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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gewesen.
    Meine Augen flogen zu ihr.
    Publius begann sich zu bewegen.
    »Wer hat dieses Armband gefunden?« Er kam nicht davon los; er hatte seinen Vorteil schon vergeben.
    »Ich, Onkel!« rief Helena. »Ich habe es heute in deinem Haus gefunden. O Juno, wie wütend du mich machst! Hältst du denn alle anderen Leute für blind? Du hast Sosia entführt; dein Name stand in dem Brief, den Onkel Gaius an Vespasian geschrieben hat. Und heute hast du seelenruhig dagestanden und dir angehört, wie ich Papa beschuldige – der zwanzig trübselige Jahre lang deine Schande gedeckt hat! Meine Tante Älia Camilla hat mir erzählt, wie es in Wahrheit gewesen ist – deine wilde Jugend in Biythnien, die so wild war und so lange dauerte, daß von jugendlichem Überschwang keine Rede mehr sein kann! Deine Beamtenkarriere in Mauretanien, die so plötzlich endete – warum, das wurde nie geklärt! Aus einer Provinz nach der anderen hat man dich verstoßen, und dann in Rom! Politische Machenschaften, Skandale, Ausschweifung, zwielichtige Geschäfte, Frauen – Sosia! Ihre Mutter die Frau eines designierten Konsuls, aber leider ist der Ehemann zu lange im Ausland; du hättest das Kind am liebsten auf einem Misthaufen ausgesetzt – aber wie immer: Vater sprang ein. Sein Leben war ein einziges Elend – du hast ihn sogar dazu gebracht, mich an einen Mann zu verheiraten, den er verabscheute, nur weil du Pertinax auf diese Weise besser überreden konntest, dir beim Transport des Silbers zu helfen!« Ich hatte sie schon früher in heller Empörung erlebt, aber nie hatte sie soviel Leidenschaft gezeigt wie jetzt. »Du glaubst, niemand weiß –«
    »Sogar Sosia wußte Bescheid«, warf ich ein. »Auf der Liste, die sie mir gegeben hat, steht auch Ihr Name. Von Ihrer eigenen Tochter an einen gemeinen Ermittler ausgeliefert!« Ich sah keinen Grund, ihm zu sagen, daß sie seinen Namen wieder gelöscht hatte.
    Er blickte von Helena zu mir und lachte dann so sanft, wie ich ihn noch nie hatte lachen hören. Plötzlich blitzte für einen kurzen Augenblick jenes Reizvolle auf, das mir schon bei Sosias Bestattung aufgefallen war, und ich verstand, was eine Frau, wenn er sich die Mühe machte, zu ihm hinziehen konnte.
    »Ihr beide seid ein hervorragendes Gespann!« Er hatte recht. Das waren wir immer gewesen. Und jetzt kämpften wir zusammen gegen ihn. »Aber mir riecht das alles zu sehr nach Mittelklasse. Viel Moral und sonst kaum etwas. Steuereintreiber dritter Klasse, Freigelassene im Sekretariat des Kaisers, der Admiral der britischen Kanalflotte! Viel Arbeit für ein mieses Gehalt oder der ewige Kampf als Kaufmann. Draußen keine Pracht, kein Zeremoniell, und zu Hause weder Stil noch Macht –«
    Wenn das seine Anklage gegen die Gesellschaft war, dann beeindruckte sie mich nicht. Mit der ganzen Boshaftigkeit eines aventinischen Mietskasernenbewohners fuhr ich ihn an: »Ihnen hat es nie an irgend etwas gefehlt; Sie hatten immer Ihre Bequemlichkeit. Was wollen Sie eigentlich?«
    »Luxus und Einfluß!« stieß er hervor.
    Da stand Helena Justina auf und sagte mit klarer Stimme: »Dann nimm dieses Silber. Ich gebe es dir, ich kaufe damit meinen armen, geplagten Vater von dir los. Nimm es und laß uns fortan in Frieden!«
    Jetzt verstand ich, was Helena mit ihren hohen Grundsätzen früher gewollt hatte. Genau wie ihr Vater hatte sie versucht, den Ruf ihres Onkels zu retten, um jeden Preis. Sie hatte sich in ein Netz von Loyalitäten innerhalb ihrer Familie verstrickt, neben dem das kleinliche Gezänk in meiner Verwandtschaft geradezu lächerlich wirkte.
    »Dein vom Gewissen geplagter Vater hat mir nichts gelassen, außer –«, begann Publius.
    Es war eine Finte. Im gleichen Augenblick schossen er und ich zu der Stelle, wo Helena Justina hilflos stand. Sie wußte, daß sie in Gefahr war. Er sah, daß ich ihm zuvorkam, sprang statt dessen zur Seite und packte sein Schwert. Ich sah, wie er eine andere Richtung einschlug, und jagte im Zickzack hinter ihm her.

LXIII
    Sobald ich auf ihn losstürzte, wurde mir klar, daß er kämpfen konnte. In irgendeinem finsteren Teil des Reiches hatte er Kniffe gelernt, die ein bürgerlicher Herr nicht kennen sollte. Zum Glück war ich kein bürgerlicher Herr.
    Es war ein tückischer Kampf, und er wurde noch schlimmer dadurch, daß Meto zu jener Sorte von Leuten gehörte, die glauben, sie könnten ihren Gegner durch fortwährendes Knurren und Waffengeklirr in Verwirrung bringen. Ich ließ mich dadurch nicht beirren. Ich

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