Sind Sie hochsensibel?
begann, nachdem er diese Nachricht erhalten hatte und die Einseitigkeit seiner introvertiert spirituellen Zurückgezogenheit erkannte.
Vier Möglichkeiten die Welt wahrzunehmen
Noch einmal: Niemand erreicht Vollständigkeit im Sinne von Vollkommenheit. Das menschliche Dasein, gebunden an den Körper, hat Grenzen. Wir können nicht gleichzeitig Licht und Schatten sein, männlich und weiblich, etwas bewusst und unbewusst tun. Ich glaube, dass wir eine Ahnung von Ganzheit haben. Viele Traditionen beschreiben sie als eine Erfahrung reinen Bewusstseins, das über alle Gedanken und Polaritäten hinwegreicht. Wir empfinden sie stark in der Meditation, und wenn unser Bewusstsein davon durchsetzt ist, kann sie zur Grundlage unseres Lebens werden.
Sobald wir jedoch in dieser unvollkommenen Welt agieren und dazu unsere unvollkommenen Körper benutzen, sind wir sowohl vollkommene als auch unvollkommene Wesen. Als unvollkommene Wesen leben wir immer nur eine Hälfte jeglicher Polarität aus. Eine Zeit lang sind wir introvertiert und müssen dann extravertiert werden, um ein Gleichgewicht herzustellen. Eine Weile sind wir stark, dann sind wir wieder schwach und müssen uns ausruhen. Das Leben zwingt uns dazu, zu jedem bestimmten Zeitpunkt eine begrenzte Daseinsform aushalten zu müssen. Man kann nicht sowohl Viehhirte als auch Feuerwehrmann sein. Die natürlichen körperlichen Grenzen tragen zu einer Beschränkung noch bei. Alles, was wir tun können, ist ständig zu versuchen, unser Gleichgewicht wieder zu gewinnen.
Oftmals muss die zweite Lebenshälfte die erste ausbalancieren. Vielleicht hat uns die eine Lebensweise erschöpft oder über die MaÃen gelangweilt, nun müssen wir das Gegenteil ausprobieren. Der schüchterne Mensch macht sich auf den Weg zum Alleinunterhalter. Wer hingebungsvoll für andere da war, fühlt sich ausgebrannt und fragt sich, wie er oder sie jemals so abhängig von dieser Rolle werden konnte.
Im Allgemeinen muss alles, was bis dahin unser bevorzugtes Gebiet gewesen ist, durch das Gegenteil ausbalanciert werden, durch das, was wir nicht gut können oder wovor wir Angsthaben. Eine Polarisierung, von der die Jungianer sprechen, besteht in den zwei unterschiedlichen Arten, wie wir Informationen aufnehmen: Durch den Realitätssinn , bestehend aus Empfindungen und Sinneswahrnehmungen, die nur die Tatsachen dokumentieren. Oder durch den Möglichkeitssinn , vermittelt durch Ahnungen und Intuition, die auch die unterschwellige Bedeutung einer Tatsache aufspüren. Eine andere Polarisierung liegt in den beiden Möglichkeiten, die Informationen, die wir aufgenommen haben, unterschiedlich zu bewerten. Das passiert, indem wir sie entweder gedanklich ordnen (basierend auf Logik beziehungsweise auf dem, was universell wahr zu sein scheint) oder fühlen (was auf persönlichen Erfahrungen basiert beziehungsweise auf dem, was wir selbst oder andere, die uns nahe stehen, für gut befinden).
Jeder von uns hat unter diesen vier Funktionen sein Spezialgebiet â Empfinden, Ahnen, gedankliches Ordnen und Fühlen. Bei HSM ist es oft die Intuition. Gedankliches Ordnen und Fühlen sind Fähigkeiten die vor allem HSM gut beherrschen. 133 Wenn Sie jedoch introvertiert sind wie 70 Prozent aller HSM, dann werden Sie sich vor allem auf Ihr Innenleben konzentrieren.
Es gibt Tests, die dazu entwickelt wurden Ihnen zu verdeutlichen, welches Ihr Spezialgebiet ist. C. G. Jung aber dachte, dass wir mehr dadurch lernen können, wenn wir gerade die Funktionen genauer unter die Lupe nehmen, die wir überhaupt nicht beherrschen. Das ist nämlich die Funktion, die uns regelmäÃig demütigt. Wann fühlen Sie sich unsicher? Wenn Sie logisch denken möchten? Oder wenn Sie sich entscheiden müssen, wie Sie persönlich über eine Sache denken? Wenn Sie unterschwellige Abläufe intuitiv verstehen wollen? Oder wenn Sie bei den Tatsachen und deren Details bleiben müssen, ohne diese ausprobieren zu können, kreativ zu werden oder sich ihrer Vorstellungskraft zu überlassen?
Niemand wird in gleicher Weise fähig sein alle vier Funktionen zu nutzen, aber laut Marie-Louise von Franz, die einen langenAufsatz über die Entwicklung der âinferioren Funktionâ 134 geschrieben hat, ist die Arbeit an der Stärkung des schwachen und minderwertigen Teils unseres Selbst ein besonders wertvoller Weg in Richtung Ganzheit. Diese
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