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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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I
    Das Mädchen, das da die Treppe heraufgestürmt kam, hatte für mein Gefühl viel zuviel an.
    Es war Spätsommer. Rom brutzelte wie ein Pfannkuchen auf dem Backblech. Die Leute schnürten sich die Schuhe auf, mußten sie aber anbehalten. Selbst ein Elefant hätte diese Straßen nicht ohne Schuhe überqueren können. Die Menschen fläzten sich auf Schemeln in schattigen Hauseingängen, die Knie gespreizt und nackt bis zur Taille – und in den Seitenstraßen des Aventinischen Bezirks, wo ich wohnte, waren das vor allem die Frauen.
    Ich stand auf dem Forum. Sie rannte. Sie sah zu schick aus, und die Hitze bekam ihr ganz und gar nicht. Aber bis jetzt war ihr die Puste nicht ausgegangen. Sie glänzte wie ein glasierter Hefezopf, und als sie die Stufen des Saturntempels heraufgestürmt kam, direkt auf mich zu, machte ich keinen Versuch, ihr aus dem Weg zu gehen. Trotzdem verfehlte sie mich – knapp. Manche kommen als Glückspilze auf die Welt, andere heißen Didius Falco.
    Aus der Nähe fand ich erst recht, daß ihr weniger Tunika besser gestanden hätte. Aber verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich mag es, wenn Frauen ein paar Fetzen am Leib haben: immerhin kann ich dann hoffen, sie ihnen abzustreifen. Wenn sie hingegen von vornherein ohne alles kommen, wirkt das auf mich in aller Regel eher deprimierend, denn entweder sie haben sich kurz vorher für einen anderen ausgezogen, oder, und in meinem Beruf ist das der häufigere Fall, sie sind tot. Diese hier war quicklebendig.
    In einem hübschen Landhaus mit Marmortäfelung und dem einen oder anderen Springbrunnen inmitten von tiefen, schattigen Gärten hätte eine müßige junge Dame vielleicht etwas Kühle finden können, selbst wenn sie sich in allerlei bestickten Putz hüllte und ihr die Gagat- und Bernsteinarmreifen vom Ellbogen bis zum Handgelenk reichten. Aber sobald sie nach draußen ging und obendrein auch noch rannte, war es damit vorbei. Unter der Hitze mußte sie zerfließen. Die leichten Gewänder klebten an sämtlichen Linien ihrer schlanken Figur. Das helle Haar pappte in peinigenden Strähnen an ihrem Hals. Die Füße gerieten auf den nassen Sohlen ihrer Sandalen ins Rutschen, und ganze Rinnsale von Schweiß ergossen sich an ihrem heißen Hals hinab in die interessanten Gefilde unter all diesen Textilien …
    »Entschuldigung«, keuchte sie.
    » Ich bitte um Entschuldigung!«
    Sie wollte einen Bogen um mich machen; ich trat höflich zur Seite. Sie wich aus; ich wich aus. Ich war auf das Forum gekommen, um meinem Bankier einen Besuch abzustatten, jedesmal ein bedrückendes Erlebnis. Ich begrüßte diese glühende Erscheinung mit dem Eifer eines Mannes, dem jeder Ärger recht ist, wenn er dadurch nur auf andere Gedanken kommt.
    Sie war ein schmales Püppchen. Mir waren große Frauen am liebsten, aber ich machte kein Dogma draus. Sie war wahnsinnig jung. Ich hatte es damals eher mit den älteren – aber auch sie würde heranwachsen, und warten hatte ich gelernt. Während wir so auf den Stufen herumtänzelten, warf sie einen Blick über die Schulter zurück – in Panik. Zuerst bestaunte ich noch diese wohlgeformte Schulter, dann sah ich ebenfalls über sie hinweg und war wie vom Schlag gerührt.
    Sie kamen zu zweit. Zwei widerliche Fettwänste, die aussahen wie Knastbrüder, beide so breit, wie sie hoch waren, schoben sich durch das Menschengewühl auf sie zu. Sie waren kaum zehn Schritte entfernt. Die Kleine bekam es offensichtlich mit der Angst.
    »Lassen Sie mich vorbei!« flehte sie.
    Ich überlegte, was ich tun sollte. »Manieren heutzutage!« sagte ich in tadelndem Ton, als die beiden klobigen Finsterlinge nur noch fünf Schritte entfernt waren.
    »Lassen Sie mich vorbei!« schrie sie. Sie war einfach hinreißend.
    Das Forum bot den üblichen Anblick. Gleich links von uns das Staatsarchiv und der Kapitolshügel; rechts das Gericht und weiter unten an der Via Sacra der Kastor-Tempel. Gegenüber, auf der anderen Seite der Rednertribüne aus weißem Marmor, das Senatsgebäude. Alle Säulenhallen waren überfüllt von Schlachtern und Bankiers, überall drängten schwitzende Menschenmassen, hauptsächlich Männer. Über den Platz dröhnten die Flüche der ihren Herren vorausmarschierenden Sklavenriegen, die einander fortwährend ins Gehege kamen, wie bei einer schlecht organisierten Militärparade. In der siedenden Luft hing der Geruch von Knoblauch und Pomade.
    Das Mädchen sprang zur Seite; ich glitt in die gleiche Richtung.
    »Soll ich Ihnen den Weg

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