Silberglocken
tun.”
“Bestimmt doch! Sie haben ihm Geld angeboten, damit er mit Ihrer Mutter ausgeht. Er nimmt es nicht an, geht aber trotzdem mit ihr aus. Himmlisch! Wie lange danach haben sie geheiratet?”
“Mackenzie, du kannst das nicht einfach übertragen.”
“Wie lange danach?” Das Mädchen ließ nicht locker.
“Ein paar Monate später.”
“Und sie sind bestimmt sehr glücklich miteinander.” Das war eine Feststellung. Mackenzie seufzte hingerissen.
Carrie nickte. Sie konnte nur hoffen, dass sie einmal einen Mann finden würde, mit dem sie so glücklich wurde wie ihre Mutter mit Jason Manning. Nach zehn Jahren Ehe und zwei Kindern machten die beiden immer noch den Eindruck eines frisch verliebten Paares. Ihre Liebe faszinierte sie, aber manchmal empfand Carrie sie auch als hemmend, denn sie wusste, dass sie sich nie mit weniger zufrieden geben würde. Ihre Freundinnen warfen ihr jetzt schon vor, sie sei viel zu wählerisch, was Männer betraf, und wahrscheinlich hatten sie Recht.
“Sehen Sie?” sagte Mackenzie triumphierend. “Genau das ist der Punkt. Sie kannten Ihre Mutter besser als jeder andere Mensch. Wer also wäre besser geeignet gewesen als Sie, den richtigen Mann für sie zu finden? Bei mir ist es genauso. Dad kommt aus seinem alten Trott von allein nicht heraus, also muss etwas geschehen. Und Madam Fredrick hat das genau gesehen. Sie hat gesagt, dass ihm ein erotisches Interesse fehlt.”
Carries Lächeln war ein wenig gezwungen. “Ich mag Madam Fredrick sehr, aber was sie sagt, ist mit Vorsicht zu genießen.”
“Das ändert nichts.” Mackenzie stand auf, machte ein paar Schritte und drehte sich aufgeregt zu Carrie um. “Wie wäre es mit Ihnen?” fragte sie unvermittelt.
“Mit mir?” Carrie sah sie verständnislos an.
“Ja. Hätten Sie keine Lust, mit meinem Dad auszugehen?”
2. KAPITEL
“S ie ist sehr hübsch, findest du nicht, Dad?”
Philip Lark sah auf. Er saß am Küchentisch und füllte gerade ein Kostenformular aus. Mackenzie saß ihm gegenüber und lächelte ihn gewinnend an. Irgendetwas am Ausdruck in ihren Augen warnte ihn. Sie führte ganz offensichtlich etwas im Schilde.
“Wer?” fragte er, obwohl er gleichzeitig an der Klugheit seiner Frage zweifelte. Besser wäre es gewesen, er hätte die Frage überhört.
“Carrie Weston.”
Philip sah seine Tochter verständnislos an.
“Die Frau, die wir im Aufzug getroffen haben”, erklärte sie ihm geduldig. “Ich war heute Nachmittag bei ihr, und wir haben uns unterhalten.” Mackenzie stützte das Kinn auf und sah ihn hingebungsvoll an.
Philip sagte nichts darauf, sondern kehrte zu seinen Zahlen zurück. Seine Tochter wartete geduldig, bis er fertig war, obwohl Geduld sonst nicht gerade eine ihrer Stärken war. Meistens beklagte sie sich, wenn er Arbeit mit nach Hause brachte, und gebärdete sich, als wäre das eine persönliche Kränkung und ein tiefer Eingriff in ihre Persönlichkeit.
Carrie Weston, dachte er. Ob er sie hübsch fand, wollte Mackenzie wissen. Aber er konnte sich um alles in der Welt nicht mehr daran erinnern, wie die Frau ausgesehen hatte. Er hatte eine im besten Falle verschwommene Vorstellung von ihr und wusste eigentlich nur noch, dass ihm immerhin nichts Abstoßendes an ihr aufgefallen war.
“Sie gefällt dir, habe ich Recht?” fragte er schließlich, obwohl es pädagogisch vermutlich nicht konsequent war, so bereitwillig auf Mackenzies Annäherungsversuche einzugehen. Sie war in letzter Zeit manchmal reichlich unerträglich. Gut, er wusste natürlich, dass der Umzug in dieses Haus für sie nicht einfach gewesen war, aber sie würden schließlich nur sechs oder höchstens acht Wochen hier wohnen. Er hatte eigentlich angenommen, dass seine Tochter erwachsen und vernünftig genug war, um mit dieser Übergangssituation zurechtzukommen. Aber er hatte sich wohl geirrt.
Seit Wochen machte sie nur Schwierigkeiten, gerade, als befände sie sich in einer Art zweiter Trotzphase. Nicht einmal als ihre Mutter sie und ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, war sie so anstrengend gewesen.
“Carrie ist Spitze, echt.”
Philip freute sich zwar, dass Mackenzie eine Freundin gefunden hatte, aber lieber wäre ihm ein Mädchen in ihrem Alter gewesen.
Ihre derzeitige Wohnung war zum Glück nur ein Zwischenspiel. Sein Freund Gene Tarkington, dem das Haus gehörte, hatte sie ihm zur Verfügung gestellt, bis die Bauarbeiten an seinem neuen Haus am Lake Washington abgeschlossen waren. Es war zwar
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