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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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derselben munteren Stimme zu. »Ich habe gehört, wie Sie drinnen nach ihm gefragt haben.«
    »Ach so. Ja, ich denke, so könnte man es ausdrücken.«
    Der Mann tat nichts – als wäre er in Gedanken versunken. Dann kam er mit sonderbar mechanischen Bewegungen auf George zu. Seine Arme hingen steif an den Körperseiten herab. Während der Fremde näher kam, nahm die merkwürdige Stille zu, und auch Georges Eindruck, nur das Bild eines Mannes zu sehen, verstärkte sich: Sein Gesicht war ansehnlich, aber ausdruckslos, seine Augen von einem Grau, das etwa eine Schattierung heller ausfiel als das Grau seines Anzugs, und all seine Züge waren sauber, glatt und symmetrisch. Doch obgleich er so perfekt erschien, wirkte der Mann auch seltsam unbestimmbar, beinahe, als würde das Auge an ihm vorübersehen, es sei denn, man hielt gezielt nach ihm Ausschau. Er sah aus, dachte George, wie ein Mann aus einer Reklame, beispielsweise für Schuhcreme.
    »Ich bezweifle, dass Sie da drin irgendetwas Neues erfahren haben«, sagte der Gentleman, dessen angedeutetes Lächeln unentwegt auf seinem Gesicht prangte. »Ich hätte es vor Ihnen gewusst. Seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, warte ich verzweifelt darauf, dass er wieder in die Stadt kommt.«
    »Sie haben Silenus gesehen?«, fragte George aufgeregt. »Wie war seine Vorstellung? Erinnern Sie sich daran?«
    Eine Pause trat ein. Es schien, als hätte der Mann nicht mit dieser Frage gerechnet. »Nun ja, es ist lange her«, antwortete er. »Ich kann mich jetzt wirklich nicht mehr erinnern, fürchte ich. Wahrscheinlich möchte ich ihn sehen, um meine Erinnerung aufzufrischen.«
    »Oh.« George war noch enttäuschter als zuvor.
    »Ich schlage Ihnen etwas vor«, sagte der Mann in Grau. »Was halten Sie davon, wenn wir unsere Kräfte bündeln? Ich bin ebenso erpicht darauf, etwas Neues über meinen Lieblingskünstler zu erfahren, wie Sie es sind. Wenn Sie etwas über ihn herausfinden, würden Sie mich dann aufsuchen und mir davon erzählen? Dann erzähle ich Ihnen im Gegenzug alles, was ich weiß.«
    »Ich schätze, das wäre möglich.«
    Wieder trat eine Pause ein, und die grauen Augen des Mannes schweiften in die Ferne, während er über seine Antwort nachdachte. Dann richteten sie sich wieder auf George. »Na, das ist doch wunderbar«, sagte er. »Wirklich, ein netter Zug. Ich bin noch ein wenig in der Stadt. Sie erreichen mich im Liddell Hotel an der Maynor. Ich bin so begierig, Silenus zu sehen, dass ich bereit wäre, dafür zu bezahlen. Wäre das für Sie akzeptabel?«
    George wusste nicht recht, was er sagen sollte. Der Mann hatte etwas Unnatürliches an sich, das George beunruhigend fand. Er nickte lediglich.
    »Gut«, sagte der Gentleman. Dann starrte er George an, ohne sich zu rühren oder noch etwas zu sagen.
    »Kann … kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte George.
    »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte der Mann.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Sind Sie sicher? Sie kommen mir vage vertraut vor.«
    »Ich glaube, an jemanden wie Sie würde ich mich erinnern«, erklärte George.
    »Tatsächlich?«, fragte der Mann. »Nun gut, bitte vergessen Sie nicht: Liddell Hotel. Mir ist jede Neuigkeit willkommen.«
    »In Ordnung«, sagte George.
    »Guten Abend«, verabschiedete sich der Mann. Dann machte er kehrt und ging auf die gleiche steife, ruckhafte Art mit den Händen an den Hosennähten die Straße hinunter. Die Stille verebbte wie Nebel, der ihm auf seinem Weg folgte. Und dann, beinahe achtlos, streckte der Mann, als er an der Straßenlaterne vorbeiging, die Hand aus und streifte den Lampenpfahl mit den Knöcheln. Die Lampe erlosch, und der Gentleman schritt voran in die Finsternis.
    George sah ihm nach, ehe er quer durch die Stadt zu seiner Unterkunft zurückhastete. Es dauerte mehrere Stunden, bis ihm auffiel, dass der Mann ihm nicht seine Zimmernummer verraten hatte; und als er darüber nachdachte, wurde George klar, dass er den Namen des Mannes auch nie erfahren hatte. Wie dem auch sei, er wollte ihn ohnehin nicht wiedersehen, und er verspürte gewiss nicht den Wunsch, ihm irgendwelche Neuigkeiten hinsichtlich seines Vaters zu überbringen.
    Nach dieser Begegnung fielen George immer wieder sonderbare Gestalten im Publikum des Otterman’s auf: Männer in grauen Anzügen mit sauberen, schwarzen Hüten und ausdruckslosen grauen Augen. Immer wieder erblickte er sie unter den Zuschauern, wie sie da saßen, die Vorstellung verfolgten, aber nie lachten oder

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