Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
sie dann. „Ich reite mit Silberstern los und suche ihn.“
Elena hob sofort protestierend die Hand. „Auf gar keinen Fall. Das kommt überhaupt nicht in Frage“, wehrte sie ab. „Du kannst da nicht allein hin. Das ist viel zu gefährlich.“
Da mischte sich Mannito ein. „Ich begleite Annit und pass auf sie auf“, schlug er vor.
Mit großen Augen sah Elena von Annit zu Mannito und wieder zurück. Schließlich willigte sie ein. „Aber seid bitte vorsichtig!“, sagte sie, immer noch ein wenig unsicher.
In Windeseile flitzten Annit und Mannito zum Stall, sattelten Silberstern und Ranja und ritten los - in die Richtung, in der sie den Steinbruch vermuteten.
Unterwegs versuchte Annit, sich so genau wie möglich an ihren Traum zu erinnern. Es war ein großer Steinbruch mit hellem Stein. Ganz in der Nähe war ein Wald. Ein dichter Wald. Und diese hohen schroffen bedrohlichen Felswände dahinter.
Nach einer Weile zügelte Annit Silberstern, Mannito tat das Gleiche. Die beiden sahen sich suchend um. Doch nichts als Felder und Wiesen, so weit das Auge reichte.
„Kannst du was erkennen?“, fragte Annit den Freund und tätschelte Silbersterns Hals. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Nach der Karte müsste die Richtung jedenfalls stimmen“, antwortete er. „Komm, lass uns weiter!“
Annit trieb Silberstern an. „Los, Silberstern, lauf! Wir müssen Achmed finden, bevor es zu spät ist.“
Auch Mannito trieb seine Ranja erneut an.
Irgendwann hatte Annit das Gefühl, dass sie völlig die Orientierung verloren hatten und nur im Kreis ritten. Sie war kurz davor, aufzugeben. Irgendwie sieht alles gleich aus hier. Völlig identisch, dachte sie verzweifelt. Wo sollen wir Achmed bloß suchen?
Da riss Mannitos Stimme sie aus ihren Gedanken. „Da, guck mal!“, rief der Freund und deutete mit einer Hand nach vorn.
Das ist es! Das ist das Gebirge aus meinem Traum!, schoss es Annit durch den Kopf. Als wäre es aus dem Nichts aufgetaucht, erhob sich vor ihnen auf einmal ein Gebirge. Sie ritten direkt darauf zu. Und davor war auch der dichte Wald. Wir sind richtig. Ganz genau so sah es in meinem Traum auch aus.
„Lauf, Silberstern! Lauf!“, feuerte Annit ihr Pferd an. Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig! Hoffentlich ist Achmed noch nichts passiert!, überlegte sie, während Silberstern in gestrecktem Galopp - dicht gefolgt von Mannito auf Ranja - auf den Wald zu jagte. Dort lenkte Annit den schwarzen Hengst in einen Weg, der genau so aussah wie der in ihrem Traum. „Wir sind richtig. Und wir sind ganz nahe, Silberstern“, murmelte sie.
Bald lichtete sich der Wald und direkt vor ihnen erhob sich die schroffe Felswand aus Annits Traum.
Wie auf ein Kommando glitten sie beide fast gleichzeitig aus dem Sattel, banden die Pferde an einem Baum fest und setzten ihre Suche auf dem steinigen Boden zu Fuß fort.
Und tatsächlich - nach ein paar hundert Metern erreichten sie auch den Steinbruch. Von Achmed war noch keine Spur zu sehen.
„Aber er muss hier sein“, sagte Annit und kletterte geschickt wie eine Bergziege über Felsen, Schutt und Geröll voraus. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig!, fügte sie in Gedanken hinzu und warf einen flehenden Blick zum Himmel. Hoffentlich sind wir nicht zu spät!
Hinter einem Felsvorsprung entdeckte sie ihn dann. Er trug einen dunklen Filzmantel, bückte sich gerade nach unten und wollte etwas aufheben.
Annit fiel ein Stein vom Herzen. „Achmed!“, schrie sie. Aber er reagierte nicht. Auf einmal vernahm Annit ein Geräusch. Sehr leise noch. Es hörte sich an wie das Rieseln vieler kleiner Steine. Annit stockte der Atem. „Achmed!“, brüllte sie erneut, so laut sie konnte.
Doch der war offensichtlich so vertieft in seine Arbeit, dass er ihr Rufen wieder nicht hörte. Indes wurde das Rieseln immer lauter und gefährlicher. Annit blickte nach oben. Sah die Steine, die den Hang hinunterrollten und auf ihrem Weg nach unten, alles mitrissen, was sie fanden. Die Steinlawine wurde immer größer und größer. Dicke Staubwolken stiegen in die Höhe.
„Achmed! Vorsicht!“, brüllte Annit verzweifelt. Sie war nun nur noch wenige Meter von Achmed entfernt.
Überrascht schaute Achmed auf. „Annit, was machst du denn hier?“
„Wir müssen weg!“, schrie Annit atemlos, deutete kurz nach oben und zerrte an seiner Jacke. „Schnell weg hier!“
Inzwischen war es schon so laut, dass man nicht einmal mehr das
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