Simplify Your Love - Gemeinsam einfacher und gluecklicher leben
eine Ablösung am falschen Ort und keine Lösung. Laufen Sie nicht blindlings in eine andere Beziehung. Schicken Sie den anderen nicht gekränkt fort, weil Sie |211| etwas schmerzlich vermissen. Was Sie suchen, können Sie vor allem in sich selbst finden.
Gestehen Sie Ihrem Partner, welche Unruhe Sie spüren. Geben Sie sich gegenseitig mehr Spielraum für die Suche nach dem eigenen Ich. Bleiben Sie sich dabei loyal verbunden: »Wir beide suchen uns selbst und hindern uns nicht daran«. Vereinbaren Sie, darüber im Gespräch zu bleiben und sich gegenseitig an den Suchbewegungen teilhaben zu lassen. Bekräftigen Sie Ihre Treue und Ihr Vertrauen in den anderen mit deutlichen Worten. Tun Sie das jetzt besonders oft und besonders liebevoll. Ihre Partnerschaft wird sich dadurch langsam weiten und Ihnen beiden mehr Platz bieten. Während der Umbauphase Ihres Gutshofes kann es immer wieder vorkommen, dass Sie sich auf der Baustelle aus den Augen verlieren. Beide entwickeln sich weiter, aber nicht automatisch aufeinander zu. Tauschen Sie deshalb immer wieder einmal Ihre Zimmer. Berichten Sie sich, was in Ihnen vorgeht. Lassen Sie sich auf die Verrücktheiten des anderen ein, so fremd und eigenartig sie Ihnen auch vorkommen mögen.
Orientieren Sie sich an folgender Regel: Unsere Erkenntnis der Beziehung ist nie umfassend. Aber unsere Beziehung bietet genug Raum für ständig wachsende Erkenntnis.
Behalten Sie geduldig das Bild von Ihrem größeren, prachtvoll erweiterten und renovierten Gutshof vor Augen. Orientieren Sie sich an der Devise: »Langsam entflechten ist besser als zerreißen.« Auch wenn Sie eine ganze Weile damit zubringen müssen – Sie kommen damit um viele schreckliche Erfahrungen im Finsterwald herum.
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Die vierte Wohnung der Liebe:
Der Finsterwald
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In der Lage, in die du dich gebracht hast,
gibt es keinen Gewinn mehr.
Die Dame bedroht deinen König.
Wenn du dich aus dem Schach herausbewegst,
nimmt sie den Turm. Sinne vielmehr darauf,
jemandem nahe zu sein, der gute Dienste tut. Stell dir vor, wie du dich aus deinen
eigenen Vorstellungen lösen kannst.
Versuche zu verlieren.
Rühre keinen Finger für Macht oder Einflussnahme.
Lauf ins Feuer des einsichtsvollen Wahrnehmens.
Spiel dieses Spiel, weil du liebst und weil Spielen Liebe ist.
Dschelaleddin Rumi
|215| Ihr simplify-Traum: Der Finsterwald
Bisher sind Sie jedes Mal aus einem Traum erwacht. Aber dieser Traum ist anders. Sie sehnen sich danach, aufzuwachen. Sie schreien um Hilfe, rufen den Tag herbei, aber Sie bleiben gefangen im Dunkel. Sie fühlen, dass es längst Tag ist. Aber hierher, tief unten im dichten Unterholz, über Ihnen schier endlos hohe schwarzgrüne Tannen und großblättrige unbekannte Gewächse, hierher dringt kein Lichtstrahl mehr. Zitternd kauern Sie auf der feuchten Erde und versuchen, sich zu erinnern.
Es hatte Sie hierher gezogen. Eine Kraft, die Sie noch nie erlebt hatten und die Ihnen doch so vertraut vorgekommen war. Warum, fragen Sie sich, mussten wir diesen herrlichen Gutshof aber auch so nah an diesem düsteren Wald bauen! Jahrelang hatten Sie die dunklen Tiefen des unbekannten Waldgebiets direkt hinter Ihrem Schlafzimmer kaum interessiert. Man hatte Sie sogar davor gewarnt. Sie waren damals ein paar Mal kurz hineingegangen, hatten nichts Aufregendes entdeckt und schnell wieder aus dem trüben Halbdunkel der Baumriesen hinausgefunden auf die sonnigen Äcker und Wiesen, die Sie so lieben.
Aber irgendwann schlich sich dieses Gefühl ein, dass da draußen im Finsterwald etwas auf Sie wartete, was so nicht im Gutshof zu haben war. Erst war da dieses leise Unbehagen gegenüber dem Vertrauten. Es ging nicht weg, es blieb und wuchs. Es sorgte für Unruhe in Ihrem Inneren, rumorte in Ihnen, drängte, lockte, zog Sie weg. Sie versuchten, es zu ignorieren, aber eine Sehnsucht nach mehr Leben machte sich in Ihnen breit. Obwohl Sie nicht wussten, wohin Sie diese führen würde und nach was Sie überhaupt suchen sollten, waren Sie bereit, dieser Sehnsucht zu folgen. Auch wenn Sie dabei alle Warnungen in den Wind schreiben und in diesen wilden Wald gehen mussten, um es herauszufinden. Allein. Denn das Seltsame dabei |216| war, dass der Mensch, den Sie lieben und mit dem Sie so vertraut zusammenleben, Ihnen gleichzeitig fern und fremd vorkam. Er schien nicht einmal zu bemerken, dass Sie nach und nach immer wieder kleine Ausflüge in den Finsterwald unternahmen. Bis Sie eines Tages darin
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