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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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nicht, bis George Caroles Zug in den Bahnhof einlief, er aufgeregt summend hinaussprang und erst stehen blieb, nachdem er zum Tor hinausgestürzt war.
    George brauchte nur einen Blick auf die dunklen Straßen und den sternenübersäten Himmel zu werfen, um das Gefühl zu erkennen. So sonderbar es war, er hatte dergleichen schon einmal erlebt, in seiner Heimatstadt Rinton: Dort hatte es eine Reihe von Abenden gegeben, an denen die Luft mit Dunkelheit angefüllt zu sein schien und sich alles dünn anfühlte, so, als könnte man einen Finger benetzen und über den Horizont streichen, und er würde verschmieren.
    Dieses beherrschende Gefühl war mit einem anderen Ereignis in Rinton zusammengefallen: mit dem Auftritt der Silenus-Truppe. Und es war verschwunden, als die Truppe zu ihrem nächsten Auftrittsort weitergereist war – doch niemand hatte so recht gewusst, was das alles zu bedeuten hatte. Die meisten hatten versucht, dieses Phänomen einfach zu vergessen, aber George hütete jede Erinnerung an jene Zeit, in der Silenus’ Vorstellung so nahe gewesen war, und entsprechend stark erinnerte er sich an dieses sonderbare Gefühl, als wäre es erst gestern gewesen.
    Damals war es ihm nicht möglich gewesen, den Mann zu sehen, den er für seinen Vater hielt. Doch nun, da er ihm erneut nahekam, war er sprachlos vor Staunen. Konnte es möglich sein, dass eine Verbindung zwischen diesem seltsamen Gefühl und der Vorstellung der Truppe bestand? Tief in sich drinnen war George überzeugt, dass es so war … aber wieso wirkte sich die bloße Ankunft der Künstler auf Mond und Sterne aus? War es möglich, dass einige der Geschichten – sicher nicht alle, aber ein paar –, die man sich über Silenus und seine Truppe erzählte, wahr waren?
    George schüttelte sich. Lächerlich. Er war, so sagte er sich, nur aufgeregt, weil er bald seinen Vater treffen würde, und darum bildete er sich etwas ein. Und ehrlich, warum sollte ihm bang sein? Er war George Carole , die heimliche Hauptattraktion der Theater von Freightly (wenn auch nur als musikalischer Begleiter). Er war nicht irgendein Bauerntrampel, jedenfalls nicht mehr. Während seiner Zeit bei Otterman’s hatte er für unzählige glamouröse Chorsängerinnen gespielt, für Armeen paradierender Mäuse und für eine Clownsgruppe, die libanesische Leitertricks vorführte. Er hatte für Magier und Akrobaten gespielt, für lebende Statuen und Imitatorinnen, je fetter, desto besser. Er hatte für tanzende Kinder gespielt, die als Hummer verkleidet waren, für Zwerge und Missgebildete und Ballerinen. Er hatte für Regurgitatoren gespielt, die Gegenstände im Ganzen verschluckten und in der vom Publikum gewünschten Reihenfolge wieder hervorbrachten. Er hatte für Opernsänger gespielt. Er hatte für Kunstschützen gespielt. Er hatte für alles und jeden gespielt.
    Jeder Vater wäre froh, ihn als Sohn zu haben. Nun, da er darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass Silenus beeindruckt oder sogar dankbar sein sollte. Also schüttelte George die bohrende Furcht ab, setzte sich den Hut auf den Kopf und lief, seinen Koffer schwingend, durch die Straßen.
    Er hatte sich überlegt, dass Silenus, gleich welcher Natur seine Vorstellung oder seine Künstler sein mochten, seine Reisen nicht anders durchführen würde als jeder andere Vaudevillekünstler, was bedeutete, dass er das Hotel gebucht haben dürfte, das dem Theater am nächsten lag. In der Hoffnung, damit richtigzuliegen, hatte George den Schaffner im Zug gefragt, welches Hotel das sein könnte, und da die Schaffner die Frage nach Hotels häufig hörten, hatte er sogleich eine Wegbeschreibung erhalten.
    Zu seiner Überraschung erwies sich jenes Hotel als recht nobles Haus mit roten Ziegelmauern und weiß umrandeten Fenstern. Das war eine Abwechslung gegenüber den üblichen Theatern und den Hotels im Bereich des Circuits, bei denen es sich zumeist um baufällige Absteigen handelte: Die Besitzer wussten, dass ihre Kundschaft darauf angewiesen war, in der Nähe der Bühne abzusteigen, und da ihre Gäste keine Wahl hatten, hielten sie es nicht für nötig, sich mit Kleinigkeiten wie Komfort, Erscheinungsbild oder Zweckmäßigkeit im Allgemeinen abzugeben.
    George beschloss, sich ein Zimmer zu nehmen und anschließend herauszufinden, wie er am besten an Silenus herankommen konnte. Wenn der Mann hier abgestiegen war, sollte George dann ein Zusammentreffen in der Lobby einfädeln? Oder vielleicht im Theater? Sollte er versuchen, ihn

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