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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quick
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um einen von Hemingways besseren Romanen. «Wenn möglich, einen mit einer Liebesgeschichte, weil ich unbedingt etwas über die Liebe lernen muss, damit ich ein besserer Ehemann sein kann, wenn Nikki wiederkommt», sage ich zu meiner Mom.
    Als Mom aus der Bibliothek zurückkommt, sagt sie, der Bibliothekar hält In einem anderen Land für Hemingways beste Liebesgeschichte. Also schlage ich das Buch erwartungsvoll auf und kann förmlich spüren, wie ich schlauer werde, als ich die ersten Seiten umblättere.
    Beim Lesen suche ich nach zitierfähigen Sätzen, damit ich «Wissen raushauen» kann, wenn Nikki und ich das nächste Mal mit ihren literarisch interessierten Freunden ausgehen, damit ich den Brille tragenden Phillip fragen kann: «Meinst du, ein ungebildeter Trottel kennt dieses Zitat?» Und dann werde ich ein bisschen Hemingway raushauen, richtig lässig.
    Aber der Roman ist eine einzige große Luftnummer.
    Die ganze Zeit drückst du dem Erzähler die Daumen, dass er den Krieg überlebt und dann mit Catherine Barkley ein schönes Leben hat. Er übersteht alle möglichen Gefahren – wird sogar fast in die Luft gejagt – und entkommt schließlich mit der schwangeren Catherine, die er über alles liebt, in die Schweiz. Sie leben eine Zeitlang in den Bergen, verliebt und glücklich.
    An der Stelle hätte Hemingway aufhören sollen, denn das war der Silberstreifen, den diese Menschen verdienten, nachdem sie den fürchterlichen Krieg mit Mühe und Not überlebt hatten.
    Aber nein.
    Stattdessen lässt er sich das denkbar schlimmste Ende einfallen: Hemingway lässt Catherine verbluten, nachdem ihr Kind tot zur Welt gekommen ist. Es ist das grässlichste Ende, das mir je untergekommen ist oder wahrscheinlich je unterkommen wird, ob in der Literatur, im Film oder sogar im Fernsehen.
    Am Ende weine ich haltlos, zum Teil um die Figuren, ja, aber auch, weil Nikki dieses Buch tatsächlich mit jungen Menschen im Unterricht bespricht. Mir ist einfach schleierhaft, warum jemand leicht beeinflussbare Teenager so einem grauenhaften Ende würde aussetzen wollen. Da können wir Highschool-Schülern doch gleich erzählen, dass ihre ganze Mühe, etwas aus sich zu machen, vergebens ist!
    Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal seit Beginn der Auszeit wütend auf Nikki bin, weil sie derartigen Pessimismus in ihrem Klassenzimmer lehrt. Ich werde auf absehbare Zeit Hemingway nicht mehr zitieren, und ich werde auch kein Buch mehr von ihm lesen. Und wenn er noch leben würde, würde ich ihm auf der Stelle einen Brief schreiben und ihm drohen, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen, weil er so negativ ist. Kein Wunder, dass er sich mit einem Gewehr erschossen hat, wie das einleitende Essay verrät.

[zur Inhaltsübersicht]
    Nichts als Liebe für dich
    Dr. Patels Sekretärin schaltet das Radio aus, sobald sie mich ins Wartezimmer kommen sieht, und ich muss lachen, weil sie versucht, es möglichst unauffällig zu tun. Sie sieht ängstlich aus, als sie da ganz behutsam an dem Knopf dreht – so wie die meisten Leute sich verhalten, wenn sie einen meiner Anfälle miterlebt haben, als wäre ich kein Mensch mehr, sondern ein wildes, bedrohliches Tier.
    Nach einer kurzen Wartezeit beginnt die zweite Sitzung mit Cliff, so wie es von nun an auf absehbare Zeit an jedem Freitag geschehen würde. Diesmal entscheide ich mich für braun, und dann sitzen wir in seinen ledernen Ruhesesseln inmitten der Wolken und reden darüber, wie sehr wir Frauen mögen, und «hängen ab wie sonst was», was eine weitere Redensart von Danny ist.
    Cliff fragt, ob ich mit meinen neuen Medikamenten zufrieden bin, und ich bejahe, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Wirkung gemerkt und nur etwa die Hälfte der Tabletten genommen habe, die meine Mutter mir letzte Woche gegeben hat. Ich verstecke sie unter der Zunge und spucke sie ins Klo, sobald sie wieder weg ist. Er fragt mich, ob ich irgendwelche unerwünschten Nebenwirkungen festgestellt habe – Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit, Benommenheit, Suizidgedanken, Mordgedanken, Verlust der Männlichkeit, Angst, Juckreiz, Durchfall –, und ich verneine.
    «Was ist mit Halluzinationen?», fragt er, beugt sich ein wenig vor und kneift die Augen zusammen.
    «Halluzinationen?», wiederhole ich.
    «Halluzinationen.»
    Ich zucke die Achseln und sage, dass ich nicht glaube, halluziniert zu haben, und er sagt, wenn ja, würde ich es wissen.
    «Sagen Sie es Ihrer Mutter, wenn Sie irgendetwas Seltsames oder Erschreckendes sehen»,

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