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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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der plötzlichen Kehrtwende des BÜRGERS zurechtzukommen.
»Er ist zu gesprächig, stimmt’s, Sir? Spione wollen
schließlich nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, oder? Das
liegt nicht in ihrem Interesse. Außerdem ist er ein Ingenieur,
der laut Vertrag für die Flotte arbeiten soll, aber das Schiff
hat das Unternehmen gebaut, für das er regelmäßig
arbeitet. Warum also sollten sie es ausspionieren wollen? Und er kann
auch kein Berufsagitator sein, denn die haben Besseres zu tun, als in
Hotelbars herumzuschwätzen.« Als er innehielt, war ihm eine
Spur von Selbstzufriedenheit anzumerken.
    »Flott vorgetragen. Schade nur, dass ich dir nicht Recht
geben kann.«
    Wassily schluckte schwer. »Aber ich dachte, Sie hätten
gesagt, er sei kein…« Er verschluckte den Rest. »Sie
meinen, er bemüht sich zu sehr, nicht wie ein Spion zu wirken,
zieht die Aufmerksamkeit in Bars auf sich, diskutiert über
Politik, alles Dinge, die ein Spion nicht machen würde – so
als wollte er unseren Verdacht entkräften?«
    »Sehr gut«, bemerkte der Kurator. »Allmählich
lernst du, wie ein Kurator zu denken! Merk dir bitte, dass ich nie
gesagt habe, Mr Springfield sei kein Spion. Ebenso wenig habe ich
behauptet, er sei einer. Durchaus möglich, dass er einer ist;
ebenso gut möglich, dass er keiner ist. Jedenfalls werde ich
nicht eher ruhen, bis du diese Frage so oder so entschieden hast,
verstehst du?«
    »Ich soll beweisen, dass er kein Spion ist – Sie
möchten einen Beweis seiner Unschuld?« Wassily schielte
fast vor Anstrengung, den Gedankengang des BÜRGERS
nachzuvollziehen. »Aber das ist doch gar nicht
möglich!«
    »Genau!« Der BÜRGER brachte ein dünnes
Lächeln zustande und klopfte seinem Untergebenen auf die
Schulter. »Folglich wirst du einen Weg finden müssen, einen
Beweis seiner Schuld vorzulegen, nicht wahr? Und das ist auch dein
Auftrag für die absehbare Zukunft, angehender Prokurator Muller.
Du wirst zu beweisen versuchen, dass der dubiose Besucher von heute
Morgen kein Spion ist – oder aber so viel Beweismaterial
für seine Schuld zusammentragen, dass eine Festnahme
gerechtfertigt ist. Komm schon! Bisher bist du doch schier geplatzt
vor Ungeduld, aus diesem düsteren Verlies herauszukommen und ein
bisschen was von der Hauptstadt zu sehen. Soweit ich weiß, hast
du es erst letzte Woche erwähnt, nicht wahr? Das ist die
Gelegenheit für dich. Außerdem denk mal daran, was du
später alles diesem Weiberrock erzählen kannst, dem du hier
von Anfang an nachgestellt hast!«
    »Äh… Es ist mir eine Ehre«, erwiderte Wassily,
der irgendwie so aussah, als hätte es ihm die Sprache
verschlagen. Als junger Offizier, der nach seiner jüngst
abgeschlossenen Schulausbildung immer noch so unverbraucht und naiv
war, dass er die Welt rosarot sah, blickte er voller Ehrfurcht zum
BÜRGER auf. »Sir, darf ich in aller Bescheidenheit nach dem
Grund fragen? Ich meine, warum gerade jetzt?«
    »Weil es an der Zeit ist, dass du mehr lernst, als bei
Sitzungen des Ausschusses Protokoll zu führen«, erwiderte
der BÜRGER. Die Augen hinter der Brille funkelten, und der
Schnauzbart zitterte so, dass selbst die gewachsten Zwirbel ins
Schwanken gerieten. »Für jeden Offizier kommt einmal der
Tag, an dem er die volle Bürde seiner Pflichten auf sich nehmen
muss. Ich nehme an, dass du aufgrund der endlosen Berichte, die du
zusammengefasst hast, zumindest eine Grundvorstellung davon hast, wie
diese Arbeit anzugehen ist. Jetzt ist es an der Zeit zu prüfen,
ob du ihr gewachsen bist, nicht wahr? Und der Auftrag ist nicht
sonderlich gefährlich, wie ich anmerken möchte. Ich schicke
dich nicht gleich zur Verfolgung der Revolutionäre hinaus, haha.
Also wirst du heute Nachmittag ins zweite Untergeschoss gehen, um
dich auf die verdeckte Arbeit vor Ort vorzubereiten, und morgen damit
beginnen. Von übermorgen an will ich jeden Tag als Erstes einen
Bericht auf meinem Schreibtisch sehen. Zeig mir, was in dir
steckt!«
     
    Am nächsten Morgen erwachte Martin in aller
Herrgottsfrühe von einem Klopfen an seiner Tür.
»Telegramm für Master Springfield!«, rief ein
Botenjunge. Martin streifte sich einen Morgenmantel über und
öffnete die Tür einen Spalt weit. Nachdem der Bote das
Telegramm hindurchgereicht hatte, leistete Martin hastig eine
Unterschrift, zog die Nachricht heraus und gab den abgezeichneten
Umschlag zurück. Blinzelnd und mit schlaftrunkenen Augen nahm er
das Telegramm mit zum Fenster und öffnete die Läden. Es war
eine

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