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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Stimme. Er war nicht
wütend über seinen bevorstehenden Tod oder über sein vergangenes Leben, aber er
spürte noch immer die Verbitterung über Allisons Schicksal. Es war längst
vorbei, und trotzdem sah er die Ereignisse noch als vermeidbar an. »Euch allen
wird der Blick morgen gefallen«, sagte er zu sich selbst.
    »Das ist nicht fair!«,
sagte Jahns. »Gesetz ist Gesetz, und du hast es gebrochen. Du hast vorher
gewusst, was dich erwartet.«
    Holston starrte auf
seine Füße. Ein längeres Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Jahns
brach es schließlich: »Einige sind nervös, sie meinen, du könntest die
Reinigung verweigern, eben weil du vorab jetzt nicht damit drohst.«
    Holston lachte.
»Würde es euch besser gehen, wenn ich sagen würde, ich putze die Linsen nicht?«
Er schüttelte den Kopf über diese verdrehte Logik.
    »Jeder, der hier
sitzt, kündigt an, er werde es nicht tun«, sagte Jahns, »und dann tut er es
doch. Und deshalb erwarten wir alle …«
    »Allison hat nie
behauptet, sie werde sich weigern«, stellte Holston richtig, aber er wusste,
was Jahns meinte. Er selbst war damals sicher gewesen, dass Allison die Linsen
nicht reinigen würde. Nun glaubte er zu verstehen, was sie durchgemacht hatte,
als sie auf dieser Bank saß. Es gab Weitreichenderes zu bedenken als die
Reinigung. Die meisten Häftlinge, die hinausgeschickt wurden, waren bei
irgendeinem Vergehen ertappt worden, sie konnten es kaum glauben, dass sie
plötzlich in dieser Zelle saßen und ihr Ende nur noch wenige Stunden entfernt
war. Sie sannen auf Rache, wenn sie sagten, sie würden die Reinigung
verweigern, es war eine reflexhafte Sturheit. Doch Allison und nun auch Holston
hatten andere Sorgen. Die Reinigung war vollkommen belanglos. Sie waren hier,
weil sie es, aus irgendeinem verrückten Grund, so wollten. Sie waren beherrscht
von der Neugier auf die Außenwelt hinter dem Schleier aus Lügen.
    »Also, wirst du die
Reinigung nun übernehmen oder nicht?«, fragte Jahns ganz direkt.
    Holston zuckte mit
den Schultern. »Du hast es doch selbst gesagt: Niemand weigert sich. Dafür muss
es ja wohl einen Grund geben.«
    Er tat so, als
kümmerte es ihn nicht, als interessierte es ihn nicht, warum die Linsen
gereinigt wurden – in Wahrheit hatte er den Großteil seines Lebens, vor allem
die letzten drei Jahre, über dieses Warum nachgegrübelt. Die Frage trieb ihn in
den Wahnsinn. Und es machte ihm nicht das Geringste aus, wenn die Ungewissheit
über sein morgiges Verhalten nun diejenigen in den Wahnsinn trieb, die seine
Frau auf dem Gewissen hatten.
    Nervös strich Jahns
mit den Händen an den Gitterstäben auf und ab. »Kann ich ihnen sagen, dass du
dich an die Regeln hältst?«
    »Es ist mir egal. Du
kannst ihnen auch sagen, dass ich die Reinigung verweigern werde. Meine Antwort
wird sowieso nichts ändern.«
    Jahns sagte nichts.
Holston sah sie an, sie nickte.
    »Wenn du doch etwas
essen willst, sag Deputy Marnes Bescheid. Er bleibt die ganze Nacht im Büro.
Das ist so Tradition …«
    Tränen stiegen
Holston in die Augen, als er sich an diesen Teil seiner früheren
Dienstpflichten erinnerte. Er hatte am Schreibtisch ausgeharrt, als Donna Parks
vor zwölf Jahren zur Reinigung hinausgeschickt worden war, und ebenso, als vor
acht Jahren Jack Brents Zeit gekommen war. Und er hatte sich an das Gitter geklammert,
als vor drei Jahren seine Frau an die Reihe kam.
    Jahns wandte sich
zum Gehen.
    »Sheriff«, murmelte
Holston, bevor sie außer Hörweite war.
    »Wie bitte?« Jahns
blieb auf der anderen Seite des Gitters stehen, ihre grauen, buschigen
Augenbrauen verhängten ihren Blick.
    »Er ist nun Sheriff
Marnes, nicht Deputy.«
    Jahns klopfte mit
den Fingerknöcheln an eine Stahlstange. »Iss was. Und es wird sicher nicht
schaden, wenn du versuchst, ein bisschen Schlaf zu bekommen.«

3. KAPITEL
    Drei Jahre zuvor
    »Das
soll wohl ein Scherz sein!«, sagte Allison. »Hör zu, Schatz, du wirst es nicht
glauben: Hast du gewusst, dass es mehr als nur einen Aufstand gegeben hat?«
    Holston sah von dem
Aktenordner auf seinem Schoß auf. Überall um ihn herum lag Papier auf dem Bett,
stapelweise alte Akten und neue Beschwerden, die er bearbeiten musste. Allison
saß an ihrem kleinen Schreibtisch am Fußende des Betts. Die beiden lebten in
einer eigenen Wohnung, die im Lauf der Jahrzehnte nur zweimal unterteilt worden
war, weshalb sie luxuriöserweise Platz für einen Schreibtisch und ein breites
Bett hatten und nicht in Kojen schlafen

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