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Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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Alisha noch.
    Doch Annit war schon am Zelteingang. Der war an diesem Morgen allerdings fest verschlossen. Annit versuchte ihn zu öffnen. Mit den Fingern zog sie einen winzigen Spalt auseinander, gerade groß genug, um hinausspähen zu können. Alisha hatte Recht, sie konnte nichts erkennen. Nur Sand. Es war finster, und es schien fast, als würde die gesamte Wüste an ihrem Auge vorbeiwehen. „Unglaublich!“, murmelte sie. Eine Weile lugte sie noch hinaus, dann ließ sie sich neben Alisha im Schneidersitz auf den Boden fallen. „Wie lange dauert so ein Sandsturm?“
    „Das weiß nur Allah.“ Alisha richtete sich nun auch auf und rieb sich die Augen.
    „So ein Mist! Wir wollten doch heute anfangen, für das Pferderennen zu trainieren“, murmelte Annit enttäuscht.
    Alisha schüttelte den Kopf. „Heute gibt’s kein Rennen. Überall nur Sand.“
    Ärgerlich stampfte Annit mit dem Fuß auf. „So ein dämlicher, überflüssiger Sturm!“
    „Aber nein“, fiel Alisha ihr sanft ins Wort. „Ein arabisches Sprichwort sagt: Allah hat alles Überflüssige aus seinem Garten, der Wüste, entfernt, um in Frieden darin lustwandeln zu können.“
    Annit schnaufte tief durch. „Wenigstens hat dein Allah dann heute seinen Spaß. Aber was machen wir denn den ganzen langen Tag?“
    „Warten“, erklärte Alisha.
    „Warten!?“, wiederholte Annit und kam sich plötzlich wie in einem Käfig eingesperrt vor. Ich muss für das Rennen trainieren. Ich muss herausfinden, warum ich hierher nach Syrien kommen sollte! Ich muss Antworten finden. Und die finde ich bestimmt nicht hier drin! Ich kann nicht tatenlos im Zelt sitzen und warten! „Und wenn dieser dämliche Sturm wochenlang dauert?“, entfuhr es ihr eine Spur heftiger, als sie es wollte. Denn schließlich konnte Alisha ja auch nichts dafür.
    „Es dauert eben seine Zeit“, entgegnete Alisha geduldig und strich ihre Decke glatt.
    Annit rollte die Augen, um zu zeigen, wie genervt sie von dieser Antwort war. Diese Engelsgeduld. Hier im Orient dauert immer alles seine Zeit. Allmählich geht mir das ziemlich auf den Geist. Aufgebracht sprang sie auf. Ich will nicht den Rest meines Lebens in dieser gottverlassenen Wüste verbringen! Mann! Was machen wir heute den ganzen Tag? Löcher in die  Luft starren? Irgendwie hatte sie das Gefühl, nur noch sehr  wenig Zeit zu haben. Und die wollte sie nicht mit Warten  vergeuden. Wie aufgezogen tigerte sie hin und her, und  mit jedem Schritt wurde sie noch wütender. Danke, Caro!  Vielen herzlichen Dank! Du hast mir diesen Schlamassel einge brockt. Wegen dir und deiner Vision sitz ich jetzt hier gefangen  im Sandkasten! Es war schön bei meinen Eltern. Wir sind uns  endlich nahegekommen, und ich wäre gern noch ein bisschen  geblieben.
    Annit war so sauer, dass sie am liebsten mit ihrer Faust gegen die Zeltwand geboxt hätte. Wäre doch bloß Caro hierher gereist! Annits Blick fiel auf Alisha, die in aller Ruhe alle weiteren Decken auf den Matratzen glatt strich. Wie immer lächelte sie. Annit schnaufte ganz tief ein und aus, um sich zu beruhigen.
    „Du bist sehr nervös“, stellte Alisha fest und drückte ihr dabei etwas in die Hand. „Arbeiten verscheucht trübe Gedanken. Hier, nimm diese Ziegenhaut und hilf mir beim Butterschütteln, das macht dich ruhiger.“
    Erstaunt blickte Annit auf das Teil in ihrer Hand. „Ziegenhaut?“
    Alisha nickte. „Ich fülle sie dir nun mit dem Rahm der Ziegenmilch, und du musst kräftig schütteln.“
    Annit tat, wie Alisha ihr geheißen hatte, und bewegte die Ziegenhaut, so kräftig sie konnte. Und tatsächlich musste sie sich auf ihr Tun so konzentrieren, dass ihre wütenden Gedanken verflogen.
    Nach einer Weile nahm Alisha ihr die Haut aus der Hand und legte sie beiseite. „Ziegenbutter bleibt immer etwas flüssig. Zeit für eine Pause“, erklärte sie lächelnd, setzte sich an den Matratzenrand und holte einen kleinen Kassettenrekorder aus einer Schublade. Sie drückte die Play-Taste, - und laute orientalische Musik erfüllte den Raum. Verzückt schloss Alisha die Augen und bewegte ihre Hände so geschmeidig im Takt der Musik.
    Annit setzte sich neben sie und beobachtete eine Zeitlang fasziniert die grazilen Bewegungen des jungen Mädchens. Als das Lied zu Ende war, spulte Alisha die Kassette zurück und hörte sich das gleiche Lied noch mal an. Danach noch mal. Und noch mal.
    Nach dem vierten Mal stand Annit genervt auf.

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