Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
Überraschung für dich werden.“
Annit schluckte. Hab ich richtig gehört? Mir was schenken? Damit hatte sie nach diesem nicht gerade herzlichen Empfang niemals im Leben gerechnet. „Für mich?“, stammelte sie verblüfft.
Achmed nickte. „Ja, es gibt dort einen sehr großen, wunderschönen Rosenquarz“, fügte er nach einer Weile hinzu. „Den wollte ich holen. Für dich.“
Elena schluchzte auf. „Ach Achmed ..."
Etwas verwirrt blickte Annit zu Mannito, dann wieder zu Achmed. „Ähm ... danke ... nett von dir“, sagte sie verlegen. Warum reagiert Elena so? Warum weint sie wegen eines Steines? Es ist sicher eine nette Idee, aber ...
Achmed räusperte sich, nickte freundlich in die Runde und schlurfte aus dem Raum.
Elena sah ihm gerührt nach und tupfte sich mit ihrer Schürze die Tränen ab. Dann nahm sie Annits Hand. „Achmed will dir damit zeigen, wie viel du ihm bedeutest. Dass er sich freut, dass du hier bist. Und dass er dich liebt.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Achmed ist ein alter, stolzer türkischer Sturkopf. Lieber würde er sich die Zunge abbeißen, als es dir zu sagen.“ Sie zuckte mit den Schul tern. „So sind die Männer hier in der Türkei eben. Aber er ist ein herzensguter Mensch. Rosenquarz gilt als Stein der Liebe und Freundschaft. Durch ihn sollen die Menschen wahre und innige Liebe erfahren. Im Mittelalter soll mit hilfe von Rosenquarz so manches Herz erobert worden sein.“ Elena lächelte. „Und nun will Achmed damit dein Herz erobern.“
„Deswegen hat Achmed in diesem Steinbruch sein Leben riskiert“, murmelte Annit ergriffen.
Elena drückte Annits Hand gegen ihre Wange. „Nicht nur das, mein Kind! Dieser Stein ist ziemlich kostbar. Der Teppichhändler im Dorf wollte ihn für seine Frau kaufen. Er hätte ein ganz ordentliches Sümmchen dafür bezahlt. Damit wollte Achmed unser Haus renovieren.“
Annit zog ihre Hand zurück. „Das kann ich aber nicht annehmen, Elena. Auf gar keinen Fall. Ich will, dass ihr mit dem Geld das Haus renoviert.“
Elena schüttelte den Kopf. „Du würdest Achmed zutiefst beleidigen, wenn du sein Geschenk nicht annimmst, Annit.“
„Aber...“
Elena strich ihr übers Haar. „Kein Aber, mein Kind ..." Sie erhob sich und räumte rasch die Teller weg.
Annit half ihr. „Ihr braucht das Geld viel nötiger“, startete sie einen neuerlichen Versuch.
„Oh nein, mein Kind! Nimm diesen Stein. Er beschert seinem Besitzer die Kraft der Liebe. Und das ist etwas Wunderbares.“
„Aber ...”
Elena holte den Nachtisch. „Das ist Baklava, eine türkische Spezialität“, sagte sie, um deutlich zu machen, dass für sie das Thema beendet war.
Annit betrachtete das Dessert. „Und was heißt das auf Deutsch“, erkundigte sie sich.
„Das heißt übersetzt so viel wie ‚Türkische Wonne’ und ist ein Blätterteig mit Nüssen und Honig“, erklärte Elena.
Annit stutzte. Plötzlich fiel ihr etwas ein, was sie Elena schon die ganze Zeit über hatte fragen wollen. Dann war sie aber so in ihren Gefühlen gefangen gewesen, dass sie es immer wieder vergessen hatte. „Wie kommt es eigentlich, dass du so gut Deutsch sprichst, Elena?“, fragte sie dann.
Elena lächelte. „In dieser Abgeschiedenheit hatte ich sehr viel Zeit zu studieren.“
„Du warst auf der Universität?“, hakte Annit nach.
„Oh nein!“ Elena schüttelte den Kopf. „Hier. Zu Hause. Ich war immer sehr wissbegierig und habe sehr viele Bücher gelesen. In verschiedenen Sprachen. Die Sprache ist der Schlüssel zu den Menschen.“ Sie griff erneut nach Annits Hand. „Und da ich wusste, dass du in Deutschland lebst, wollte ich deine Sprache lernen. Für den Tag, an dem wir uns begegnen würden.“
Annit fiel von einer Verwunderung in die nächste. „Aber ... wusstest du, dass ich kommen würde?“
„Nein!“ Elena senkte die Stimme. „Natürlich wusste ich es nicht. Aber ich habe es immer gefühlt, gespürt und gehofft - mein ganzes Leben lang.“
Annit musterte die Frau, die ihre Mutter war. Die sie unter ihrem Herzen getragen hatte. Und zum ersten Mal, seit sie hier in Dedeli war, empfand sie so etwas wie Liebe für Elena.
Am nächsten Tag machten sich alle zusammen auf den Weg in den Steinbruch. Annit war es sogar gelungen, Elena zu überreden, mitzukommen.
Achmed hatte eine große Spitzhacke geschultert. Zielstrebig ging er auf die Stelle zu, von der Annit ihn weggerissen hatte, als
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