Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
hat, merkt man übrigens daran, dass die alte Schnapsdrossel bei der Essenseinladung plötzlich alkoholfreien Sekt aus der Tasche zieht. Und wo bleiben die schwarzen Trüffeln? Hoffe, dass kein Schwein sie findet.
Nennen Sie es ruhig Wahnsinn
Singlewohnungen sind toll. In einer Singlewohnung kann man Rüschenkissen auf dem Bett drapieren und Troddelquasten an den Gardinen. An den Haken im Badezimmer hängt nur der pinkfarbeneMorgenmantel aus Seide. Nicht auch noch ein fusseliger Bademantel mit langen Ziehfäden, den der Träger irgendwann in irgendeinem Hotel hat mitgehen lassen. Auch steht nicht Nivea-Aftershave auf dem Badezimmerregal neben Duschgelproben von der letzten Dienstreise, sondern Dior-Augencreme und eine ganze Batterie von ebenso wunderschönen wie dringend benötigten Tiegeln und Töpfen.
Weit und breit kein Antischuppenshampoo aus dem Supermarkt. Im Kühlschrank: Champagner, Putenbrust, fettarmer Joghurt, Nagellack, Nachtcreme. Kein No-Name-Schinken. Kein Pilsner Urquell. Kein Harzer Roller. Keine längst abgelaufenen Grillsoßen. Auch die Wohnung ist sauber. Und wenn sie es mal nicht ist, ist das eine selbst gewählte Unordnung. Selbst gewählte Unordnungen sind nicht zu vergleichen mit den willkürlichen in einer Paarbeziehung. Denn Männer haben einen angeborenen Sehfehler, wenn es ums Putzen geht. Das ist kein Vorurteil, sondern langjährige Erfahrung. Männer sehen Schmutz nicht. Wenn sie das Badezimmer putzen sollen, dann kann man seine Augencreme drauf verwetten, dass sie vergessen, die Flecken vom Badezimmerspiegel zu wischen. Sie polieren auch nie die Kacheln, weil sie denken, dass diese selbstreinigend sind, falls sie überhaupt darüber nachdenken.
Ebenso wie sich Geschirr von selbst in die Spülmaschine räumt und die Staubschicht auf dem Kühlschrank irgendwann von ganz allein verschwindet. Ein Konflikt, den nur eine Putzfrau entschärfen kann; Putzfrauen sind die Blauhelmtruppe in einer Pärchenwohnung. Sicher, es gibt auch Männer, die einen tollen Geschmack haben und sauber sind, nur haben die meist wenig Lust, mit Frauen zusammenzuziehen. Sie halten sich an die Männer, die ähnlich reinlich und ästhetisch sind wie sie. Für uns Frauen bleiben dann nur die kleinen Ferkel. Nicht zu vergessen, dass er ja auch ein Vorleben hatte. Sprich: Sperrholzmöbel aus der Studentenzeit, von denen er sich aus sentimentalen Gründen nicht trennen will. Nennt man das eigentlich noch Zusammenziehen, oder ist das schon betreutes Wohnen?
Nun gibt es Situationen (der Winter war lang und kalt, die Wärmflasche zu schnell abgekühlt, die Handwerker werden auchimmer teurer, Mitleid – der Mann soll es auch mal schön haben), die eine gemeinsame Wohnung sinnvoll erscheinen lassen. Die Miete kostet nur noch halb so viel, dafür gibt es Unordnung und Schnarchen gratis.
So, und jetzt muss ich Umzugskisten packen für die neue, große Wohnung, in die ich mit meinem guten Bekannten ziehe. Nennen Sie es ruhig Wahnsinn. Ich nenne es Barmherzigkeit.
Frauen sammeln, Männer gehen joggen
Ich lebe neuerdings im Epizentrum. In einem kiezgewordenen Müttergenesungswerk. Im Baby-Belt von Prenzlauer Berg. Vor meinem Umzug gab es in meiner Nachbarschaft immerhin noch Drogendealer, Hunde ohne Steuermarken und die Säufer vom Helmholtzplatz. Meine neuen Nachbarn saufen auch: Carokaffee und Sanddornsaft. In den Schaufenstern meiner Straße stapeln sich Babylandhausmöbel und Babylandhausmöbelaccessoires: weiß, gepunktet oder gestreift. So ist es eben. Der Kopf ruft Eames-Chair, doch die Hormone sind lauter: Sie schreien: Polka Dots und ein weißes schmiedeeisernes Herz für die Wand!
Die Frauen in meiner neuen Straße sitzen ab morgens mit dem Nachwuchs in Cafés, die Männer joggen in Scharen durch den Park. Und niemand weiß, ob die wirklich Sport machen oder einfach nur für ihre Flucht trainieren. Vielleicht haben sie aber auch mal wieder nicht richtig zugehört und verwechseln Joggen mit Jagen. Frauen sammeln, Männer gehen joggen. Wenn Männer nicht joggen, fahren sie in Kombis herum.
Die Frühstückscafés hier heißen »Fruchtbar«, und es würde mich nicht weiter wundern, wenn sich in einer der Seitenstraßen noch das Einkaufszentrum »Pla-Center«, die Bäckerei »Mutterkuchen« oder der Friseursalon »Kaiserschnitt« versteckten. Es ist eine Ecke Berlins, in der selbst Müttern die Mütter auf die Nerven gehen. Beste Voraussetzungen also, dass ich mich hier so richtig heimisch fühle.
Und als ich
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