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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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sie überhaupt etwas erwartet hatte, lag nur an Madam Fredrick und ihren ewigen Weissagungen. Angeblich konnte sie in die Zukunft schauen und hatte dort gesehen, dass Carrie, noch bevor das Jahr ausklang, den Mann ihrer Träume kennen lernen würde, und zwar hier im Haus. Carrie wusste natürlich, dass es lächerlich war, an solche Prophezeiungen zu glauben, und sie tat es auch nicht. Madam Fredrick war einfach eine liebe alte Dame mit einer zu romantischen Fantasie.
    Sie blätterte schnell ihre Post durch und warf den größten Teil gleich zum Altpapier. Sie hatte gerade angefangen, ihre Lebensmittel auszupacken, als es an der Tür klingelte.
    “Da bin ich schon”, verkündete Mackenzie Lark fröhlich, als Carrie ihr aufmachte.
    “Das ging ja schnell.”
    “Sie haben doch gesagt, dass ich Sie besuchen darf.”
    “Ja, natürlich. Komm herein.” Mackenzie wanderte ins Wohnzimmer, sah sich voller Bewunderung um und ließ sich dann mit Schwung aufs Sofa plumpsen.
    “Hast du immer noch Streit mit deinem Vater?” erkundigte Carrie sich.
    Als sie in Mackenzies Alter gewesen war, hatte sie sich auch oft und ziemlich heftig mit ihrer Mutter gestritten. Dauernd waren sie sich wegen Nichtigkeiten in die Haare geraten. Carrie wusste, dass sie daran durchaus ihren Anteil gehabt hatte, aber andererseits war ihre Mutter damals einsam und unglücklich und deshalb wenig belastbar gewesen. Jetzt, zehn Jahre später, war ihr klar, dass die Scheidung ihrer Eltern die Ursache für viele Spannungen gewesen war.
    An ihren Vater konnte Carrie sich kaum noch erinnern. Er und ihre Mutter hatten sich getrennt, als sie vier oder fünf Jahre alt gewesen war, und zwar aus Gründen, die sie selbst nie richtig verstanden hatte. Damals hatte sie ihrer Mutter die Schuld daran gegeben. Später, als sie älter wurde, hatte sie sehr darunter gelitten, dass sie keinen Vater hatte, und das ihre Mutter deutlich spüren lassen. Heute wusste sie es besser und bereute ihr Verhalten sehr.
    “Dad hat überhaupt keine Ahnung”, erklärte Mackenzie jetzt schmollend.
    “Wovon?” fragte Carrie aus der Küche nach. Sie packte ihre Einkäufe aus und verstaute sie im Schrank. Mackenzie stand auf und ging zu ihr. Sie legte die Arme auf die Küchentheke und stützte das Kinn darauf. “Von gar nichts. Er nörgelt nur noch an mir herum. Nie kann ich ihm irgendetwas recht machen. Es ist wirklich nicht leicht mit ihm.”
    “Du wirst es nicht glauben, aber er findet es mit dir vermutlich auch nicht ganz einfach.”
    Mackenzie hob mit einem Seufzer die Schultern. “Früher war es ganz anders. Wir hatten es richtig schön zusammen. Natürlich war es schrecklich, als Mom uns verließ, aber wir sind nach einer Weile richtig gut zurechtgekommen.”
    “Sind deine Eltern geschieden?”
    Mackenzie kräuselte die Nase und nickte. “Es war echt furchtbar, als sie sich trennten.”
    “So etwas ist immer schlimm. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich erst ein paar Jahre alt war. Ich kann mich an meinen Vater kaum noch erinnern.”
    “Haben Sie ihn danach noch gesehen?”
    “Nein.” Carrie schüttelte den Kopf. “Erst viel später noch einmal.” Als Kind hatte sie sehr darunter gelitten, aber inzwischen hatte sie sich damit abgefunden. Es tat weh, dass ihr Vater nichts von ihr wissen wollte, aber so hatte er es entschieden.
    “Ich darf Weihnachten zu meiner Mom und ihrem neuen Mann”, erzählte Mackenzie strahlend. “Ich habe sie seit fast ein Jahr nicht mehr gesehen. Mom hat nämlich furchtbar viel zu tun”, fügte sie schnell erklärend und fast entschuldigend hinzu. “Sie hat eine furchtbar wichtige Stellung bei einer großen Bank mitten in Seattle und muss dauernd verreisen. Deshalb kann sie mich auch nicht bei sich haben. Dad ist Systemanalytiker. Das ist etwas mit Computern.”
    Ihre Stimme klang wie die eines unglücklichen kleinen Mädchens, das versuchte, vernünftig zu sein.
    “Wie alt bist du? Fünfzehn?” fragte Carrie. Sie übertrieb absichtlich ein wenig, denn sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie stolz sie selbst als Teenager gewesen war, wenn jemand sie älter geschätzt hatte.
    Mackenzie schien um etliche Zentimeter zu wachsen. “Nein, ich bin erst dreizehn.”
    Carrie riss eine Tüte Kartoffelchips mit Käsegeschmack auf und schüttete sie auf einen Teller. Mackenzie bediente sich ungeniert. “Wissen Sie, was ich glaube?” begann sie, als sie und Carrie sich am Küchentisch gegenübersaßen. Ihre dunklen Augen blitzten.

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