Schatzkarte zu entschlüsseln. Leider konnte Ken uns von London aus nicht so einfach helfen. Deshalb der Besuch bei Franz Felgendreher. Wir wollten nur ein paar Informationen von ihm.«
»Und, haben Sie die bekommen? Was hat er Ihnen gesagt?«, unterbrach ihn Frau Keller.
»Er hat uns einiges erzählt, aber er leidet an Schizophrenie, wie Ihnen Hr. Dr. Dufner wahrscheinlich schon erzählt hat. Es war wirklich nicht einfach zu verstehen, was er uns da mitteilen wollte. Im Grunde genommen war er total verwirrt«, antwortete Peter.
»Es ist vielleicht am besten, wenn wir uns die Karte zusammen ansehen, daran kann man es am besten erklären«, sagte Frank und konnte sich Kens und Peters Aufmerksamkeit sicher sein, als er aus der Zimmerecke die Papprolle hervorholte und nicht etwa Peter nach dem Schlüssel für den Kleiderschrank fragte.
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»Dies ist das Deckblatt der Karte, die Einstein Felgendreher gestohlen hat und von der Sie jetzt noch die linke obere Ecke bei sich haben«, sagte Frank und erklärte Frau Keller, wie er das Deckblatt mittels Wasserdampf abgelöst hatte. Er erklärte ihr, dass sich auf der gestohlenen Karte in der rechten unteren Ecke eine Koordinatenangabe befand, zeigte ihr die farbigen Pfeile und schilderte dann ausführlich, was Katja ihnen soeben am Telefon darüber erzählt hatte.
»Sie meinen, die Pfeile haben eine mystische Bedeutung, und der Täter geht nach einer Art biblischem Plan vor?«, fragte Frau Keller. Peter erwähnte den weißen Stein, den sie unmittelbar vor ihrem Aufbruch in Ken McCullys Wäschezimmer gefunden hatten.
Frau Keller schüttelte nicht sehr heftig, aber sehr misstrauisch den Kopf.
»Das erscheint mir gelinde gesagt vollkommen irrsinnig.«
»Wir haben auch keine Erklärung dafür, und es fehlt uns vor allem jeder Zusammenhang mit dem Bibelzitat, aber die Farbe der Steine ist eindeutig und die der Pfeile auch«, sagte McCully.
»Nun, aus meiner Erfahrung haben solche Geschichten entweder einen Sektenhintergrund, oder es handelt sich um einen Racheakt«, sagte Frau Keller und vervollständigte ihre Notizen.
»Ich werde diese Theorie im Auge behalten, insbesondere unter dem Aspekt, dass ja noch ein Pfeil fehlt, was Ihnen sicher schon aufgefallen sein dürfte.« Die
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