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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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erschrocken gewesen, und jetzt spielte sie die kesse Nudel. Je kesser sie wurde, desto reizender sah sie aus. Aus ihren schönen Augen, randvoll mit Unheil, sah sie mir tief in die meinen und setzte mir mächtig zu …
    Gerade zur rechten Zeit kamen draußen vor der Tür Schritte zum Stehen; dann pochte es mit jener saloppen Überheblichkeit, die nur einen Besuch des Gesetzes ankündigen konnte.

IV
    Nach den vielen Treppen war das Gesetz außer Atem.
    »Nur herein!« sagte ich mit freundlicher Stimme. »Es ist nicht abgeschlossen.«
    Er war schon drinnen und brach soeben am anderen Ende meiner Bank zusammen. »Nimm ruhig Platz«, sagte ich.
    »Falco, alter Schurke! Das nenne ich eine Verbesserung!« Er grinste mich an. Petronius Longus, Hauptmann der Aventinischen Wache. Ein großer, gutmütiger, schläfrig dreinblickender Mann mit einem Gesicht, dem die Leute vertrauten – wahrscheinlich, weil es so wenig preisgab.
    Wir kannten uns schon seit einer Ewigkeit. Wir waren am selben Tag in die Armee eingetreten, begegneten uns in der Schlange der Rekruten, die dem Kaiser ihren Eid ablegten, und stellten außerdem fest, daß wir nur fünf Straßen voneinander entfernt aufgewachsen waren. Anschließend waren wir sieben Jahre lang Zeltgenossen, und als wir danach heimkehrten, hatten wir noch etwas gemeinsam: Wir waren Veteranen der Zweiten Legion Augusta in Britannien. Genauer gesagt: Wir waren Veteranen der Zweiten aus der Zeit des Aufstandes der Königin Boudicca gegen Rom. Wegen der miserablen Leistung dieser Truppe verließen wir das Heer achtzehn Jahre zu früh und hatten auf diese Weise beide etwas, worüber wir lieber nicht sprachen.
    »Schieb deine Glubschaugen wieder rein«, sagte ich zu ihm. »Sie heißt Helena.«
    »Hallo Helena. Hübscher Name! Wo hast du denn die gefunden, Falco?«
    »Bei einem Wettrennen um den Saturntempel.« Ich hatte mich für eine ehrliche Antwort entschieden, weil immerhin die geringe Chance bestand, daß Petronius schon Bescheid wußte. Außerdem sollte das Mädchen glauben, daß sie es mit einem Mann zu tun hatte, der die Wahrheit sagt.
    Ich stellte den Wachhauptmann meiner betörenden Klientin vor: »Petronius Longus, Hauptmann der Bezirkswache; der beste.«
    »Guten Abend, Hauptmann«, sagte sie.
    Ich lachte erbittert. »Besorg dir einen Posten bei der Stadtverwaltung, und schon reden dich die Frauen mit dem Titel an! Schätzchen, man muß es nicht übertreiben!«
    »Achten Sie nicht auf diesen hinterhältigen Menschen«, spottete Petronius und schenkte ihr ein interessiertes Lächeln, das mir gar nicht gefiel.
    Sie lächelte zurück, also ging ich dazwischen: »Wir Männer wollen bei einem Becher Wein ein bißchen plaudern; gehen Sie hinüber ins Schlafzimmer und warten Sie dort auf mich.«
    Sie warf mir einen finsteren Blick zu, aber sie ging. Das ist der Vorteil der liberalen Erziehung: dieses Mädchen wußte bereits, daß sie in einer Männerwelt lebte. Außerdem hatte sie gute Manieren, und es war ja schließlich mein Haus.
    »Klasse!« meinte Petronius leise.
    Er hat eine Frau, und aus irgendeinem Grund betet sie ihn sogar an. Er redet zwar nie von ihr, aber es muß ihm auch was an ihr liegen; er ist der Typ dazu. Sie haben drei Tochter, und wie jeder gute Vater in Rom liebt er seine Nachkommen heiß und innig. Ich sah den Tag schon kommen, an dem es im Verließ des Mamertinischen Gefängnisses von lauter widerwärtigen Schnöseln wimmelte, die irgendwann einmal ein Auge auf Petros Töchter geworfen hatten.
    Ich holte zwei Becher hervor, die sauber aussahen, aber den von Petro wischte ich mit dem Saum meiner Tunika noch einmal aus, bevor ich ihn auf den Tisch stellte. In dem Loch unter einer Diele, das mir als Weinkeller diente, verwahrte ich ein rauchiges Gift spanischer Herkunft, das mir ein dankbarer Klient geschenkt hatte, einen trüben Rotwein, der schmeckte, als wäre er aus einem etruskischen Grab gestohlen, und außerdem eine Amphore mit einem anständigen weißen Sentiner. Weil mir Petros Besuch so ungelegen kam, überlegte ich, ob ich ihm einfach den Etrusker anbieten sollte, aber schließlich entschied ich mich doch für den Sentiner, weil wir alte Freunde waren und weil ich selbst Lust auf einen guten Schluck hatte.
    Sobald er gekostet hatte, war ihm klar, daß er bestochen wurde.
    Er sagte nichts. Wir leerten mehrere Becher. Es kam die Zeit, da ein kleiner Plausch unaufschiebbar schien.
    »Hör zu«, begann er. »Es gibt da ein Riesengeschrei wegen eines Rocks mit

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