Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
fahre, und bieten im Supermarkt an, meine Einkäufe zu bezahlen, wenn ich mal wieder mein Geld vergessen habe. Die Magie des weißen Kleides.
Ich bin froh, dass ich sie entdeckt habe, denn dadurch habe ich nicht nur einmal im Leben den schönsten Tag meines Lebens. Ich habe ihn, sooft ich will, weil ich weiß, dass es nicht auf den Mann, sondern aufs Kleid ankommt.
Zum Glück, denn wenn man sich auf die Männer verlassen müsste, käme ich nie zu einem weißen Kleid. Jahrelang hatte ich gedacht, ach was gedacht, über Wasser gehalten hatte ich mich mit dem Gedanken, dass man nur auf die zweite Runde der geschundenen Geschiedenen warten müsse. Und dann wie bei Sterntaler: Schürze auf und Goldstücke einsammeln. Ein bisschen polieren, und schon sehen sie aus wie neu.
So weit die Theorie, von der leider absolut überhaupt gar nichts stimmt. Meine schwer vermittelbaren Freundinnen und ich könnenweiterhin zwischen beziehungsgestörten Informatikern oder Eine-Welt-Laden-Besitzern wählen. Wenn überhaupt.
Kollege K. dagegen, frisch geschieden, kann sich aussuchen, ob er die Astrophysikerin daten möchte oder doch lieber die Hirnforscherin, die gerade in der Carnegie-Hall ihr erstes Klavierkonzert gibt. Oder beide. Völlig egal. Der Mann hat die freie Auswahl. Als hätte er durch seine Scheidung einen neuen Spiellevel erreicht. Vielleicht ist eine Scheidung für den Mann, was ein weißes Kleid für die Frau ist.
Sieht aus, als müsste ich mir bald einen neuen Schrank kaufen.
Lieber Schweinegrippe als Pärchenvirus
Die Krise lässt uns alle näher zusammenrücken. Manche von uns sogar sehr nah. Wenn das so weitergeht, werden Singles am Ende des Winters selten und kostbar sein wie schwarze Trüffeln.
Denn selbst das letzte verbeulte Töpfchen scheint dieser Tage seinen Deckel zu finden. Und auch wenn die Deckel nicht in allen Fällen passen und das arme Töpfchen ständig überkocht und die Herdplatte ruiniert – egal. Dann dreht man die Temperatur eben ein bisschen runter. Wo waren diese Deckel eigentlich die ganze Zeit? Und was ist aus der Singlehauptstadt geworden? Frau Zeh zum Beispiel hat sich dazu entschieden, an jedem freien Tag und an den Wochenenden mit einem gewissen John in London zusammenzurücken. Die Senatorin hat immerhin noch in der Woche für ihre alten Freunde Zeit. Am Wochenende aber muss sie jetzt immer ganz viel arbeiten. Wir anderen wissen natürlich, dass es da diesen Mann gibt, mit dem sie ihre Wochenenden heimlich auf dem Golfplatz verbringt. Auf dem Golfplatz! Golf war bislang für sie etwas, das vier Räder und eine Servolenkung besitzen musste.
Wenn man sich im entfernteren Bekanntenkreis umschaut, sieht es nicht besser aus. Eben noch rundum zufriedene Dauersingles tun plötzlich so, als hätten sie ihr Leben lang Wellness-Wochenenden mit Partnerbadewanne geplant. Es ist ein bisschen wie früher in der Schule, wenn die Mannschaften für Völkerball gewählt wurden. Werhäufiger als einer der Letzten auf der Bank bleibt, kommt irgendwann in Erklärungsnot. Da kann man hundertmal behaupten, dass es auf der Bank viel schöner ist, weil man da keinen Ball auf die Nase kriegt.
Es ist ja normal, dass man im Herbst häuslich wird, Kerzen aufstellt, Wolldecken auf die Sofalehne legt, die Heizung auf die höchste Stufe dreht, das Weihnachtspotpourri ins Gästebad stellt und sich einen Mann sucht. Doch dieses Jahr ist es anders, sie meinen es ernst. Sie suchen nicht nur den Mann, sondern gleich noch die dazu passende Doppelhaushälfte, Einbauküche und den Plasmafernseher, vor dem sie Singstar-Abende mit den anderen Pärchen verbringen. Die bringen dann Quiche mit oder Crème brûlée oder den Singlefreund aus München. An diesen Abenden denkt man dann, dass so eine Quiche verdammt gut schmeckt und das neue Biedermeier so schlecht gar nicht ist. Und vielleicht hat sich wieder ein Pärchen gefunden. Das Pärchenvirus verbreitet sich zurzeit schneller als die Schweinegrippe. Dabei legen sie ein Tempo vor, dass einem schwindlig werden kann. Alles passiert im Schnelldurchlauf, als müssten die letzten vier Singlejahre in wenigen Wochen wettgemacht werden. Da wird nicht mehr befühlt und getestet oder umgetauscht. Einige Programmpunkte werden gleich ganz gestrichen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mehrere Pärchen, die direkt nach dem ersten Händeschütteln schwanger geworden sind. Das ist dann das wahre Wunder der Geburt.
Dass es wieder so weit ist, eine Freundin also die Seiten gewechselt
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