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Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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der Frauen von der rechten, die andere von der linken Seite. Sanft, aber bestimmt.
    „He, nicht so fest!“, protestierte Annit, als eine der Beduininnen über Silbersterns Ohren schrubbte. „An der Stelle ist er total empfindlich! Mann!“ Am liebsten hätte sie den beiden die Schwämme weggerissen und sie davongejagt. Doch das wagte sie nicht. Nach einer Weile übernahm Silberstern den Protest. Er schüttelte sich kräftig und spritzte die zwei Frauen ordentlich nass. Die stießen spitze Schreie aus und hüpften zur Seite.
    Annit prustete los. „Hihi, das kommt davon, wenn man das besondere Pferd waschen will!“ Sie gab den Frauen zu verstehen, dass sie das Trockenreiben selbst übernehmen würde. Mit einem Lappen rieb sie Silberstern ab. Danach striegelte sie ausgiebig sein Fell, um es zum Glänzen zu bringen. Die beiden Beduinenfrauen nickten und verließen den Stall, doch keine fünf Minuten später standen sie schon wieder da. In den Händen hielten sie lange, rote  Bänder. Sie teilten Silbersterns pechschwarzes Schweif haar und begannen die Bänder einzuflechten.
    Genervt verdrehte Annit die Augen. „Muss das sein? Silberstern sieht aus wie ein Weihnachtsbaum, wenn ihr so weitermacht!“
    Die Frauen zuckten die Achseln und arbeiteten schweigend weiter. Als sie mit dem Schweif fertig waren, kam die Mähne an die Reihe. Auch dort flochten sie rote Bänder hinein. Zuletzt legten sie noch einen farbenprächtigen Webteppich über Silbersterns Rücken.
    Kaum hatten sie ihr Werk beendet, tauchte der Stammesfürst auf. Er begutachtete Silberstern von allen Seiten und nickte wohlwollend. „Nimm dein Pferd und komm!“, befahl er Annit.
    Die rollte genervt mit den Augen, führte Silberstern aber brav hinter ihm her.
    Draußen war inzwischen mit langen Stöcken, an denen rote Tücher baumelten, ein Halbkreis abgesteckt worden. Davor hatten sich die Männer und Frauen des Dorfes versammelt. Alle trugen lange, weite Gewänder und Tücher auf ihren Köpfen. Auf ein Zeichen des Stammesfürsten hin stellte sich Annit mit Silberstern neben ihn in die Mitte. Bei Silbersterns Anblick ging ein Raunen durch die Menge. Der Dorfoberste sorgte mit einer Handbewegung für Ruhe, erklärte kurz etwas, und alle blickten
fasziniert auf den Rappen mit dem kleinen weißen Stern auf der Stirn.
    Auf einmal begann einer der Männer einen lauten Sprechgesang, und die Männer, die in der ersten Reihe des Halbkreises standen, bewegten sich mit langsamen, feierlichen Schritten auf Silberstern zu und wieder langsam zurück. Beim Vorwärtsgehen beugten sie ihre Oberkörper gemeinsam nach vorne, beim Zurückgehen richteten sie sich wieder auf. Dabei sprach einer der Männer einen Vers, bei dem kurzen Refrain stimmten alle ein. Zwischendurch klatschten sie in die Hände.
    Annit stand reglos neben Silberstern, beobachtete das seltsame Ritual und umklammerte den Führstrick. Es scheint beinahe, als würden sich die Beduinen vor Silberstern verbeugen, dachte sie irritiert. Warum nur benehmen die sich so seltsam?
    Silberstern stand ganz ruhig. Er hielt den Kopf hoch, der Schweif bewegte sich ganz locker hin und her. Offensichtlich genoss er die Aufmerksamkeit.
    Als der Sprechgesang verklungen war, herrschte zunächst Schweigen, bis sich der Stammesfürst Silberstern näherte. Mit einer Hand strich er über das Fell des Pferdes, die andere streckte er triumphierend in die Höhe.
    Nun stellten sich alle Stammesmitglieder in eine Reihe und liefen an Silberstern vorbei. Jeder strich einmal über sein pechschwarzes Fell - so, wie es der Stammesfürst zuvor getan hatte.
    Ich komm mir vor wie im falschen Film, dachte Annit. Was hier abgeht, glaubt mir kein Mensch! Sie warf Mannito, der etwas abseits stand, einen hilflosen Blick zu.
    Als jeder einmal Silberstern berührt hatte, setzte einer der Beduinen wieder zu einem Sprechgesang an, die anderen stimmten im Refrain mit ein. Als der letzte Refrain dann verklungen war, strömten alle wieder zurück in ihre Zelte - bis auf zwei Beduinen. Einer baumlang, der andere jung und schlaksig. Sie blieben auf dem Platz.
    „Die Liste der Teilnehmer an unserem Pferderennen wächst wie eine Wüstenblume im Regen. Von überall kommen Anmeldungen“, erklärte der baumlange Beduine dem Stammesfürsten.
    Der nickte zufrieden. „So soll es sein.“ Er legte seine Hand auf Annits Schulter. „Das besondere Pferd und das Mädchen werden uns die Ehre ihrer Teilnahme

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