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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Goldsaum, der heute morgen aus dem Haus eines Senators entführt worden ist, frag mich nicht, warum –«
    »Du meinst, ich soll die Augen offenhalten?« Ich warf ihm einen harmlosen Blick zu, aber ich sah schon, daß er sich nicht täuschen ließ. »Wahrscheinlich eine Erbin, oder?«
    »Hör bloß auf, Falco! Später hat man sie in den Klauen eines geifernden Ungeheuers gesehen, dessen Beschreibung haargenau auf dich paßt. Sie heißt Sosia Camillina, sie ist absolut tabu, und ich werde sie dorthin zurückschaffen, wo sie hergekommen ist, bevor die Schnüffler von irgendeinem Prätor in meinem Bezirk herumkrebsen und unverschämte Bemerkungen über meine Marktaufsicht machen …. Ist sie das, da drinnen?« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Schlafzimmer.
    Ich nickte ergeben. »Schätze, ja.«
    Ich mochte ihn; er verstand etwas von seinem Beruf. Wir wußten beide, daß er sein Kätzchen gefunden hatte.
    Ich erklärte ihm, wie alles gekommen war, und strich dabei meine Rolle als galanter Retter verrückt spielender Adelstöchter kräftig heraus, während ich (im Hinblick auf Petros frühere Bemerkung) der Zertrümmerung gewisser Marktstände in meiner Darstellung weniger Platz einräumte. Ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.
    »Ich muß sie zurückbringen«, sagte Petro. Er war ziemlich betrunken.
    »Ich werde sie zurückbringen«, versprach ich. »Tu mir den Gefallen, und laß mich das machen. Wenn du gehst, heißt es bloß: Danke, Hauptmann, daß Sie Ihre Pflicht getan haben! Bei mir lassen sie vielleicht eine kleine Belohnung springen. Wie wär’s halbe-halbe?«
    Mit einem guten Wein im Bauch wird auch mein Kumpel Petronius zum Gentleman. Es gibt nicht viele Leute, die auf die Geschäftsbilanz von M. Didius Falco so viel Rücksicht nehmen.
    »Oh …« Er leerte seinen Becher mit gequälter Miene. »Ich glaube, das reicht jetzt. Gib mir dein Ehrenwort!«
    Ich gab es ihm und außerdem auch den Rest des Sentiners, danach ging er fröhlich seiner Wege.
    Eigentlich hatte ich nicht vor, sie zurückzugeben.
    Jedenfalls … noch nicht.

V
    Ich schoß ins Schlafzimmer hinüber. Der Vorhang zischte die Schiene entlang. Mit einem Gesicht, auf dem das schlechte Gewissen deutlich zu lesen war, sprang das arme Mädchen von meinem Bett auf, und alle meine privaten Notizbücher fielen zu Boden.
    »Her damit!« schrie ich. Jetzt war ich wirklich wütend.
    »Du bist ja ein Dichter!« Sie versuchte Zeit zu gewinnen. »Handelt ›Aglaia, die weiße Taube‹ von einer Frau? Ich nehme an, sie handeln alle von Frauen, sie sind ein bißchen grob … tut mir leid, es hat mich interessiert …«
    Aglaia war ein Mädchen, das ich kannte, sie war nicht weiß und hatte auch nichts von einer Taube, und da wir schon mal dabei sind: sie hieß auch nicht Aglaia.
    Lockäugelchen warf mir noch immer diesen verletzlichen Blick zu, aber das machte jetzt alles nur noch schlimmer. Auch die liebreizendsten Frauen verlieren ihren Glanz, wenn sie uns frech ins Gesicht lügen.
    »Du wirst noch ganz andere Grobheiten zu hören bekommen!« fauchte ich. » Sosia Camillina? Warum der falsche Paß?«
    »Ich hatte Angst!« erklärte sie. »Ich wollte meinen Namen nicht sagen, ich wußte ja nicht, was du mit mir vorhast –« Das akzeptierte ich; ich wußte es selber nicht.
    »Wer ist Helena?«
    »Meine Cousine. Sie ist nach Britannien gegangen. Sie ist geschieden –«
    »Verschwendungssucht oder normaler Ehebruch?«
    »Sie sagte, es sei zu kompliziert, um es zu erklären.«
    »Aha!« rief ich erbittert. Ich war nie verheiratet gewesen, aber ein Experte in Scheidungsfragen. »Also Ehebruch! Ich habe schon gehört, daß Frauen wegen unmoralischen Verhaltens auf Inseln verbannt worden sind, aber Verbannung nach Britannien kommt mir doch sehr hart vor!«
    Sosia Camillina sah mich neugierig an. »Wieso? Woher weißt du?«
    »Bin mal dort gewesen.«
    Wegen der Revolte faßte ich mich so kurz. Sosia mußte damals ungefähr sechs Jahre alt gewesen sein. Sie konnte sich an die große Revolte der Briten wohl nicht erinnern, und ich hatte keine Lust, ihr Nachhilfeunterricht in Geschichte zu erteilen.
    Plötzlich fragte sie: »Warum hat dein Freund gesagt, du wärst ein hinterhältiger Charakter?«
    »Ich bin Republikaner. Petronius Longus hält das für gefährlich.«
    »Warum bist du Republikaner?«
    »Weil jeder freie Mann eine Stimme in der Regierung der Stadt haben sollte, in der er leben muß. Weil der Senat die Herrschaft über das Imperium nicht auf

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