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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Holston ein letztes Mal den scharfkantigen,
kalten Stahl in der Hand und legte seinen Stern dann flach auf die
Schreibtischplatte. Marnes drehte sich wieder um und reichte Holston den
Schlüssel.
    »Soll ich den
Wischmopp holen?« Marnes deutete mit dem Daumen hinter sich zur Kantine. Sie
betraten die Zelle sonst nur, um zu putzen, mit der einzigen Ausnahme, dass
gerade jemand verhaftet worden war.
    »Nein.« Holston
nickte zur Zelle hinüber und bedeutete seinem Stellvertreter, ihm zu folgen.
    Der
Schreibtischstuhl knarzte, als Marnes aufstand. Holston ging zur Tür, der
Schlüssel glitt leicht ins Schloss. Das Innere der massiven Tür gab ein tiefes
Stöhnen von sich. Die Türangeln knirschten leise, dann ein entschlossener
Schritt, ein Stoß, und die Tortur hatte ein Ende.
    Holston reichte den
Schlüssel zwischen den Gitterstäben hindurch. Marnes sah ihn unsicher an, aber
seine Hand hob sich und nahm ihn entgegen.
    »Was ist los, Chef?«
    »Hol die
Bürgermeisterin«, sagte Holston. Er seufzte, ließ den schweren Atem aus, den er
drei Jahre lang angehalten hatte.
    »Hol Mayor Jahns.
Sag ihr, dass ich rauswill.«

2. KAPITEL
    Der
Blick aus der Zelle war nicht so verschwommen, wie es der Blick aus der Kantine
gewesen war. Holston verbrachte seinen letzten Tag im Silo damit, sich über
dieses Rätsel den Kopf zu zerbrechen. Konnte es sein, dass die Kamera auf der
Zellenseite des Silos dem toxischen Wind weniger ausgesetzt war? Gaben sich die
zum Tode Verurteilten an dieser speziellen Linse vielleicht mehr Mühe mit der
Reinigung, weil sie den Blick bewahren wollten, den sie am letzten Tag ihres
Lebens genossen hatten? Oder war die zusätzliche Anstrengung ein Gefallen für
den Nächsten, der seinen letzten Tag in derselben Zelle würde verbringen
müssen?
    Holston blickte
hinaus in die tote Welt, die irgendwann von den Menschen einer längst
vergessenen Zeit zurückgelassen worden war. Der Blick war nicht der beste auf
die Landschaft um ihren unterirdischen Bunker herum, aber es war auch nicht der
schlechteste. In der Ferne erhoben sich Hügel in einem schönen Braunton – wie
Kaffee-Ersatz mit genau dem richtigen Schuss Schweinemilch. Der Himmel über den
Hügeln war vom selben dumpfen Grau wie in seiner Kindheit, in der Kindheit
seines Vaters und der Kindheit seines Großvaters. Das Einzige, was sich da
draußen bewegte, waren die Wolken. Dick und dunkel hingen sie über den Hügeln.
Sie zogen frei umher wie das Weidevieh in den Bilderbüchern.
    Der Blick auf die
tote Welt umfasste die ganze Wand seiner Zelle wie auch alle anderen Wände der
obersten Ebene des Silos – wobei jede einen anderen Ausschnitt des trüben und
immer trüber werdenden Brachlandes zeigte. Holstons Ausschnitt reichte von
seiner Koje hinauf zur Decke, hinüber an die andere Wand und hinunter zur
Toilette. Trotz der leichten Unschärfe – als hätte jemand Öl auf die Linse
geschmiert – wirkte das Bild so, als könnte man hineinwandern, ein klaffendes,
einladendes Loch schräg gegenüber den Gefängnisgittern.
    Die Sinnestäuschung
überzeugte jedoch nur aus der Ferne. Aus der Nähe betrachtet, konnte Holston
auf dem riesigen Bildschirm ein paar tote Pixel sehen, die sich grellweiß von
den braunen und grauen Farbnuancen abhoben. Jeder dieser Pixel – Allison hatte
sie »klebende Pixel« genannt – leuchtete extrem hell und war wie ein
quadratisches Fenster, das sich zu einem strahlenderen Ort hin öffnete, ein
Loch von der Breite eines menschlichen Haares, das den Betrachter in eine
bessere Wirklichkeit einzuladen schien. Es gab Dutzende dieser klebenden Pixel,
wie Holston nun sah. Er fragte sich, ob jemand im Silo wusste, wie man sie
reparieren konnte oder ob es dafür spezielles Werkzeug gab. Waren sie für immer
tot – so wie Allison? Würden alle Pixel irgendwann absterben? Holston stellte
sich einen Tag vor, an dem die Hälfte der Bildpunkte ganz weiß sein würde,
dann, eine Generation später, würden nur einige wenige graue und braune Pixel
übrig sein, dann nur noch ein knappes Dutzend, und die Welt würde in ein neues
Stadium geraten, die Menschen im Silo würden denken, die Außenwelt stehe in
Flammen, sie würden die einzigen wahren Pixel für kaputte Pixel halten.
    Oder taten Holston
und die anderen das jetzt schon?
    Hinter ihm räusperte
sich jemand. Holston drehte sich um und sah Mayor Jahns auf der anderen Seite
des Gitters stehen, die Hände in den Bauchtaschen ihres Overalls. Die
Bürgermeisterin deutete ernst mit

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