Silvermoon - Jaegerin der Nacht
folgen. James erhob sich und deutete auf eines der Sofas.
„ Bitte tretet ein“, erwiderte er und sie schloss die Tür hinter sich.
Cassandra näherte sich ihm, sie hatte einige Kratzer im Gesicht, doch war sie für ihn noch immer unendlich schön. Die Jägerin nahm Platz und er setzte sich neben sie. Ein letztes Mal ergriff er ihre Hand und zog sie zu seinen Lippen, um einen sanften Kuss darauf zu hauchen.
„ Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden“, sagte er leise.
Sie holte tief Luft und sah ihn an.
„ Ich hoffe es auch, James“, erwiderte sie und es fühlte sich für sie an, als würde ihr Herz sich zusammenziehen. Es schmerzte sie ihn zu verlassen, doch musste es sein.
„ Wenn Ihr etwas benötigt oder Euch in der Nähe Avabrucks befindet, lasst es mich bitte wissen“, bat er und fixierte sie mit seinen grünen Iriden.
„ Ich verspreche es Euch“, entgegnete die Jägerin und lächelte ihn matt an. James ließ ihre Hand los und streichelte ihre Wange, er beugte sich vor und küsste ihre Lippen. Auch ihn schmerzte es, sie gehen zu lassen. Sie küssten sich sanft, als Cassandra ihn auf einmal von sich weg stieß.
„ Bitte James, wir dürfen es nicht“, sagte sie leise und erhob sich. Er erhob sich ebenfalls und zog seine Kleider zurecht.
„ Ihr habt Recht, bitte verzeiht mir. Darf ich Euch schreiben, meine Schöne?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
„ Es wäre besser, wenn Ihr es nicht tätet. In meinen Reihen wird man schnell misstrauisch“, antwortete sie und wandte sich zur Tür.
Dem Grafen brannten Tränen in seinen Augen, doch blinzelte er sie tapfer weg.
„ Ich liebe Euch“, flüsterte er und an der Tür hielt sie inne.
Sie sah ihn nicht an, als sie sagte: „Ich liebe Euch auch.“
„ Lebt wohl“, sagte er.
„ Lebt wohl, James“, erwiderte sie.
Die Jägerin verließ sein Gemach und schritt zu ihren Mitstreitern, die im Stall auf sie warteten.
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Ende band 1
Leseprobe
Silvermoon – Geliebte der Nacht
Seit ihrem Aufenthalt in Avabruck waren nun mehr als zwei Monate vergangen. Die Trauerfeiern für ihre Mitstreiter wurden abgehalten und seitdem gab es für Cassandra wenig zu tun. Sie verließ ihr Gemach im Felsen Belrons nicht und lebte fast nur noch zurückgezogen. Die Jägerin hatte das Gefühl sich zu verändern, selten hatte sie solche ruhige Phasen zwischen ihren Aufträgen und nun las sie in ihrem Lieblingsbuch, obwohl sie es schon fünf Mal gelesen hatte.
Gerade las sie eine Passage über die Hauptprotagonistin, die scheinbar in guter Hoffnung war und das Buch fiel ihr aus der Hand. Cassandra riss die Augen auf und rechnete konzentriert. Sie hatte sich seit nun mehr als acht Wochen nicht mehr nach Art der Frau gefühlt und bekam Angst. Sie vermutete dahinter doch eher die viele Aufregung und nicht die Romanze mit James, doch sprang sie nun auf und verließ ihre kleine Kammer. Eilig rannte sie an zahlreichen Jägern vorbei und in Richtung des Arztes, der auch im Felsen lebte. Sie musste unbedingt sicher sein, dass James sie nicht in andere Umstände gebracht hatte. Es würde ein Skandal werden, weil Cassandra als Nachkomme des dulanischen Herzogs verheiratet sein musste bevor sie ein Kind gebar und das war sie nun mal nicht. Die braunen Locken der Jägerin wehten im Wind, der durch den Felsen pfiff und ihre Schritte hallten von den Steinwänden wider. Es hörte sich an, als würde ein schweres Tier durch die Korridore jagen und keine recht zierliche Jägerin. Cassandra sah die helle Tür des Arztes und wurde langsamer. Dort angekommen hämmerte sie wie wahnsinnig dagegen.
„ Öffnet die Tür, oh bitte öffnet die Tür“, sagte sie energisch.
Sie konnte sich nicht beruhigen und hatte panische Angst. Sie war viel zu jung, um Mutter zu werden und nun war der Gedanke allgegenwärtig. Quietschend öffnete sich die Tür und der Arzt sah sie an. Er war ein großer Mann mit rotblondem Haar und vielen Sommersprossen.
„ Lady von Dulanis, wie kann ich Euch dienen?“, fragte er freundlich.
„ Ich... muss untersucht werden“, antwortete sie und fragte: „Darf ich bitte herein kommen?“
Er machte einen Schritt zur Seite und ließ sie herein.
In der Kammer standen ein Bett und seine Tasche und andere Utensilien, die er brauchte. Außerdem auch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Die Wände waren aus kahlem Sandstein und nur ein paar Zeichnungen von menschlichen Körpern hingen an der Wand. Sie nahmen einander
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